Unsere Insekten

Sie sind die Mehrheit, die Insekten. Und immer wieder haben Sie an dieser Stelle gehört, dass es der größten Tiergruppe nicht besonders gut geht. Ich persönlich habe mir bereits vor Jahren angewöhnt, wo immer ich in der Fremde hinkomme, zuerst einmal am Boden zu schauen, was da „kreucht und fleucht“. Im malerischen Andalusien etwa, am Rande unfassbar großer Olivenhaine – sprich: am Rande einer pestizidschweren Monokultur – war kein Käfer mehr zu finden, egal welches Blatt man umdrehte oder welche Grasbüschel man auf die Seite schob.

Pestizide und andere Chemikalien schädigen die Insektenwelt auch dann, wenn sie nicht tödlich sind. Das zeigt diese Woche eine Studie, die gestern, Donnerstag, in Science veröffentlicht wurde. Das deutsche Science Media Center (SMC) hat die Ergebnisse vorab zusammengefasst. Über 1.000 Chemikalien haben die Forschenden untersucht und sie in drei Dosierungen an Fruchtfliegen (Drosophila) verfüttert. 57 Prozent der Substanzen veränderten das Verhalten der Larven, darunter 382 Nicht-Insektizide.

Das Wissenschafts-Team testete 49 der am häufigsten genutzten Pestizide auch auf ihre Wirkung bei höheren Temperaturen, um zu erfahren, wie der fortschreitende Klimawandel ihre Effektivität beeinflusst. Eine Erhöhung um 2 Grad auf 27 Grad Celsius zeigte demnach keinen Effekt, bei einem Anstieg um 4 Grad hingegen sahen die Forschenden „eine ausgeprägte Wirkung”, wie das SMC schreibt.

Dass sich mehr als die Hälfte der Fruchtfliegen-Larven anders bewegte oder den Körper zusammenzog, könnte laut Forschenden ein Zeichen für Stress durch die Chemikalien sein. Der würde zum Beispiel die Entwicklung negativ beeinflussen und das Überleben der Population gefährden.

Das Team wiederholte das Experiment auch an Larven der Anopheles-Mücke und des Distelfalters – mit ähnlichen Effekten. Der Schluss aus der Expositionsstudie: Bei der Bewertung von Pestiziden müssten in Zukunft mehr Kriterien als nur ihre Tödlichkeit berücksichtigt werden.

Insekten knabbern zweifellos Nutzpflanzen an, sie haben aber auch eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle, Bestäuber und Zersetzer von organischem Material. Momentan gehen wir mit ihnen wie mit Feinden um. Aber ein gesundes Ökosystem braucht auch die Artenvielfalt, damit es robust ist gegen Veränderungen wie etwa die Erderhitzung.

Pilze als Lebensadern

Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen

Am Montag hat in Kolumbien die Biodiversitätskonferenz der UNO begonnen. Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem rechtlichen Status der Natur. Chile und Großbritannien wollen sich auf der Konferenz für die Anerkennung von Pilzen als eigenständigem Lebensreich aussprechen. Ohne dem weit verzweigten Myzel in unseren Böden würde es kein Leben geben, wie wir es kennen. Pilze spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Bodensanierung. Sie binden ein Drittel des Kohlenstoffs aus fossilen Emissionen und bauen Kunststoffe und schädliche Chemikalien ab.

Ohne Pilze würden die meisten Pflanzen nicht außerhalb des Wassers leben können, so Pilzforschende.

Bier, Brot oder Käse gäbe es ohne die Kraft der Pilze auch nicht.

https://orf.at/stories/3373089

Schädlicher Klimaschutz

Wenn die Umwelt unter Maßnahmen gegen die Erderwärmung leidet

Undurchdachte Klimaschutzmaßnahmen wirken sich manchmal negativ auf die Artenvielfalt aus. So seien etwa in Großbritannien in Feuchtgebieten viele Bäume gepflanzt worden, um CO2 zu binden. Dadurch trockneten die Gebiete allerdings aus und setzten CO2 frei. Dadurch entstanden zusätzliche Emissionen.

Eine Düngung für Mikroplankton wiederum kann zwar das Wachstum der Kleinstlebewesen fördern und damit auch zu einer erhöhten Speicherung von Kohlenstoff beitragen, es kann aber auch Fischbestände beschädigen und Planktonarten begünstigen, die Treibhaugase ausstoßen.

„Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels müssen nach ihren globalen Vorteilen und Risiken bewertet werden und nicht nur nach ihrer CO2-Bilanz“, wie bereits 2022 die französische Forschungsstiftung für Biodiversität erklärt hat.

https://science.orf.at/stories/3227210

„Perverse Subventionen“

Fachleute fordern Stopp

Der österreichische Staat und die Bundesländer fördern klimaschädliche Technologien mit fünf bis zehn Milliarden Euro jährlich. Das kritisierten ExpertInnen wie die Ökonomin Sigrid Stagl am Montag bei einer Online-Pressekonferenz des WWF. Gleichzeitig forderte sie von der nächsten Bundesregierung einen Stopp dieser „perversen Subventionen“. So werden Förderungen bezeichnet, die der Gesellschaft und der Wirtschaft schaden. Stattdessen solle das Geld für Energiesparmaßnahmen und den Ausbau von erneuerbaren Energien aufgewendet werden.

Als Vorbild nannte Stagl China. „China ist weltweit führend bei den Investitionen in erneuerbare Energien und produziert bereits 60 Prozent der weltweiten Kapazitäten in diesem Bereich.“ Die Pro-Kopf-Emissionen in China seien dadurch „mittlerweile vergleichbar mit denen in Österreich“, wie die Ökonomin erklärte.

Quelle: APA

Kurz gemeldet

Die Erderhitzung begünstigt Waldbrände. Zwischen 2003 und 2019 sind laut Modellrechnung rund 16 Prozent mehr Wald abgebrannt als in der vorindustriellen Zeit.

https://science.orf.at/stories/3227235

Europas Wasserversorgung steht vor ernsthaften Herausforderungen, so die EU-Umweltagentur EEA.  Nur 37 Prozent der „Oberflächenwasserkörper“ – also Seen oder Flüsse – sind in einem guten Zustand. Die größte Belastung geht von der Landwirtschaft aus.

https://science.orf.at/stories/3227152

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