Schlagwort: Klimaschäden

Starkregen

Die gute Nachricht kam jüngst von der „Global Warming Policy Foundation“. Sie zitierte einen Bericht, wonach seit 2002 die Zahl der Naturkatastrophen sinken würde. Drum: Das mit der Erderwärmung ist Hysterie.

Nun gut: die GWPF ist eine britische Lobbyorganisation, die nicht einmal klarlegen will, von wem sie finanziert wird. Leider ist der Artikel nicht frei verfügbar und deshalb schwer nachzuprüfen, wenn man nicht ein paarhundert Euro auf den Tisch legen will.

Etwas transparenter agiert derzeit die Versicherungswirtschaft. Der Großversicherer „Münchener Rück“ hat schon in den 70er Jahren in einer großen Studie vor den Folgen der Erderwärmung für die Versicherungsbranche gewarnt. Zuletzt etwa lag der weltweite jährliche Schaden aus Naturkatastrophen über der 100 Milliarden Dollar-Marke.

Und auch hierzulande sind die Schäden mittlerweile auf eine Milliarde Euro jährlich gestiegen, wie der Versicherungsverband Österreich (VVO) mitteilte. Starkregenereignisse nehmen zu. Und das spüren viele in der Geldtasche, vom Wohnungsinhaber mit Keller über die Eigenheimbesitzer bis zu den Versicherungsfirmen.

Die Starkregen nehmen u.a. zu, weil warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. So werden durch die globale Erwärmung Wolkentürme höher und feuchter. Damit steigt das Risiko für heftige Gewitter mit extremen Niederschlagsmengen. In Österreich können Wolken bereits um 15 Prozent mehr Wasser speichern als früher, was zu einer Zunahme in der Intensität von extremen Niederschlägen führt.

Wie groß die Gefährdung einer Überflutung für jeden Punkt Österreichs ist, lässt sich übrigen mittels der Gefahrenkarte HORA überprüfen. So lassen sich auch fundierter Selbsthilfemaßnahmen setzen, um die Folgen von Überschwemmungen zumindest zu mildern.

Tauender Permafrost doch kein Kippelement

Trotzdem keine Entwarnung

 In Permafrostböden sind große Mengen CO2 aus abgestorbenen Pflanzen gespeichert. Lange Zeit galt die Meinung, dass beim Auftauen des Permafrosts irgendwann eine nicht mehr zu stoppende Kaskade in Gang gesetzt wird, die zu einer großen Abgabe von Kohlendioxid in die Atmosphäre führt. Forschende vom Alfred-Wegener-Institut widerlegen diese Ansicht jetzt. Stattdessen tauen die Permafrostböden im Gleichklang mit der globalen Erwärmung auf.

Das ist aber kein Grund zur Entwarnung, weil jedes Zehntel-Grad an Erwärmung zu einem weiteren CO2-Eintrag in die Atmosphäre und damit einer Verstärkung der Klimakrise führt. Immerhin ist auf der Nordhalbkugel ein Viertel der Landmasse von Permafrostböden bedeckt.

Tauender Permafrost ist kein Kippelement – science.ORF.at

Klimawandel lässt Gelsen mehr Krankheiten übertragen

Dengue und andere Infektionen nehmen zu

Invasive Mücken dringen in Gebiete vor, die sie zuvor nicht besiedeln konnten. So breitet sich etwa Aedes albopictus in den Norden Europas aus. Diese Mückenart kann außer dem Dengue-Fieber auch das Chikungunya- und das Zika-Virus übertragen. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wies sie in mittlerweile 13 Ländern mit selbsterhaltenden Beständen nach.

Im Vorjahr kam es in neun Ländern auch zu insgesamt 713 lokal erworbenen Infektionen mit dem Westnil-Virus. Knapp ein Zehntel davon endete tödlich.

Durch Gelsen übertragene Krankheiten nehmen zu – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Der Klimawandel macht das Fliegen gefährlicher, da er zu häufigeren und stärkeren Turbulenzen führt. Besonders gefährlich sind Klarluft-Turbulenzen, die plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten. Diese Turbulenzen haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Deshalb sollten Passagiere während des gesamten Fluges angeschnallt bleiben.

(FM4-Klimanews)

Den weniger Begüterten wird in der Stadt schneller heiß, weil die Hitzebelastung in Städten ungleich verteilt ist. Deshalb leiden Einkommensschwächere besonders unter Hitzewellen. Wie Forschende der Universität Wien fordern, sollen soziale Ungleichheiten bei der Stadtplanung künftig mehr Beachtung finden.

Hitzebelastung in Städten ist ungleich verteilt – science.ORF.at

Spezielle Bakterien sollen Lachgas fressen und damit Emissionen reduzieren. Distickstoffmonoxid treibt die Erderwärmung und entsteht vor allem bei Verbrennungsprozessen und bei der landwirtschaftlichen Düngung. Es gilt hinter Methan und Kohlendioxid als drittwichtigstes Treibhausgas.

Treibhausgase: Lachgasfresser sollen Emissionen senken – science.ORF.at

Tipp

Reptilien und Amphibien zählen

In Österreich gibt es mehr als 2 Millionen Hausgärten, die eine Fläche von fast 2.000 Quadratkilometern einnehmen. Sie beherbergen oft eine bunte Fauna. Eine Reihe von Umweltschutzorganisationen und Universitäten rufen jetzt dazu auf, Sichtungen von Reptilien und Amphibien im Garten auf der Plattform https://www.artenzählen.at zu melden, egal ob Salamander, Frosch oder Eidechse. Das Projekt ist Teil von BIOM Garten und soll die Biodiversität in Österreich dokumentieren.

https://www.artenzählen.at

Hörtipp

Blumen ohne Gift

So schön ein Bund Rosen für das Auge ist, so schlecht kann er für die Umwelt sein. Wie ein Test rund um den Muttertag zeigte, waren alle 16 untersuchten Blumensträuße mit Pestiziden belastet. Vielfach ist die Belastung 1000x höher als bei Lebensmitteln. Andererseits kann man sich auch schlecht erwarten, dass ein Bund Blumen um 3,99 Euro biologisch im Inland produziert wird. Er kommt im Regelfall aus dem Ausland, wo die Umweltstandards vielfach niedriger sind. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN zeigt, was Schnittblumen nachhaltig macht – und warum sie es fast nie sind.

https://oe1.orf.at/programm/20240604/765710/Blumen-ohne-Gift

Europa als Klima-Ground Zero

In den Herbstferien packte sich die Familie zusammen und fuhr mit dem Nachtzug nach Paris. Ich mag die ÖBB und ich genieße die Beinfreiheit in den Zügen. In der Realität war in Sachen Komfort noch viel Luft nach oben. Die Liegewagen kamen tief aus dem letzten Jahrhundert. Sie waren sauber, aber recht ausgeschlafen empfing uns der Gare de l’Est nicht.

Das will ich den ÖBB gar nicht zum Vorwurf machen. Die Bestellung moderner Garnituren dauert mehrere Jahre, was jede Erneuerung von vornherein zu einem langwierigen Projekt macht. Bis sich die Mittelstrecke per Bahn etabliert, wird es wohl ebenfalls noch lange Zeit brauchen.

Dazu kommt das alte Preisthema: Per Flugzeug wäre die Reise nach Paris nur halb so teuer gewesen. Nun kann man sich den Mehrpreis schön rechnen, weil man durch die nächtliche Fahrt 1-2 Übernachtungen spart. Trotzdem. Das Problem liegt nicht in den Bahnkosten, sondern in der altbekannten Tatsache, dass Fliegen einfach zu billig ist.

Jeder Flug ist eine Umverteilung von Kosten zu Lasten der Nicht- und Wenigflieger. So beziffert das deutsche Umweltbundesamt die direkten Klimaschäden bei Flügen unter 2000km mit 5 Cent pro Personenkilometer. Auf der Kurzstrecke sind die Schäden noch höher.

Dazu tragen nicht nur die 3,15 Kilogramm CO2 bei, die pro Liter verbranntem Kerosin entstehen. Auch Beiprodukte wie Ruß, Wasserdampf und Stickoxide heizen den Planeten auf. Die Kondensstreifen etwa führen zur Bildung von Cirrus-Wolken, die einerseits Sonnenstrahlen reflektieren (was positiv im Sinne der Kühlung des Planeten wäre), andererseits aber auch die Abstrahlung von Wärme unter ihrem Schirm verhindern. Rechnet man diese Effekte dazu, ist der Erwärmungseffekt des Luftverkehrs etwa dreimal so groß wie bei der alleinigen Betrachtung seiner Kohlendioxid-Emissionen. Und damit ist das Flugzeug das klimaschädlichste Verkehrsmittel pro Personenkilometer.  

Aber es geht hier nicht um Flug-Scham. Und es wäre vermessen, von jedem einzelnen zu fordern, die Welt durch den Verzicht auf Flugreisen zu retten. Große Lösungen können nur politisch sein. Und dazu gehört nicht eine völlig erratische Bevorzugung eines Verkehrsmittels, dessen wahre Kosten sozialisiert werden, sondern eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung der Kosten einzelner Transportvarianten samt entsprechender Verteilung von Fördermitteln.

Sehr nett fand ich zum Transportthema übrigens einen Link, auf den ich via @_benjamintd und Twitter stieß: Auf https://www.chronotrains.com/de können Sie sich für jeden Punkt in Europa anzeigen lassen, wieweit Sie es mit der Bahn von dort aus in 5 Stunden schaffen. Damit erhalten Sie auch ein gutes Bild bereits ausgebauter Hochgeschwindigkeitsnetze samt noch existierender „weißer Flecken“ auf der europäischen Bahn-Landkarte.

Europa fiebert

Doppelt so starke Erhitzung wie im globalen Schnitt

Seit 1991 steigen die Temperaturen in Europa pro Dekade um rund 0,5 Grad. Damit erwärmt sich der Kontinent doppelt so schnell wie der Globus als Gesamtheit. Das zeigt der Klimazustandsbericht Europa der Weltwetterorganisation (WMO).

In der Arktis und in höheren nördlichen Breiten führt die Klimakrise zu einer noch stärkeren Erhitzung. Zum „kontinentalen Fieber“ trägt auch die physikalische Tatsache bei, dass sich die Luft über Kontinenten generell stärker erwärmt als über dem Meer.

In Folge der starken Erwärmung haben die Alpengletscher seit 1997 zum Beispiel 30 Meter an Eisdicke verloren, über dem höchsten Punkt Grönlands, auf 3.200 Meter Höhe, regnete es im Sommer 2021 zum ersten Mal. Das Abschmelzen des grönländischen Gletschers trägt maßgeblich zum Ansteigen des Meeresspiegels bei.

Die Arktis erwärmt sich gar dreimal schneller als der globale Durchschnitt. Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK nennt Europa deshalb den „planetaren Ground Zero“ bei den Auswirkungen der Klimakrise.

https://science.orf.at/stories/3215864/

Noch mehr Rekorde

Im Jänner 2022 wurde in der Arktis der stärkste Sturm seit Beginn der Aufzeichnungen beobachtet. Er führte nicht nur zu einer verstärkten Eisschmelze, sondern auch zu 8 Meter hohen Wellen, zu Spitzenwindgeschwindigkeiten und dem tiefsten dort jemals gemessenen atmosphärischen Druck von 932 Millibar.

https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2022JD037161

2021 erreichten die Methan- und CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre neue Höchststände.

Rekordanstieg bei Methan-Emissionen – science.ORF.at

Der Oktober 2022 war der wärmste Oktober der Messgeschichte.

Klimaerwärmung: Wärmster Oktober der Messgeschichte – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Die Zahl der Nebelstunden am Bodensee nimmt ab. Das liegt zum einen an der Erderwärmung, zum anderen aber auch an einer saubereren Luft.

Weniger Nebel am Bodensee – science.ORF.at

Die Macht der Sonne: Erneuerbare Energien im Nahen Osten

Hörtipp

37 Quadratkilometer ist der größte Solarpark Afrikas groß. Er steht mit seinen 6 Millionen Photovoltaikmodulen in Ägypten. Das von politischen Krisen und Menschenrechtsverletzungen gebeutelte Land ist aber nicht das einzige im Nahen Osten, das sich zunehmend um erneuerbare Energien annimmt. Auch Staaten, die bisher Vermögen mit ihren dreckigen fossilen Rohstoffen verdient haben, versuchen sich an nachhaltigen Energieprojekten. Ob das mehr ist als Greenwashing, hat diese Woche das JOURNAL PANORAMA in einer hörenswerten Reportage beleuchtet.

https://oe1.orf.at/player/20221103/697521

IPCC-Bericht – Das „Window of Opportunity“ schließt sich

Am Montag dieser Woche erschien der jüngste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC – wie sein Vorgänger unter äußerst ungünstigen Umständen. War es im Vorjahr Corona, das dem ersten Teil die öffentliche Aufmerksamkeit entzog, ist es diese Woche der erschütternde Krieg in der Ukraine. Dessen ungeachtet bleibt die drohende Klimaerwärmung ein Jahrhundertproblem, das unsere Aufmerksamkeit ebenso verlangt wie die humanitäre und politische Katastrophe in einem Land knapp vierhundert Kilometer östlich.

Schon jetzt, so konstatieren die Autor:innen, habe die Erderwärmung zu irreversiblen Entwicklungen geführt, die weder durch den Menschen, noch die Natur ausgeglichen werden können. Immer wieder korrigieren die 270 Verfasser:innen des zweiten Teils des sechsten Sachstandsberichts, wie der Report offiziell heißt, frühere Prognosen – leider, weil sie die disruptive Kraft der aufgeheizten Atmosphäre unterschätzt haben.

Wie die Autor:innen selber die Resultate aus dem jüngsten Bericht einschätzen, hat meine Kollegin Juliane Nagiller in science.orf.at zusammengefasst. „Noch gibt es Möglichkeiten, wie wir uns anpassen können. Diese Möglichkeiten werden geringer werden, je wärmer es wird“, sagt etwa Mitautorin Daniela Schmidt von der University of Bristol.

Der Report unter dem Titel „Impacts, Adapation and Vulnerability“ beschränkt sich nicht auf die direkten Auswirkungen der Treibhausgase. Er zeigt auch, das ge- und zerstörte Ökosysteme und der Verlust der Artenvielfalt doppelt verwundbar machen für die Folgen der Erderwärmung. Damit verbunden ist der Auftrag, unsere Umwelt besser zu schützen, weil auch sie uns resilienter macht gegen die Erderwärmung.

Der gesamte IPCC-Report umfasst 3.675 Seiten. Ich habe in diesem Newsletter vor allem die wichtigsten Fakten aus dem 36seitigen „Summary for Policymakers“ zusammengefasst. Auf dass sie nicht vergessen werden mögen.

AR6 Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability — IPCC

Extreme

Seit 1850 ist die Globaltemperatur um 1,09 Grad gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad beschränken können, liegt unter 50%. Dies hat bereits jetzt zu einer Zunahme von Dürren und Unwetterkatastrophen geführt. Kinder, die derzeit 10 Jahre alt oder jünger sind, werden rund viermal mehr Extremwetter erleben als wir heute.

Die direkten finanziellen Schäden durch Überflutungen sind bei einer Erwärmung von 2 Grad bereits 1,4 bis 2mal so hoch wie bei einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad. Die Kosten für Extremwetterereignisse steigen exponentiell mit der Erderwärmung.

Artenvielfalt

Die Hälfte aller untersuchten Arten flieht aus den Hitzezonen in höhere Lagen und vor allem in Richtung der Pole – um rund 59 Kilometer pro Jahrzehnt. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad werden 3-14% aller landlebenden Arten wahrscheinlich aussterben. Bei +2 Grad steigt der Maximalwert auf 18 Prozent, bei 3 Grad auf 29 Prozent. Im 5 Grad-Szenario könnten fast die Hälfte aller Spezies vom Erdboden verschwinden.

Nahrung

Der Klimawandel und die damit verbundenen Extremereignisse haben das Nahrungsangebot, trotz steigender Produktivität, in viel kleinerem Ausmaß als möglich wachsen lassen. Sie bremsen damit auch das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Acht Prozent der heutigen Ackerfläche werden 2100 nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sein. In den Ozeanen reduzieren Erwärmung und Übersäuerung das Fischangebot. Die Fischereierträge könnten bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 41 Prozent zurückgehen. Das führt vor allem in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie kleinen Inselstaaten und der Arktis zu Ernährungsproblemen. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung leidet schon jetzt an Wassermangel.

Wasser

Die Risiken durch Wassermangel werden mittel- bis langfristig in allen Regionen steigen. Bei einer globalen Erwärmung von 2 Grad nimmt die Verfügbarkeit von Schmelzwasser zur landwirtschaftlichen Bewässerung in einigen Gegenden bis zu 20 Prozent ab. Auch der Verlust von Gletschereis reduziert die sommerliche Verfügbarkeit von Wasser drastisch.

Ungleichheit

Die Folgen des menschlichen Treibhausgas-Ausstoßes sind global sehr ungleich verteilt. Die Ärmsten bekommen sie am meisten zu spüren. 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen leben in den Weltgegenden, die den Klimawandel am stärksten erleben. Dazu zählen West-, Zentral- und Ostafrika, Südasien, Mittel- und Südamerika sowie kleine Inselgruppen und die Arktis. In diesen Regionen war die Sterblichkeit aufgrund von Überflutungen, Dürren und Stürmen 15mal höher als in Regionen mit „geringer Verletzlichkeit“.

Gesundheit

Extreme Hitze führt weltweit zu Übersterblichkeit. Klimatisch bedingte Krankheiten – über die Ernährung ebenso wie über Wasser – nehmen zu. Auch von Tieren übertragene Infektionen wie Dengue oder Malaria werden mehr, einerseits weil sich die Überträger weiter ausbreiten, andererseits weil sie sich in wärmerem Wetter besser vermehren können. Krankheiten des Verdauungstraktes wie Cholera, die in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind, bekommen durch die Erderwärmung neuen Aufschwung.

Anpassungsstrategien

Kurzfristige Klimaschutzmaßnahmen, die die Erwärmung auf 1,5 Grad beschränken, können die Schäden an Ökosystemen und Gesellschaften reduzieren, aber nicht mehr alle negativen Effekte rückgängig machen. Darin sind sich die Autor:innen des zweiten Teils des sechsten IPCC-Sachstandberichts einig. Ein verstärktes Augenmerk auf die Biodiversität und Ökosysteme ist fundamental, um die Resilienz gegen klimatische Veränderungen zu stärken. Dazu gehört etwa, dass 30-50% der weltweiten Landfläche und Ozeane unter Schutz gestellt werden. Durch Anpassungsmaßnahmen könne man höhere Investitionen in der Zukunft vermeiden, und der potenzielle Nutzen dieser Maßnahmen sei langfristig höher als ihre Kosten, meint etwa Mitautorin Schmidt.

Jede Verzögerung bei einer weltweit abgestimmten Anpassung an die Klimaveränderung und bei der Eindämmung der Klimaschäden führt dazu, dass sich das „window of opportunity“ weiter schließt und damit auch die Chance sinkt „auf eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle“, wie der Bericht schließt.

IPCC-Bericht: Zeitfenster für Klimarettung schließt sich – news.ORF.at

IPCC-Bericht: Anpassung an Klimafolgen zu zögerlich – science.ORF.at

AR6 Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability — IPCC

Raus aus dem Gas – aber wie?

Hörtipp

Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Der Ukraine-Krieg könnte den Ausstieg aus der fossilen Verbrennung beschleunigen, auch wenn das russische Gas derzeit noch ungestört fließt. Immerhin eine Million Haushalte und viele Industriebetriebe hängen vom Erdgas ab, das wir zu 80 Prozent aus Russland beziehen. Im JOURNAL PANORAMA haben Energieexpert:innen und ein Wirtschaftsforscher darüber diskutiert, wie die Abkehr vom Gas gelingen könnte.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft