Schlagwort: IPCC

Übertrieben? Ganz und gar nicht!

Ich habe mir im Sommer die Mühe gemacht, unterschiedlichste Prognosen aus den bislang sechs Sachstandsberichten des Weltklimarats IPCC zusammen zu suchen. Und dabei hat sich ein Eindruck bestätigt, den ich seit langem hatte: dass nämlich alle Voraussagen des IPCC sehr zurückhaltend, vorsichtig und manchmal sogar untertreibend bis zur Verharmlosung sind. So prognostizierte der erste Sachstandsbericht von 1990 bei einem „Weiter-wie-bisher“-Szenario einen Temperaturanstieg von etwa 1°C bis 2025 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Tatsächlich stehen wir bei rund 1,5°C.

Der zweite Sachstandsbericht (1995) sprach von einer globalen Erwärmung von rund 2°C bis zum Jahr 2100, bei einer Bandbreite von 1 – 3,5°C.

Im dritten Sachstandsbericht von 2001 lag die Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts bereits auf einer Bandbreite zwischen 1,4 und 5,8°C. Ähnlich geht es in den weiteren drei Berichten weiter, auch in Sachen Meeresspiegelanstieg, aber ich will Sie nicht mit einem Zahlenwust überfrachten.

Nun kann man die Ungenauigkeit der Prognosen auch positiv sehen: Sie spiegeln die Weiterentwicklung der Klimamodelle wider, aber auch einen wissenschaftlichen Zugang, der unnötigen Alarmismus vermeidet und seine eigenen Ungewissheiten verantwortungsvoll abbildet.

Insofern überrascht es auch nicht, dass das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK bei anhaltend hohen Emissionen nun auch vor einem Zusammenbruch der nordatlantischen Umwälzströmung AMOC nach dem Jahr 2100 warnt. Diese Strömung transportiert Wärme Richtung Norden, während in der Tiefe kaltes Wasser Richtung Äquator fließt. AMOC ist für das milde europäische Klima verantwortlich. Bricht diese Klimamaschine zusammen, kommt es in Nordwesteuropa zu extremen Wintern und zu noch mehr Trockenheit im Sommer. Der Kipppunkt für eine drastische Verlangsamung der Umwälzströmung könnte schon Mitte des Jahrhunderts erreicht sein. Laut Stefan Rahmstorf vom PIK „unterschätzen die Standardmodelle das Risiko vermutlich“, u.a. weil sie das Abschmelzen des grönländischen Gletschers und damit den Süßwassereintrag zu wenig berücksichtigen.

Wir befinden uns also in einem riesigen Klimaexperiment. Die Versuchskaninchen sind wir selbst. Und der Ausgang ist trotz aller intelligenten Modelle ungewiss, vor allem, wenn wir auf dem bisherigen Emissionspfad weiter gehen.

Aber zumindest am Beginn der Meldungen habe ich auch gute Nachrichten für Sie.

Studie: Shutdown of northern Atlantic overturning after 2100

Ozonschicht erholt sich

Entgegen den Befürchtungen von Fachleuten wird sich die Ozonschicht über der Antarktis bis 2060/ 2070 vollständig erholen. Das zeigt ein Forschungsteam mit Beteiligung Grazer Wissenschafter.

Entdeckt wurde das Ozonloch über der Antarktis 1985. Verursacht hatten es Flur-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKWs), die 1987 verboten wurden.

Das Ozon in der Stratosphäre, 15 bis 30 Kilometer über der Erdoberfläche schützt die Erde, vom Menschen bis zum Plankton im Meer, vor der schädlichen UV-Strahlung. Die Ozonschicht wirkt aber auch beim Klima mit, weil sie atmosphärische Zirkulation der südlichen Hemisphäre beeinflusst und somit auch das Wetter und das Klima in anderen Regionen verändern kann.

Nach Zweifeln: Ozonschicht erholt sich doch – science.ORF.at

Gletscher ade, aber die Wasserversorgung ist sicher

Die Masse von Österreichs Gletschern wird sich in den nächsten 20 Jahren halbieren. Für die Trinkwasser- und Energieversorgung ist das allerdings kein Problem. Die schmelzenden Gletscher gleichen nämlich die längeren Trockenphasen aus, die mit dem Klimawandel einher gehen, sodass manche Flüsse wie die Ötz derzeit im Sommer mehr Wasser führen als früher.

Ende des Jahrhunderts dürften jedoch alle österreichischen Gletscher verschwunden sein.

Etwas schneller wird es den Hallstätter Gletscher treffen. Er dürfte schon 2030 Geschichte sein.

Wie rasch sich die Eismassen verflüchtigen, zeigt sich auch an der Verbindung zwischen Hallstätter und Schladminger Gletscher. Während österreichische Karten noch ein 400 Meter breites Band aus ewigem Eis ausweisen, schrumpfte der Schneeweg bis Mitte August auf eine Breite von zwei Meter. Das bringt nicht nur einer Hütte Probleme, sondern dem Tourismus auf dem Dachstein insgesamt.

Geradezu gigantisch mutet der Gletscherverlust im norwegischen Spitzbergen an. Dort schmolzen im Vorjahr rund 61 Gigatonnen ab. Dieser Verlust führte samt den Schmelzprozessen in der umliegenden Barentsee zu einem Meeresspiegelanstieg von rund 0,3 Millimeter, innerhalb nur eines Jahres.

Gletscherschmelze: Heimische Wasserversorgung vorerst gesichert – science.ORF.at

Jetzt geht’s um Anpassung

Leben mit dem Klimawandel

Im Vorjahr ist die mittlere Erdtemperatur erstmals über das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius gestiegen. Und der Anstieg wird in den nächsten Jahrzehnten aller Voraussicht nach voranschreiten. Deshalb plädieren viele dafür, sich stärker mit der Anpassung an die Erwärmung zu beschäftigen. Über entsprechende Szenarien haben WissenschafterInnen diese Woche auch in Laxenburg diskutiert. Es gehe trotzdem nicht darum, das Klimaziel aufzugeben, sondern um die Frage, wie wir nach einem overshoot die Temperatur wieder auf rund 1,5 Grad drücken können. IIASA-Direktor Hans Joachim Schellnhuber plädiert etwa für eine verstärkte Nutzung von Holz als CO2-Speicher. „Die beste Maschine, die erfunden wurde, um CO2 aus der Atmosphäre herauszufiltern, ist der Baum“, so Schellnhuber. Verstärkte Verwendung von Holz zum Bauen etwa könnte Kohlendioxid langfristig binden. Weil der Regen mit jedem Zehntelgrad an Intensität zunimmt, gehe es auch darum, die Böden zu entsiegeln, damit der Starkregen versickern kann.

https://science.orf.at/stories/3232249

Kurz gemeldet

Von 2001 bis 2024 ist die Erde deutlich dunkler geworden ist. Damit reflektiert sie auch weniger Sonnenlicht und heizt sich stärker auf.

Albedo: Erde reflektiert weniger Sonnenlicht – science.ORF.at

Laut einem Bericht des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat die Erde sieben von neun kritischen Belastungsgrenzen überschritten – eine mehr als im Vorjahr.

Planet Erde: Sieben von neun Belastungsgrenzen überschritten – science.ORF.at

Hörtipp

Künstliche Intelligenz und Klima

Künstliche Intelligenz und ihre Rechenzentren verschlingen große Mengen Strom. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht des Tech-Riesen Google zeigt zum Beispiel, dass KI den CO2-Abdruck des Unternehmens wieder stark wachsen lässt. Eine schöne CO2-neutrale Bilanz geht sich für viele Tech-Unternehmen trotzdem aus, weil sie Kompensationszertifikate kaufen. Diese Zertifikate sind umstritten, denn meist wird bei diesen Klimaschutzprojekten weniger Kohlendioxid eingespart als angenommen.


MATRIX hat sich angesehen, was wir über den Ressourcenverbrauch von KI wissen, wie die Tech-Konzerne bei ihren Nachhaltigkeitsberichten tricksen und wie die Firmen umweltbewusster werden könnten.

Ö1 – Radio – ORF Sound

Übertrieben? Ganz und gar nicht!

Ich habe mir im Sommer die Mühe gemacht, unterschiedlichste Prognosen aus den bislang sechs Sachstandsberichten des Weltklimarats IPCC zusammen zu suchen. Und dabei hat sich ein Eindruck bestätigt, den ich seit langem hatte: dass nämlich alle Voraussagen des IPCC sehr zurückhaltend, vorsichtig und manchmal sogar untertreibend bis zur Verharmlosung sind. So prognostizierte der erste Sachstandsbericht von 1990 bei einem „Weiter-wie-bisher“-Szenario einen Temperaturanstieg von etwa 1°C bis 2025 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau. Tatsächlich stehen wir bei rund 1,5°C.

Der zweite Sachstandsbericht (1995) sprach von einer globalen Erwärmung von rund 2°C bis zum Jahr 2100, bei einer Bandbreite von 1 – 3,5°C.

Im dritten Sachstandsbericht von 2001 lag die Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts bereits auf einer Bandbreite zwischen 1,4 und 5,8°C. Ähnlich geht es in den weiteren drei Berichten weiter, auch in Sachen Meeresspiegelanstieg, aber ich will Sie nicht mit einem Zahlenwust überfrachten.

Nun kann man die Ungenauigkeit der Prognosen auch positiv sehen: Sie spiegeln die Weiterentwicklung der Klimamodelle wider, aber auch einen wissenschaftlichen Zugang, der unnötigen Alarmismus vermeidet und seine eigenen Ungewissheiten verantwortungsvoll abbildet.

Insofern überrascht es auch nicht, dass das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK bei anhaltend hohen Emissionen nun auch vor einem Zusammenbruch der nordatlantischen Umwälzströmung AMOC nach dem Jahr 2100 warnt. Diese Strömung transportiert Wärme Richtung Norden, während in der Tiefe kaltes Wasser Richtung Äquator fließt. AMOC ist für das milde europäische Klima verantwortlich. Bricht diese Klimamaschine zusammen, kommt es in Nordwesteuropa zu extremen Wintern und zu noch mehr Trockenheit im Sommer. Der Kipppunkt für eine drastische Verlangsamung der Umwälzströmung könnte schon Mitte des Jahrhunderts erreicht sein. Laut Stefan Rahmstorf vom PIK „unterschätzen die Standardmodelle das Risiko vermutlich“, u.a. weil sie das Abschmelzen des grönländischen Gletschers und damit den Süßwassereintrag zu wenig berücksichtigen.

Wir befinden uns also in einem riesigen Klimaexperiment. Die Versuchskaninchen sind wir selbst. Und der Ausgang ist trotz aller intelligenten Modelle ungewiss, vor allem, wenn wir auf dem bisherigen Emissionspfad weiter gehen.

Aber zumindest am Beginn der Meldungen habe ich auch gute Nachrichten für Sie.

Studie: Shutdown of northern Atlantic overturning after 2100

Ozonschicht erholt sich

Entgegen den Befürchtungen von Fachleuten wird sich die Ozonschicht über der Antarktis bis 2060/ 2070 vollständig erholen. Das zeigt ein Forschungsteam mit Beteiligung Grazer Wissenschafter.

Entdeckt wurde das Ozonloch über der Antarktis 1985. Verursacht hatten es Flur-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKWs), die 1987 verboten wurden.

Das Ozon in der Stratosphäre, 15 bis 30 Kilometer über der Erdoberfläche schützt die Erde, vom Menschen bis zum Plankton im Meer, vor der schädlichen UV-Strahlung. Die Ozonschicht wirkt aber auch beim Klima mit, weil sie atmosphärische Zirkulation der südlichen Hemisphäre beeinflusst und somit auch das Wetter und das Klima in anderen Regionen verändern kann.

Nach Zweifeln: Ozonschicht erholt sich doch – science.ORF.at

Gletscher ade, aber die Wasserversorgung ist sicher

Die Masse von Österreichs Gletschern wird sich in den nächsten 20 Jahren halbieren. Für die Trinkwasser- und Energieversorgung ist das allerdings kein Problem. Die schmelzenden Gletscher gleichen nämlich die längeren Trockenphasen aus, die mit dem Klimawandel einher gehen, sodass manche Flüsse wie die Ötz derzeit im Sommer mehr Wasser führen als früher.

Ende des Jahrhunderts dürften jedoch alle österreichischen Gletscher verschwunden sein.

Etwas schneller wird es den Hallstätter Gletscher treffen. Er dürfte schon 2030 Geschichte sein.

Wie rasch sich die Eismassen verflüchtigen, zeigt sich auch an der Verbindung zwischen Hallstätter und Schladminger Gletscher. Während österreichische Karten noch ein 400 Meter breites Band aus ewigem Eis ausweisen, schrumpfte der Schneeweg bis Mitte August auf eine Breite von zwei Meter. Das bringt nicht nur einer Hütte Probleme, sondern dem Tourismus auf dem Dachstein insgesamt.

Geradezu gigantisch mutet der Gletscherverlust im norwegischen Spitzbergen an. Dort schmolzen im Vorjahr rund 61 Gigatonnen ab. Dieser Verlust führte samt den Schmelzprozessen in der umliegenden Barentsee zu einem Meeresspiegelanstieg von rund 0,3 Millimeter, innerhalb nur eines Jahres.

Gletscherschmelze: Heimische Wasserversorgung vorerst gesichert – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Erwärmt sich der Globus um 3 Grad, wird es auf der Alpennordseite eineinhalbmal so viele gefährliche Superzellengewitter geben, südlich erwartet man sich eine Zunahme um ein Drittel.

Superzellen: Mehr intensive Gewitter durch Erderwärmung – science.ORF.at

1 Million Hektar Land waren heuer in Europa bereits von Waldbränden betroffen. Durch die Erderwärmung werden Intensität und Häufigkeit derartiger Brände weiter zunehmen.

Attributionsanalyse: Erderwärmung verschärft Waldbrandgefahr – science.ORF.at

Hörtipp:

Was heimische Fischzucht nachhaltig macht

Obwohl Forellen Einzelgänger sind, dürfen in der Zucht bis zu 180 Tiere pro Quadratmeter gehalten werden. Als Raubfische benötigen sie ebenso wie Saiblinge als Futter Fischmehl, das meist aus Meeresfischen stammt. Wie beim Fleisch hat auch die Entscheidung für einen bestimmten Speisefisch eine ethische Komponente. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN hat sich angesehen, worauf man beim Kauf heimischer Fische achten soll, wenn man auf Nachhaltigkeit Wert legt.

https://oe1.orf.at/player/20250805/803630

Systemwende jetzt

8. April 2022

Das mediale Echo auf den dieswöchigen Bericht des Weltklimarats war „verhalten“, um es freundlich auszudrücken. Langfristige Entwicklungen verlangen Wiederholungen. Das ermüdet, im Vergleich zur adrenalingeladenen Aufregung durch punktuelle, chronikale Ereignisse. Auch wenn Aufregung angesichts des dritten Teils des 6. IPCC-Reports zu „Mitigation of Climate Change“ mehr als angemessen gewesen wäre. Deshalb hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung.

Im Bericht haben sich die rund 300 Autor:innen mit den Maßnahmen beschäftigt, die zur Eindämmung der Erderwärmung dringend nötig sind. Immerhin war der Treibhausgasausstoß zwischen 2010 und 2019 so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte, auch wenn sich die Wachstumsraten verlangsamt haben. So ist bis 2030 eine CO2-Reduktion (bzw. seiner Äquivalente) von 43 Prozent notwendig, bei einem angenommenen Emissionshöhepunkt im Jahr 2025. (Die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung verursachen übrigens 40 Prozent der weltweiten Treibhausgase.) Geht es ohne neue Maßnahmen weiter, ist die Erde im Jahr 2100 wahrscheinlich um 3,2 Grad wärmer.

Was ist aber nun zu tun?  Unsere Energieerzeugung muss wegkommen von fossilen Rohstoffen. Die Chance dazu ist längst da. Immerhin sind die Kosten für Solarenergie und Lithium-Ionen-Batterien seit 2010 um 85 Prozent gesunken, jene für Windanlagen um 55 Prozent. Auch Industriebetriebe können ihre Prozesse weg von Erdgas, hin zu erneuerbaren Gasen, etwa Wasserstoff, umstellen. Das sei zwar „herausfordernd, aber möglich.“

Ein großes Potential sieht der Bericht in Städten, etwa durch Umstieg auf Elektromobilität, aber auch im Gebäudebau. Durch klimafreundliche Neubauten und Renovierungen könnten bis 2050 rund 42 Prozent der Gebäudeemissionen eingespart werden.

Großes Potential hat auch die Landwirtschaft. Biologische und mit Kompost gedüngte Felder binden etwa 1.700 Kilogramm CO2 pro Hektar und Jahr, wie ich diese Woche in Ilse Hubers DIMENSIONEN über Biostädte gelernt habe. Mit Kunstdünger behandelte Flächen emittieren hingegen 2.000 Kilogramm. Es fehlt also nicht an Alternativen.

Der Weltklimarat hat übrigens auch vorgerechnet, dass ein großer Teil der notwendigen Maßnahmen relativ billig zu erreichen ist. So liegen die Kosten pro vermiedener Tonne Kohlendioxid unter 100 Euro, wenn wir den Treibhausgasausstoß bis 2030 auf die Hälfte von 2019 reduzieren wollen. Ein großer Anteil dieser Klimaschutzmaßnahmen komme zu einem Preis von unter 20 Euro „aus der Wind- und Solarenergie, von Verbesserungen der Energieeffizienz, weniger Zerstörung ökologischer Ressourcen und der Reduktion von Methan-Emissionen aus Kohle, Öl, Gas und Abfall.“

Und auch wenn es vor allem politischer Konzepte bedarf, um uns vor einem heißen Globus zu bewahren: Verhaltensänderungen, etwa durch weniger Fleischkonsum oder eine stärkere Nutzung von öffentlichem Verkehr, könnten den privaten Treibhausgasausstoß bis 2050 um 40 – 70 Prozent verringern.

Kosmetische Maßnahmen werden es allerdings nicht tun. Wir brauchen einen „Systemwandel“, wie der Südtiroler Klimaforscher Georg Kaser meinte. Denn die Zeit drängt. Wollen wir auch nur in die Nähe des 1,5 Grad-Ziels kommen, müssen wir bis 2050 klimaneutral sein. Lassen wir uns auf das 2 Grad-Experiment ein, haben wir noch bis 2070 Zeit.

Ich habe dieser Einleitung diesmal eine Menge unterschiedlichster Quellen und Kurzfassungen, von orf.on bis zu den scientists4future, angehängt. Einfach, weil es sich lohnt, sich mehr als nur ein paar Minuten mit unserer Zukunft zu beschäftigen.

Ihr

Franz Zeller

https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/

https://orf.at/stories/3257937/

https://science.orf.at/stories/3212384/

„Jetzt oder nie“: Klimabericht fordert radikale Einsparungen – news.ORF.at

Weltklimarat fordert sofortige drastische Einsparungen – Spektrum der Wissenschaft

https://www.bbc.com/news/science-environment-60984663

„Negativemissionen“

Kunstwort der Woche

Von Negativemissionen spricht man, wenn CO2 wieder aus der Atmosphäre geholt wird. Das braucht aber Energie und außerdem Platz, um es sicher zu speichern. Da wir laut IPCC-Autor:innen nur mehr eine Dekade haben, um den Klimaschutz auf Schiene zu bringen, könnten Negativemissionen zu einer Art Notfallprogramm werden, mit dessen Hilfe wir morgen die Treibhausgase von heute teuer wieder entfernen. Dass für die privatwirtschaftlichen Gewinne in der Gegenwart, in der Zukunft die Allgemeinheit zahlen wird müssen, ist absehbar.

Klimaerwärmung: Negativemissionen als Lösungsansatz – science.ORF.at

Hitze macht krank

2 Studien und 1 Kommentar

Zwischen 2030 und 2050 wird es weltweit jährlich 250.000 zusätzliche Todesfälle geben, die mit der Erderwärmung zu tun haben, so die WHO. Sie werden vor allem auf das Konto von Mangelernährung, Malaria, Durchfall und Hitzestress gehen.

Die Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe fördert zum Beispiel die Verbreitung von krankmachenden Pilzsporen oder verschlechtert die Gehirnleistung und die Lungenfunktion.

Extreme Temperaturen erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit eines Hitzeschlags sowie von Herz-Kreislauf- oder Nierenproblemen. Gleichzeitig verbreiten sich im wärmeren Klima Mosquitos, Zecken und andere krankmachende Insekten stärker, weshalb neben Malaria auch das West Nil- oder Chikungunya-Fieber häufiger werden könnten.

Laut einem Bericht vom Mai 2021 sind auch die Kosten aus diesen Krankheitsfällen erheblich. Sie sollen in den USA schon derzeit bei 800 Milliarden jährlich liegen.

https://www.the-scientist.com/critic-at-large/opinion-climate-change-is-dangerous-to-your-health-69801

Wie ganz neue Daten der WHO aus Afrika zeigen, waren 56 Prozent der zwischen 2001 und 2022 untersuchten gesundheitlichen Notfälle klimabedingt. 40% davon verursachten Krankheiten, die über das Wasser übertragen werden. Bei Kindern unter 5 Jahren sind Durchfallerkrankungen die dritthäufigste Todesursache. „Durch Mücken oder Zecken übertragene Krankheiten – insbesondere Gelbfieber – machten demnach 28 Prozent der klimabedingten Notfälle aus“, schreibt science.orf.at.

https://orf.at/stories/3258268/

An Tagen mit extremer Hitze (im Schnitt 34 Grad Celsius) suchen 66 Prozent mehr Menschen die Notfall-Ambulanzen von Spitälern auf als bei normalen Temperaturen. Das zeigt eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie. Das Team dahinter hat dazu Daten von 70 Millionen Menschen aus den USA und 22 Millionen Ambulanzbesuchen ausgewertet. Überraschenderweise war die Altersgruppe zwischen 18 und 64 mehr von der Hitze betroffen als ältere Menschen.

Kurz gemeldet

Ozonschwund in der Höhe und ein Übermaß an bodennahem Ozon heizen das Südpolarmeer auf. Die beiden Phänomene sind für 30 Prozent seiner Erwärmung verantwortlich.

https://science.orf.at/stories/3212325/

Österreich hat bereits am 6. April seinen individuellen „Welterschöpfungstag“ erreicht. Das ist jener Zeitpunkt, an dem das Land jene Ressourcen aufgebraucht hat, die ihm im Sinne der Nachhaltigkeit zustehen. Der globale Welterschöpfungstag fällt gewöhnlich in den Juli. In den besonders verschwenderischen USA liegt er Anfang März, am spätesten begeht ihn am 20. Dezember Jamaika.

Österreich hat „Welterschöpfungstag“ erreicht – news.ORF.at

Nachhaltige Landwirtschafts- und Mobilitätsprojekte

Hörtipp

„Market Gardens“ sind kleine landwirtschaftliche Flächen, auf denen eine Vielfalt an Obst, Gemüse und Pflanzen angebaut werden kann. In den letzten Jahren wurde diese Tradition aus dem 19. Jahrhundert wiederbelebt. Gärtner:innen kultivieren auf den Miniflächen Pflanzen und vermarkten sie lokal – bei sehr guten Erträgen.

Die Market Gardens sind eines von mehreren klimainnovativen Projekten, die das RADIOKOLLEG aus der Ö1-Initiative REPARATUR DER ZUKUNFT präsentiert.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie

Wärmere Ozeane sind lauter

  1. April 2022

Der Mensch kann schlecht mit Unsicherheit umgehen. Wir lieben Gewissheiten. Die können uns aber nur Religionen geben, so fragwürdig auch immer sie sein mögen. Zu den zentralen Spielregeln der Wissenschaft hingegen gehört, dass ihre Erkenntnisse immer widerlegbar sein müssen – und manchmal auch widerlegt werden. Manche rechnen ihr das als Schwäche an. Dabei ist das genau die Stärke der Wissenschaft.

Auch in der Klimaforschung haben sich manche Voraussagen verändert. Leider nicht unbedingt in jene Richtung, die zu unserer Entspannung beitragen würden. Bereits 2001 wurde im 3. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC die Möglichkeit von Kipppunkten in unserer Atmosphäre und unseren Ökosystemen angesprochen – das sind jene Momente, ab denen ein Ereignis wie das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes unumkehrbar wird.

2008 hat der deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber mehr als ein Dutzend solcher tipping points aufgrund der Erderwärmung publiziert. Dazu gehört etwa der Zusammenbruch der Nordatlantischen Umwälzströmung. Sie hat sich schon jetzt um 15% verlangsamt. Bleibt dieses gigantische Energieförderband stehen, kommt es im nordatlantischen Raum zu einer dramatischen Abkühlung. Durch die Erderwärmung könnte auch der Indische Monsun destabilisiert werden. Das hätte mehr Dürren und Flutkatastrophen zur Folge, um nur zwei Beispiele zu nennen.

2019 haben Schellnhuber und seine Kolleg:innen ihre Prognosen revidiert und gewarnt, dass die Kipppunkte wahrscheinlicher und zeitlich näher sein könnten, als zuvor angenommen. Ging man vor zwei Jahrzehnten noch davon aus, dass sie erst bei einer globalen Erwärmung von 5 Grad auftreten, gelten manche Kipppunkte auch schon bei einem Temperaturanstieg von 1 bis 2 Grad als wahrscheinlich. Und wie vor einigen Wochen erwähnt, stehen wir momentan bei einer durchschnittlichen Erderwärmung von 1,1 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Amundsen See-Einbuchtung in der Westantarktis könnte diesen point of no return bereits überschritten haben. Und auch für das Grönländische Eisschild könnte der irreversible Abschmelzprozess schon bei 1,5 Grad Erwärmung starten – möglicherweise in den 2030er-Jahren. Vom Auftauen der Permafrostböden haben wir ja erst vor kurzem im Ö1 Klima-Newsletter berichtet.

Insofern ist das Paris-Ziel von 1,5 Grad nicht der sichere Klima-Hafen, wie viele meinen, sondern nur ein Zielwert zur Schadensminimierung. In Wahrheit zählt jedes Zehntel Grad, das wir vermeiden können.

Wärmer Ozeane sind lauter

Biodiversität

Steigt die Temperatur in den Meeren, können sich die Schallwellen schneller ausbreiten. In der arktischen Barent See oder im nordwestlichen Pazifik ist die Schallgeschwindigkeit in einer Tiefe von 50 Metern bereits um ein Prozent gestiegen, wie eine kanadische Studie zeigt. Gleiches gilt für die Arktis, den Golf von Mexiko oder die südliche Karibik 500 Meter unter der Wasseroberfläche. Für die Meerestiere wird sich damit die Kommunikation möglicherweise folgenschwer wandeln. „Die Veränderung der Schallgeschwindigkeit beeinflusst auch ihre Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme, das Paarungsverhalten oder die Flucht vor Räubern“, so die Autoren.

Warming oceans are getting louder – AGU Newsroom

Riesiger Eisberg abgebrochen

Ostantarktis

Bereits Mitte März dürfte sich ein Eiskoloss in der Größe Roms vom Festland der östlichen Antarktis gelöst haben.  Die NASA-Expertin Catherine Colello Walker beschrieb die Ablösung des sog. Conger Eisschelfs im Guardian als „einen der bedeutsamsten Abbrüche in der Antarktis seit den frühen 2000er Jahren“ und als „Anzeichen für das, was kommen mag.“

Im Gegensatz zur Westantarktis ist ein Abschmelzen der Ostantarktis zwar unwahrscheinlicher. Aber auch hier könnte durch punktuelle Ereignisse ein nicht mehr zu stoppender Eisverlust in Gang gesetzt werden – mit einem langfristigen Meeresspiegelanstieg von 3-4 Metern.

Riesiger Eisberg in östlicher Antarktis abgebrochen – science.ORF.at

Wie Gas in der Industrie ersetzen?

Energiewende

8,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht Österreich pro Jahr. Mehr als 70 Prozent davon gehen in die Industrie, einerseits als Energieträger, andererseits auch als Rohstoff für chemische Produkte oder Düngemittel. Der größte Verbraucher ist der Chemiesektor, gefolgt von der Papier- und Zellstoffproduktion und der Stahlindustrie. In einigen Bereichen, etwa der Lebensmittelindustrie, könnten Trocknungsprozesse statt mit Gas über Biomasse betrieben werden. Auch in der Stahlindustrie seien Verfahren mit Strom statt Gas möglich, allerdings mit einer Umstellungszeit von 10-15 Jahren, so Ilse Schindler vom Umweltbundesamt in Wien.

Weniger Erdgas: Wie der Energiewechsel funktionieren könnte – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Australischen Forscherinnen ist es gelungen, hitzetolerantere Korallen zu züchten. Am Great Barrier Reef hat gerade wieder eine temperaturbedingte Korallenbleiche eingesetzt.

Ökologie: Hitzetolerante Korallen am Great Barrier Reef – science.ORF.at

Podcast NACHHALTIG LEBEN

TIPP

Jeden zweiten Freitag fragt Ruth Hosp in der Sendung NACHHALTIG LEBEN (11.55 Uhr), wie ein ökologisch verträglicher Lebensstil aussehen könnte. Es geht um „grünes“ Reisen genauso wie um den Ausstieg aus der ressourcenverschlingenden „Fast Fashion“. NACHHALTIG LEBEN ist auch als Podcast abonnierbar.

https://radiothek.orf.at/podcasts/oe1/oe1-nachhaltig-leben

Sendungen zum Thema aus dem gesamten Ö1-Angebot, von DIMENSIONEN über MOMENT bis zum RADIOKOLLEG sind dauerhaft unter https://oe1.orf.at/nachhaltigleben nachhörbar.

IPCC-Bericht – Das „Window of Opportunity“ schließt sich

Am Montag dieser Woche erschien der jüngste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC – wie sein Vorgänger unter äußerst ungünstigen Umständen. War es im Vorjahr Corona, das dem ersten Teil die öffentliche Aufmerksamkeit entzog, ist es diese Woche der erschütternde Krieg in der Ukraine. Dessen ungeachtet bleibt die drohende Klimaerwärmung ein Jahrhundertproblem, das unsere Aufmerksamkeit ebenso verlangt wie die humanitäre und politische Katastrophe in einem Land knapp vierhundert Kilometer östlich.

Schon jetzt, so konstatieren die Autor:innen, habe die Erderwärmung zu irreversiblen Entwicklungen geführt, die weder durch den Menschen, noch die Natur ausgeglichen werden können. Immer wieder korrigieren die 270 Verfasser:innen des zweiten Teils des sechsten Sachstandsberichts, wie der Report offiziell heißt, frühere Prognosen – leider, weil sie die disruptive Kraft der aufgeheizten Atmosphäre unterschätzt haben.

Wie die Autor:innen selber die Resultate aus dem jüngsten Bericht einschätzen, hat meine Kollegin Juliane Nagiller in science.orf.at zusammengefasst. „Noch gibt es Möglichkeiten, wie wir uns anpassen können. Diese Möglichkeiten werden geringer werden, je wärmer es wird“, sagt etwa Mitautorin Daniela Schmidt von der University of Bristol.

Der Report unter dem Titel „Impacts, Adapation and Vulnerability“ beschränkt sich nicht auf die direkten Auswirkungen der Treibhausgase. Er zeigt auch, das ge- und zerstörte Ökosysteme und der Verlust der Artenvielfalt doppelt verwundbar machen für die Folgen der Erderwärmung. Damit verbunden ist der Auftrag, unsere Umwelt besser zu schützen, weil auch sie uns resilienter macht gegen die Erderwärmung.

Der gesamte IPCC-Report umfasst 3.675 Seiten. Ich habe in diesem Newsletter vor allem die wichtigsten Fakten aus dem 36seitigen „Summary for Policymakers“ zusammengefasst. Auf dass sie nicht vergessen werden mögen.

AR6 Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability — IPCC

Extreme

Seit 1850 ist die Globaltemperatur um 1,09 Grad gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad beschränken können, liegt unter 50%. Dies hat bereits jetzt zu einer Zunahme von Dürren und Unwetterkatastrophen geführt. Kinder, die derzeit 10 Jahre alt oder jünger sind, werden rund viermal mehr Extremwetter erleben als wir heute.

Die direkten finanziellen Schäden durch Überflutungen sind bei einer Erwärmung von 2 Grad bereits 1,4 bis 2mal so hoch wie bei einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad. Die Kosten für Extremwetterereignisse steigen exponentiell mit der Erderwärmung.

Artenvielfalt

Die Hälfte aller untersuchten Arten flieht aus den Hitzezonen in höhere Lagen und vor allem in Richtung der Pole – um rund 59 Kilometer pro Jahrzehnt. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad werden 3-14% aller landlebenden Arten wahrscheinlich aussterben. Bei +2 Grad steigt der Maximalwert auf 18 Prozent, bei 3 Grad auf 29 Prozent. Im 5 Grad-Szenario könnten fast die Hälfte aller Spezies vom Erdboden verschwinden.

Nahrung

Der Klimawandel und die damit verbundenen Extremereignisse haben das Nahrungsangebot, trotz steigender Produktivität, in viel kleinerem Ausmaß als möglich wachsen lassen. Sie bremsen damit auch das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Acht Prozent der heutigen Ackerfläche werden 2100 nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sein. In den Ozeanen reduzieren Erwärmung und Übersäuerung das Fischangebot. Die Fischereierträge könnten bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 41 Prozent zurückgehen. Das führt vor allem in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie kleinen Inselstaaten und der Arktis zu Ernährungsproblemen. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung leidet schon jetzt an Wassermangel.

Wasser

Die Risiken durch Wassermangel werden mittel- bis langfristig in allen Regionen steigen. Bei einer globalen Erwärmung von 2 Grad nimmt die Verfügbarkeit von Schmelzwasser zur landwirtschaftlichen Bewässerung in einigen Gegenden bis zu 20 Prozent ab. Auch der Verlust von Gletschereis reduziert die sommerliche Verfügbarkeit von Wasser drastisch.

Ungleichheit

Die Folgen des menschlichen Treibhausgas-Ausstoßes sind global sehr ungleich verteilt. Die Ärmsten bekommen sie am meisten zu spüren. 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen leben in den Weltgegenden, die den Klimawandel am stärksten erleben. Dazu zählen West-, Zentral- und Ostafrika, Südasien, Mittel- und Südamerika sowie kleine Inselgruppen und die Arktis. In diesen Regionen war die Sterblichkeit aufgrund von Überflutungen, Dürren und Stürmen 15mal höher als in Regionen mit „geringer Verletzlichkeit“.

Gesundheit

Extreme Hitze führt weltweit zu Übersterblichkeit. Klimatisch bedingte Krankheiten – über die Ernährung ebenso wie über Wasser – nehmen zu. Auch von Tieren übertragene Infektionen wie Dengue oder Malaria werden mehr, einerseits weil sich die Überträger weiter ausbreiten, andererseits weil sie sich in wärmerem Wetter besser vermehren können. Krankheiten des Verdauungstraktes wie Cholera, die in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind, bekommen durch die Erderwärmung neuen Aufschwung.

Anpassungsstrategien

Kurzfristige Klimaschutzmaßnahmen, die die Erwärmung auf 1,5 Grad beschränken, können die Schäden an Ökosystemen und Gesellschaften reduzieren, aber nicht mehr alle negativen Effekte rückgängig machen. Darin sind sich die Autor:innen des zweiten Teils des sechsten IPCC-Sachstandberichts einig. Ein verstärktes Augenmerk auf die Biodiversität und Ökosysteme ist fundamental, um die Resilienz gegen klimatische Veränderungen zu stärken. Dazu gehört etwa, dass 30-50% der weltweiten Landfläche und Ozeane unter Schutz gestellt werden. Durch Anpassungsmaßnahmen könne man höhere Investitionen in der Zukunft vermeiden, und der potenzielle Nutzen dieser Maßnahmen sei langfristig höher als ihre Kosten, meint etwa Mitautorin Schmidt.

Jede Verzögerung bei einer weltweit abgestimmten Anpassung an die Klimaveränderung und bei der Eindämmung der Klimaschäden führt dazu, dass sich das „window of opportunity“ weiter schließt und damit auch die Chance sinkt „auf eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle“, wie der Bericht schließt.

IPCC-Bericht: Zeitfenster für Klimarettung schließt sich – news.ORF.at

IPCC-Bericht: Anpassung an Klimafolgen zu zögerlich – science.ORF.at

AR6 Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability — IPCC

Raus aus dem Gas – aber wie?

Hörtipp

Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Der Ukraine-Krieg könnte den Ausstieg aus der fossilen Verbrennung beschleunigen, auch wenn das russische Gas derzeit noch ungestört fließt. Immerhin eine Million Haushalte und viele Industriebetriebe hängen vom Erdgas ab, das wir zu 80 Prozent aus Russland beziehen. Im JOURNAL PANORAMA haben Energieexpert:innen und ein Wirtschaftsforscher darüber diskutiert, wie die Abkehr vom Gas gelingen könnte.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft