Es ist was es ist

Berichte über Klimaphänomene lesen sich vielfach wie eine pausenlose Rekordjagd. Deshalb scheuen sich viele von uns schon, Höchsttemperaturen und andere Maximalphänomene als Rekorde zu benennen, sind doch Rekorde normalerweise positiv belegt.

Dessen ungeachtet ist das zu Ende gehende 2024 auf dem besten Weg, das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen zu werden. (Ähnliches kann man von fast allen Jahren der jüngeren Vergangenheit sagen.)

Viel wichtiger erscheint mir, von den magischen Durchschnittszahlen der Erderwärmung (laut Daten des EU-Klimadienstes Copernicus liegen wir heuer weltweit im Schnitt 1.3 Grad über dem vorindustriellen Niveau) auf die lokalen Auswirkungen der Erhitzung zu schauen. Und die sind regional ganz unterschiedlich, wie jetzt auch eine Veröffentlichung zeigt, die mit Hilfe des IIASA in Laxenburg entstanden ist.

In Regionen wie Zentralchina, Japan, Korea, der Arabischen Halbinsel, Ostaustralien und Teilen Südamerikas sowie der Arktis nimmt die Hitze deutlich schneller zu als die Durchschnittstemperaturen. Das zeigt sich an Hitzewellen, die nun viel häufiger auftreten als in der Vergangenheit.

Das „intensivste und konsistenteste Signal“ erhielt das Forschungsteam aus Nordeuropa. Dort führte eine Reihe von Hitzewellen 2022 zu rund 60.000 Todesfällen und 2023 zu 47.000 Todesfällen. Auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande waren von der Hitze betroffen, ebenso wie Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden, wo neue Höchsttemperaturen gemessen wurden.

Beachtlich ist, dass die Temperaturen in diesen Regionen schneller steigen als die Prognosen der Wissenschaft vorhergesagt haben. Der Vorwurf des Alarmismus, den man Forscherinnen und Forschern gern macht, geht also ins Leere. Eher müsste man Teilen der Wissenschaft in diesem Zusammenhang Verharmlosung vorwerfen.

Umgekehrt gibt es allerdings auch Regionen, die sich viel langsamer erwärmen als von den Modellen vorhergesagt. Dazu gehören weite Gebiete im Norden der USA und im Süden Kanadas, das Innere Südamerikas, ein Großteil Sibiriens, Nordafrika und Nordaustralien.

Unklar ist, was die lokalen Veränderungen antreibt oder bremst. Klar sind für den Hauptautor der Studie, Kai Kornhuber vom IIASA, jedoch die Konsequenzen: „Aufgrund ihres beispiellosen Charakters sind diese Hitzewellen in der Regel mit sehr schweren gesundheitlichen Auswirkungen verbunden und können verheerende Folgen für Landwirtschaft, Vegetation und Infrastruktur haben. Wir sind nicht darauf vorbereitet, und wir können uns möglicherweise nicht schnell genug anpassen.“

2025, geht es nach der Prognose des UK-Met Office weiter aufwärts mit den Temperaturen, obwohl El Niño nächstes Jahr eigentlich einen kühlenden Effekt haben sollte.

Es gibt allerdings auch Gründe, einen kühlen Kopf und Hoffnung zu bewahren. Der WWF zum Beispiel sammelt seit einiger Zeit bewusst „good news“ rund um Klima und Artenschutz. Lassen Sie sich auch von diesen positiven Projekten, etwa zur Wiederansiedlung des Störs in der Donau, Tigern in Bangladesch oder der Renaturierung von Seitenarmen der Drau  inspirieren.

Geosphere Austria: 2024 bisher wärmstes Jahr in Österreich – science.ORF.at

Bergsommer lieferte Temperaturrekorde – tirol.ORF.at

Dürres Ergebnis

UNO-Konferenz ohne verpflichtende Maßnahmen gegen Wüstenbildung

285 Milliarden Dollar: So hoch ist der Schaden, den durch Umweltzerstörung verursachte Dürren laut UNO pro Jahr auf unserem Planeten verursachen.

Dennoch endete die jüngste UNO-Konferenz zur Wüstenbildung in Saudi Arabien ohne verpflichtende Übereinkunft. Vor allem afrikanische Länder hatten auf ein verbindliches Protokoll gehofft.

Eine große Hürde bildet das Einstimmigkeitsprinzip, bei dem jeder Beschluss von allen 197 Vertragsstaaten genehmigt werden muss. Blockaden beim Klimaschutz verschärfen die Dürren zusätzlich, da längere und härtere Trockenperioden fruchtbare Böden austrocknen lassen.

Ein grüner Hoffnungsschimmer zeigt sich in der Sahelzone mit der „Großen Grünen Wand“. Da ist ein von Menschen gepflanzter Grüngürtel, der sich quer durch die Sahara erstreckt und einer weiteren Ausbreitung der Wüste entgegenwirken soll. Bis 2030 sollen dadurch 100 Millionen Hektar Böden wieder fruchtbar gemacht und 250 Millionen Tonnen CO2 aufgenommen werden. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt das Projekt seit 2020 mit rund 4,5 Millionen Euro.

https://orf.at/stories/3378981

Raschere Erderwärmung als prognostiziert

Neue Berechnungen mit Künstlicher Intelligenz

Europa droht bis 2060 eine Temperaturerhöhung von mindestens drei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Werten, wenn der Treibhausgasausstoß weiter steigt. Das zeigt die KI-gestützte Analyse eines Forscherteams. Die Prognosen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz sehen eine raschere Erwärmung als bisher angenommen.

Europa erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt: 2023 war es am Kontinent bereits 2,3 Grad wärmer, während der globale Durchschnitt bei 1,48 Grad lag. Bis 2060 könnten 26 von 34 weltweit untersuchten Regionen, darunter vier in Europa, die Drei-Grad-Grenze überschreiten.

https://orf.at//stories/3378597

Kurz gemeldet

Das Klimaschutzministerium hat den endgültigen Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) an die EU-Kommission übermittelt. Er ähnelt stark der Version, die bereits im August verschickt wurde, und hat zum Ziel, die Emissionen um 46-48 Prozent zu senken.

https://orf.at/stories/3379463

Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) sind 50% der Mangrovenwälder in schlechtem Zustand und 20% stark gefährdet. Im Haus des Meeres in Wien gelang erstmals eine Nachzucht von Mangroven, die auf die Bedeutung und Bedrohung der einzigartigen Wälder aufmerksam machen sollen.

Einzigartige Ökosysteme: Hälfte der Mangrovenwälder in Gefahr – science.ORF.at

Über Jahrtausende hat die arktische Tundra Kohlenstoffdioxid im gefrorenen Boden und in Bäumen gespeichert. Nun gibt sie einem Bericht zufolge mehr CO2 in die Atmosphäre ab, als sie aufnimmt. 

US-Klimabehörde: „Dramatische Veränderungen“ in Arktis – science.ORF.at

Hörtipp:

Lithium aus der Andenregion

Lithium-Batterien sind das neue Öl, prophezeite Elon Musk 2022, als die Preise für das Metall in die Höhe schossen. Lithium ist entscheidend für die grüne Transition und perfekt für langlebige Batterien von E-Autos.

Über die Hälfte der weltweiten Lithiumvorkommen werden im „Lithiumdreieck“ vermutet: dem Norden Chiles, Argentiniens und dem Süden Boliviens.

Argentiniens Präsident Javier Milei erlaubt ausländischen Unternehmen den Zugang zu Lithium, während Bolivien auf Verstaatlichung setzt. Chiles Regierung unter Gabriel Boric verfolgt einen Mittelweg über öffentlich-private Partnerschaften, die das ganze Land am „weißen Gold“ teilhaben lassen wollen.

In vier Teilen beleuchtet das RADIOKOLLEG die Hintergründe des Lithiumabbaus im Länderdreieck.

Lithium aus der Andenregion (1), 09.12. | Ö1 | ORF-Radiothek

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