Schlagwort: Grenzabgabe

Grenzüberschreitende CO2-Abgabe

Es war nur eine kleine Meldung Ende Mai, die noch dazu etwas rätselhaft wirkte: Die EU überdenkt ihre Regeln für die CO2-Grenzabgabe. Dahinter steht aber ein sehr wichtiges Projekt zum Schutz der heimischen Industrie. Ab 2026 müssen Unternehmen, die etwa Eisen, Stahl, Aluminium oder Zement in die EU liefern ebenso für den CO2-Ausstoß bei der Produktion ihrer Waren zahlen wie europäische Unternehmen jetzt schon. Die Kommission nennt das Projekt Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM).

In der Praxis müssen sich die Importeure um die CO2-Zertifikate kümmern, was den Preis der Produkte natürlich verteuert und damit zu einem gerechteren Wettbewerb führt. Die CO2-Abgabe – und das ist das Neue – greift allerdings nur bei Importen in großem Stil, wenn nämlich über 50 Tonnen eines Produkts pro Jahr eingeführt werden. Damit sind 90 Prozent der Importeure von der Grenzabgabe ausgenommen, trotzdem erreicht der Treibhausgas-Ausgleich 99 Prozent der in der Regelung erfassten Emissionen aus Importen.

Die Ausnahmen verringern den bürokratischen Aufwand für Klein- und Mittelbetriebe, was angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Situation durchaus sinnvoll ist und Augenmaß beweist.

Potential für einen Missbrauch der Regelung gibt es natürlich: So könnten Betriebe ihre Importe in kleinere Menge splitten, Kleinimporteure haben durch die Ausnahme von der CO2-Abgabe einen Preisvorteil. Auch befürchten manche, dass Klein- und Mittelbetriebe dadurch weniger Anreiz hätten, ihre Lieferketten zu de-karbonisieren oder umweltfreundlichere Produkte zu importieren. Dies könnte den Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in bestimmten Sektoren verlangsamen, wie NGOs meinen.

Es wird also auch bei der CO2-Grenzabgabe robuste und transparente Kontrollmechanismen brauchen, damit das grundvernünftige Vorhaben nicht aufgeweicht wird.

Papier statt Elektroschrott

Recycling-Lösung aus Österreich

Franziska Kerber, eine junge österreichische Industriedesignerin, hat eine innovative Lösung für elektronische Bauteile entwickelt. Sie verwendet in ihrem Projekt PAPE Papier statt Kunststoff und Glasfaser, was den Recyclingprozess stark vereinfacht.  Anstelle des üblichen Schredderprozesses, bei dem wertvolle Materialien auf Leiterplatten verloren gehen, ermöglicht PAPE ein gezieltes Auflösen der Bauteile. So können Platinen – und bei Verwendung recycelbarer Leiterplatten auch elektronische Komponenten – als Ganzes zurückgewonnen und weiterverwendet oder recycelt werden. Diese Erfindung hat Kerber einen Platz unter den Top 10 Innovatoren des Young Inventors Prize 2025 eingebracht, der Mitte Juni verliehen wird.

Jährlich fallen etwa 62 Millionen Tonnen Elektroschrott an, davon kommen laut UN-Agentur für digitale Technologien nur 22 % ins Recycling. Elektronische Kleingeräte wie Router und Rauchmelder landen besonders oft im Hausmüll.

Kunststoffrecycling: nicht genügend

Österreich hinkt Vorgaben hinterher

Österreich steht vor der Herausforderung, die EU-Vorgabe von 50 Prozent Kunststoffrecycling bis Ende des Jahres zu erreichen. Das bedeutet fast eine Verdoppelung der aktuellen Quote. Eine Werbekampagne soll die Bevölkerung deshalb zum Mülltrennen motivieren.

Während Österreich bei Papier, Glas und Aluminium die EU-Quoten übertrifft, liegt die Kunststoffrecyclingquote derzeit bei 27 Prozent. Eine neue EU-Verpackungsverordnung soll ab 2030 das Recycling weiter erleichtern.

https://orf.at//stories/3395596

Rasant auf die 1,5 Grad zu

Neue Klimadaten aus Graz

Die 1,5-Grad-Grenze der Erderwärmung wird laut neuen Berechnungen der Universität Graz früher erreicht als bisher angenommen. Ein neues System zur Überwachung der Klimaziele zeigt, dass der Wert bereits 2028 überschritten werden könnte, mit einer Unsicherheit von plus/ minus 2 Jahren. Die Forschenden des Wegener Center haben einen neuen Referenzdatensatz entwickelt, der eine um sechs Prozent stärkere Erwärmung der globalen Lufttemperatur aufzeigt als bisher angenommen. Der jüngste Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) war noch von einem Erreichen der 1,5-Grad-Grenze zwischen 2030 und 2035 ausgegangen.

Der Datensatz und weitere Informationen sind über das Webportal Graz Climate Change Indicators – ClimateTracer zugänglich.

https://science.orf.at/stories/3230493

Kurz gemeldet

Eine internationale CO2-Abgabe scheint zwar in weite Ferne gerückt. Eine Umfrage mit 41.000 Menschen aus 20 Ländern zeigt allerdings, dass die Zustimmung in der Bevölkerung zwischen 70 und 94 Prozent liegt.

https://science.orf.at/stories/3230567

Wenn es gelingt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad einzudämmen, dann könnte doppelt so viel Gletschereis gerettet werden wie bei einem Temperaturanstieg um 2,7 Grad. 

https://science.orf.at/stories/3230478

Hörtipp:

Elektroschrott. Ressource und Problem

Was in entsorgten Geräten an Wert drinnen steckt, dokumentiert MOMENT-NACHHALTIG LEBEN in einer Reportage. Allein zehn Millionen nicht mehr benutzte Handys sollen in österreichischen Schubladen, Abstellkammern und Kellerabteilen lagern. Dabei enthält eine Tonne alter Handys mehr Gold als eine Tonne Golderz.

https://oe1.orf.at/programm/20250603/797214/Elektroschrott-Ressource-und-Problem