Autor: Franz Zeller

Ablenkungsmanöver

Nun hat sich die EU also zu einem halbherzigen Kompromiss durchgerungen. Ab 2035 sind Neuzulassungen von Autos verboten, die mit Diesel oder Benzin fahren. Verbrennungsmotoren sind allerdings weiter erlaubt, wenn sie mit E-Fuels fahren. So nennt man Treibstoffe, die aus Wasserstoff und Kohlendioxid hergestellt werden. Idealerweise kommt der Wasserstoff aus erneuerbarem Strom – und nicht wie derzeit vorwiegend aus Erdgas.

Klingt gut, ist aber eine veritable Nebelgranate der Verbrenner- und Fossillobby, die uns den Blick auf die nackten Energietatsachen verstellen und die alte Fahrzeugtechnik ad infinitum verlängern soll.

Um mit einem E-Fuel-Auto einen Kilometer zu fahren, braucht es bis zu zehn Mal mehr Strom als für ein rein elektrisch angetriebenes Auto. Das heißt, man kann mit derselben Energiemenge zehn Elektroautos betreiben, wie das Umweltbundesamt in einem Bericht dokumentiert hat.

Ein Vertreter der eFuel Alliance Österreich meinte im Ö1-Mittagsjournal, man könne den synthetischen Kraftstoff ja beispielsweise aus Patagonien importieren. Dort gebe es genug ungenutzten Wind für grünen Strom und grünen Wasserstoff.

Auch die Ökonomin Sigrid Stagl bezweifelt die Sinnhaftigkeit dieser Vision. E-Fuels seien eine Ablenkung, um die dringend nötige Klimapolitik zu verzögern. „Eine Technologie zu favorisieren, die ineffizienter ist, ist angesichts der Tatsache, dass es zu wenig grünen Strom gibt, nicht der richtige Weg“, so Stagl ebenfalls im Mittagsjournal.

Zweifellos werden E-Fuels ihre Berechtigung haben: dort, wo sie nicht einfach durch den effizienteren Strom ersetzt werden können, etwa für Flugzeuge, Schiffe oder für die Industrie.

Der Korrektheit halber weise ich noch einmal darauf hin, dass auch Elektroautos nicht der Weisheit letzter Schluss in Sachen Mobilität sind. Auch sie verschlingen Ressourcen und Gemeinschaftsfläche. Und der öffentliche Verkehr ist in jedem Fall weitaus ökologischer als ein Privatauto. Trotzdem sind E-Autos in Sachen Individualverkehr umweltfreundlicher als Verbrenner.

Letztendlich könnte uns beim umstrittenen Thema E-Fuels der Markt helfen (vorausgesetzt, die unökonomische Produktion wird nicht gestützt): Ein Liter E-Fuel kostete 2020 – also noch vor der Explosion der Strompreise – 4,50 Euro. Optimistische Prognosen sprachen damals davon, dass der Preis bis 2030 auf 2,30 Euro sinken würde. Das ist noch immer weitaus mehr als Benzin und Diesel derzeit kosten.

Vielleicht werden E-Fuels also zu einem Statussymbol für die Begüterten. Denn welcher Mensch bei gutem Verstand und beschränkter Geldtasche wird an der Tankstelle stehen und für seine E-Fuel-Füllung achtmal mehr zahlen wollen als daneben der Fahrer eines E-Autos?

Möglichkeiten und Grenzen der E-Autos

Elektromobilität

Von der Produktion bis zur Entsorgung brauchen Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor im optimalen Fall nur ein Achtel der Ressourcen. Darauf wies das Umweltbundesamt kürzlich bei einem Pressegespräch hin.

Ganz unbedenklich sind allerdings auch E-Autos nicht. Sie benötigen selten Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Mangan. Steigt der weltweite Autobestand von derzeit 1,25 Milliarden Fahrzeugen bis 2050 auf prognostizierte 2,3 Milliarden Fahrzeuge, wird die Nachfrage nach Lithium beispielsweise auf das 56fache steigen. Um diesen Ressourcenhunger zu bremsen, sollte etwa vermehrt Carsharing in unsere Mobilität einziehen. Auch ein besseres Recycling von Akkus könnte den Rohstoffbedarf reduzieren.

Österreich soll bis 2040 klimaneutral werden. Die vielen Verbrennungsmotoren im Verkehr machen es aber fast unmöglich, dieses Ziel zu erreichen, so das Umweltbundesamt.

https://science.orf.at/stories/3218433/

Rangliste der Klimasünder

Studie

Die Gase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O) haben seit der vorindustriellen Zeit den größten Teil der Klimaerwärmung verursacht. Das hat ein Forschungsteam der University of East Anglia berechnet.

Umgelegt auf emittierende Staaten trug die USA damit seit 1850 mit 0,28 Grad und fast einem Fünftel der Gesamtemissionen zur Erderhitzung bei. Der Anteil von China liegt bei 0,2 Grad, dahinter kommen Russland mit 0,1 Grad Celsius sowie Brasilien und Indien mit jeweils 0,08 Grad.

https://science.orf.at/stories/3218453/

Grönland-Eisschild auf halbem Weg zum Kipppunkt

Rasante Schmelze

Zwischen 2003 und 2016 hat das grönländische Eisschild 255 Milliarden Tonnen an Masse verloren. Ein Forschungsteam des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK hat nun zwei Kipppunkte identifiziert, die zu unumkehrbaren Verlusten führen. Wenn wir 1.000 Gigatonnen CO2 emittiert haben, schmilzt der südliche Teil des Gletschers, ohne Möglichkeit, die Schmelze zu stoppen. Die Hälfte dieses Emissionsweges habe die Menschheit bereits zurückgelegt, so der Klimaforscher Dennis Höning vom PIK.

Bei 2.500 Gigatonnen Kohlendioxid in der Atmosphäre wird das grönländische Eisschild unumkehrbar verschwinden und zu einem Anstieg des Meeresspiegels von 7 Metern führen.

https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2022GL101827

Kurz gemeldet

Die Klimabelastung durch Privatjets nimmt zu. Vor allem Kurzstreckenflüge führen zu drastischen Treibhausgasemissionen. Österreich zählte 2022 rund 15.000 Privatjetflüge.

https://science.orf.at/stories/3218467/

Österreich betoniert seine Flächen zu

Hörtipp

Österreich geht mit seinen Flächen sehr verschwenderisch um, um nicht zu sagen fahrlässig: 11,5 Hektar werden hierzulande pro Tag versiegelt. Damit ist das Land europäischer Spitzenreiter in der Bodenvernichtung und weit weg von den 2,5 Hektar, die die Regierung in einem wirkungslosen Lippenbekenntnis als Ziel ausgegeben hat.

Versiegelte Böden beschädigen die Biodiversität, behindern das Versickern von Niederschlägen und führen zu Überschwemmungen.

Dass ein anderer Umgang mit dem Boden viele Vorteile hat, zeigen Positivbeispiele, die das JOURNAL PANORAMA gesammelt hat.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie

Frühling

Die Forsythienblüte leitet den Erstfrühling ein. Im Vollfrühling brechen dann die Knospen von Apfel und Flieder auf. So poetisch beschreibt GeoSphere Austria, die ehemalige Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, die Etappen des Frühlings unter dem Blickwinkel der Vegetation.

Tatsächlich kommen die ersten Blüten heuer um circa eine Woche früher als im 30 Jahres-Schnitt „und mehr als zwei Wochen vor dem Durchschnitt im Zeitraum 1961-1990, der von der Klimaerwärmung noch nicht so stark betroffen war“, so Helfried Scheifinger von GeoSphere. Im Grunde kein Problem für die Landwirtschaft und Gärten, wenn nicht der Frost die Blüten noch vom Baum wirft.

Über die App www.naturkalender.at sammelt der Klima- und Wetterdienst übrigens Naturbeobachtungen. Mit dem kostenlosen Programm kann man auch vergleichen, wo die eigene Region in ihrer Entwicklung über das Jahr gerade steht. Zusätzlich fließen die Beobachtungen in Forschungsprojekte ein.

Technik und Naturbewusstsein müssen sich nicht ausschließen, im Gegenteil. Seit ich die App „Birdnet“ benutze, die Vogelstimmen bestimmt, sehe und höre ich die Umgebung meiner Wohnung ganz anders.

Auch das Shoppen via Handy und Computer wird zunehmend rehabilitiert. Erst vor kurzem hat eine Studie gezeigt, dass die gebündelte Auslieferung von Paketen die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zum Einkauf mit längerem Anfahrtsweg um rund die Hälfte senken kann. Die Studie im Auftrag der Post wird übrigens durch Untersuchungen aus Deutschland bestätigt. All zu häufige Retouren fressen die bessere Öko-Bilanz allerdings wieder auf.

Da hilft es wohl, etwas Abstand zu Fast Fashion zu halten, seine Kleidergrößen nicht in kurzer Zeit drastisch zu verändern und nicht schon mit dem Vorsatz zu bestellen, dass man ohnehin einen Großteil der Ware wieder retournieren wird.

Ihr

Franz Zeller

https://help.orf.at/stories/3209922/

40.000 Arten in der weltgrößten Saatgutbank

Millennium Seed Bank

Mehr als 2,4 Milliarden Pflanzensamen lagert die Millennium Seed Bank in der südostenglischen Grafschaft Sussex. Das Projekt unter der Leitung des Kew Instituts ist auf die Konservierung von Wildpflanzenarten spezialisiert. Im Saatguttresor auf Spitzbergen lagern hingegen Getreide- und Nutzpflanzensamen.

Mit den Samen einer Orchidee und eines Affenbrotbaums hat die Millennium Seed Bank nun die 40.000 Arten-Grenze überschritten. 40% aller Pflanzenarten weltweit gelten als vom Aussterben bedroht.

https://science.orf.at/stories/3218108/

Weniger arbeiten muss nicht klimafreundlich sein

Zwischen Arbeitsdruck und Konsumwahn

Eine Reduktion der Arbeitszeit kann helfen, Emissionen zu reduzieren. Geschäftsreisen fallen weg, und der Energiebedarf für Kühlen, Heizen und Computerbetrieb im Büro reduziert sich. Eine schwedische Studie zeigte 2015, dass jedes Prozent weniger Arbeitszeit 0,8% Schadstoffe pro Haushalt einspart. Denn Menschen unter Zeitdruck tendieren zu schnellen, oft klimafeindlichen Lösungen: Es wird weniger repariert, stattdessen Neues gekauft, lieber ein Taxi genommen als ein Weg gesundheits- und lebensqualitätsfördernd zu Fuß zurückgelegt.

Andererseits führt mehr Freizeit nicht automatisch zu einem klimafreundlichen Leben. Bei gleich viel Geld und mehr Freizeit würden Menschen ihr Konsumverhalten möglicherweise ausdehnen und mehr Flugreisen unternehmen, meint der Wiener Soziologe Dominik Klaus.

Es gehe vielmehr um einen generellen Wertewandel.

https://science.orf.at/stories/3218077/

Gewinn durch Energiekrise

Nature-Studie

Eine Untersuchung unter Mitwirkung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC zeigt, dass die Energiekrise nicht zwingend zu Wohlstandsverlust und Einbrüchen in der Wirtschaftsleistung führen muss. Je nach politischer Ausgestaltung könnten Klima UND Wirtschaft davon profitieren, etwa durch verpflichtende Effizienzmaßnahmen. Es gebe „durchaus die Chance, den Europäischen Green Deal und den Weg hin zur Klimaneutralität zu beschleunigen“, so Ottmar Edenhofer, Direktor des Mercator Research Instituts.

https://www.mcc-berlin.net/news/meldungen/meldungen-detail/article/die-energiekrise-koennte-fuer-klima-und-wirtschaft-doppelt-guenstig-ausgehen.html

Kurz gemeldet

An sieben von zehn Tagen übersteigt die Feinstaubbelastung weltweit den Grenzwert. Während die Konzentration in Europa sinkt, ist sie in China, Südostasien und Nordafrika besonders hoch. Die kleinen Partikel, vorwiegend aus der Verbrennung wie etwa aus dem Straßenverkehr, dringen in die Lunge ein und können sogar bis ins Herz gelangen. Allein in der EU sollen im Jahr 2020 240.000 Menschen vorzeitig an der Belastung durch Feinstaub gestorben sein.

https://science.orf.at/stories/3218150/

Auch wenn Batterien nicht mehr für den Einsatz im Auto taugen, können sie noch ein Jahrzehnt genutzt werden. Diese Eigenschaft machen sich jetzt Firmen zunutze, die die ausgedienten Akkus zusammenschalten und als Großspeicher etwa für Solarparks verwenden.

https://orf.at/stories/3307026/

Tipp

Dass man auch Veranstaltungen nachhaltig auslegen kann, das zeigt unter anderem die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Am 20. März führt sie im Schlosstheater Schönbrunn in Wien mit Studierenden Joseph Haydns „Die Schöpfung“ als FairAnstaltung auf. Begleitet wird die „nachhaltige Schöpfung“ von einer Ausstellung, die sich der umweltverträglichen Zukunftsgestaltung widmet.

https://www.mdw.ac.at/veranstaltung/?v=2812847&g=55871

Mobilitätsgerechtigkeit

Hörtipp

Manche Gegenden sind sehr gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar, in anderen

Regionen wie der Südsteiermark, dem Südburgenland oder dem Waldviertel ist der „Transport für alle“ nur in Resten vorhanden. Das wirft in mehrerlei Hinsicht Fragen nach der Gerechtigkeit auf: Während etwa Menschen im Speckgürtel, der ohnehin von meist Gutverdienenden bewohnt wird, auf ein Auto verzichten können, müssen Bewohner entlegener Gegenden sehr viel vom Familienbudget für die Mobilität, namentlich ein eigenes Auto, ausgeben. Sie sind damit bei ohnehin mäßigem Einkommen auch noch zu einer un-ökologischen Fortbewegung gezwungen. Die DIMENSIONEN erkunden die Mobilitätspolitik unter dem Gesichtspunkt der sozialen Gerechtigkeit.

https://oe1.orf.at/artikel/701358/Mobilitaetsgerechtigkeit

Klima steckt überall drin

Heute, am 3. März, ist Internationaler Tag des Artenschutzes. Eingeführt wurde er vor genau 50 Jahren anlässlich der Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES. Wie diese Woche viele Wortmeldungen aus der Wissenschaft und von NGOs gezeigt haben, muss man Artenschutz, Biodiversität und Klima zusammen denken. Wie auch der Weltklimarat in seinen letzten Berichten betont hat, schlägt sich die Erderhitzung nicht zuletzt in der Artenvielfalt nieder, während uns intakte Naturräume vor vielen Klimafolgen schützen können.

Von Arno Aschauer, dem Teamleiter für Arten und Lebensräume beim WWF, habe ich diese Woche das Wort „Ökosystemleistungen“ gelernt und es später dann auch in der Broschüre Natur am Limit: Vielfalt des Lebens in Gefahr wieder gelesen: Es meint die Leistungen, die die Natur uns als Gesellschaft bietet, von der Wirtschaft bis hin zur Erholungsfunktion. Demnach haben fast 80% der untersuchten Ökosystemleistungen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen.

Der Homo oeconomicus hat ja die Eigenschaft, das Leben sehr gern in Geld zu bemessen. Folgt man diesem Gedanken, so beträgt der Wert der Öko- und Natursystemleistungen auf dem Planeten jährlich zwischen 170 und 190 Billionen US-Dollar. Damit wäre die Natur die stärkste Volkswirtschaft der Welt, mit einem doppelt so hohen Bruttoinlandsprodukt wie alle Länder zusammengenommen. Diese Quantifizierung hat zweifellos einen hochabsurden Beigeschmack, aber wer Leben gern über den Kontostand bemisst, findet in diesen Zahlen genug Gründe, die Gratisleistungen der Natur zu erhalten.

Österreich bekleckert sich in Sachen Biodiversitäts- und Artenschutz ja nicht gerade mit Ruhm. In vielen europäischen Rankings liegt es entgegen dem gern kolportierten Image als Öko-Musterland weit hinten. Nur mehr rund 7 Prozent der Staatsfläche gelten als weitgehend frei von menschlichen Eingriffen. Viele Ziele im Artenschutz sind unverbindlich oder zwischen Bund und Ländern nicht koordiniert. Naturzerstörung wird sogar noch subventioniert. Das haben zuletzt Zahlen des WIFO gezeigt: Demnach fördert Österreich umweltschädliche Investitionen mit rund 6 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Schutz der Arten und der Lebensräume ist ein Querschnittsthema, das in alle politische Bereiche Einzug halten muss: von der Raumplanung über die Finanz- und Verkehrspolitik oder die Energiewirtschaft bis hin zum Tourismus. Und zwar länger als nur einen Tag.

Ihr

Franz Zeller

PS Erwähnenswert wären auch der heutige Klimastreik oder die Klima-Klage, die Michaela Krömer im Namen von 12 Kindern kürzlich eingebracht hat. Aber über die heutige Protestaktion wird ohnehin aktuell intensiv berichtet, sodass wir mit dem Newsletter zu spät dran wären, und mit Klimaklagen werden wir uns in einer der nächsten Ausgaben des Ö1 Klima-Newsletters beschäftigen.

Wie sich der Klimawandel selbst verstärkt

Gefährliche Rückkopplungsschleifen

Schmilzt das Meereis, wird die Oberfläche dunkler und nimmt mehr Wärme auf. Dadurch schrumpft das verbleibende Meereis noch schneller. Dieser Rückkopplungsturbo ist eine der bekanntesten Feedback-Schleifen im Klimageschehen. Insgesamt 41 derartige Mechanismen hat ein Forschungsteam nun publiziert.

Es gibt auch Rückkopplungsschleifen, die dämpfend wirken. Bei einer Temperaturerhöhung nehmen Pflanzen zum Beispiel mehr CO2 auf und arbeiten damit dem Treibhauseffekt entgegen. Aber 27 der 41 aufgelisteten Phänomene wirken eindeutig destabilisierend auf das Klima. Dazu gehört etwa die massenhafte Ausbreitung von Schädlingen, die Bäume daran hindern, CO2 aufzunehmen.

Unklar ist, wann diese Rückkopplungen in eine ausweglose Spirale führen und das Klima unumkehrbar zum Kippen bringen.

Auf einer eigenen Seite präsentiert das Team der University of Oregon auch eine Reihe von Animationen, die zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Waldbränden und dem Abschmelzen des Permafrosts verdeutlichen.

https://science.orf.at/stories/3217731/

Mehr Klimakompetenz im Gesundheitssektor gefordert

Offener Brief

Mit der Erderhitzung werden u.a. Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme zunehmen. Der Klimawandel stellt also auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund fordern 30 Organisationen in einem offenen Brief an die zuständigen Ministerien, für mehr Klimakompetenz im Gesundheitssektor zu sorgen. Dazu gehört neben vielen weiteren Maßnahmen, mehr „community nurses“ für die Gemeindearbeit und „disaster nurses“ (Katastrophenkrankenschwestern und -pfleger) auszubilden.

https://science.orf.at/stories/3217904/

Geschichte des Mülls

Tipp

Müll aus allen Zeiten präsentiert momentan eine interessante Online-Ausstellung namens throwaway-history.eu. Das Naturhistorische Museum Wien beteiligt sich an der Aktion des Europäischen Hauses der Geschichte mit einer Dokumentation weggeworfener Waffen aus der Bronzezeit, die im niederösterreichischen Wöllersdorf gefunden wurden.

Statistiken über weggeworfene Lebensmittel findet man auf der Seite ebenso wie das Porträt einer italienischen Künstler:innengruppe, die aus Schrott Kunst macht.

Kurz gemeldet

Der heurige Winter war der sechstwärmste der 256jährigen Messgeschichte, wie Geosphere Austria meldet. In den Niederungen lag die Temperatur um 2,8 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 – 1990, auf den Bergen um 2,3 Grad.

https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/sehr-milder-winter-1

Die Eisbedeckung in der Antarktis ist so gering wie nie zuvor. Mit einer Fläche von 2 Millionen km2 hat sie am 19. Februar ein Rekordminimum erreicht.

https://science.orf.at/stories/3217930/

Alles über Gas

Hörtipp 1

Ein Viertel der österreichischen Haushalte ist auf Gas angewiesen, die Industrie sowieso. Zuletzt waren die Preissteigerungen bei Gas einer der Haupttreiber der Inflation. Was natürlich zur Frage führt, woher wir in Zukunft unsere Energie nehmen, wenn Russland seine Lieferungen einstellt oder Gas einfach nicht mehr leistbar ist.

Mit Themen wie diesen beschäftigt sich die mehrteilige Serie „Alles über Gas“ im RADIOKOLLEG, das die Preisbildung an der Gasbörse ebenso beleuchtet wie die Versorgung mit LNG (Liquefied Natural Gas) oder die wirtschaftlichen und ökologischen Kosten von Fracking.

In der Woche vom 6.-9. März geht erfährt man im RADIOKOLLEG (Mo-Do, 9.05 Uhr) „Alles über Strom“.

Nachzuhören sind Sendungen wie diese im Ö1-Dossier „Nachhaltig leben“.

Wertvoller Müll

Hörtipp 2

Je nach Betrachtungsweise ist Müll entweder ein lästiges Überbleibsel oder eine Ressource. De facto gibt es viele Gründe, warum wir Abfälle und Reststoffe nicht achtlos wegwerfen, sondern getrennt sammeln sollen. Sie sind wertvolle Rohstoffe und können in den Produktionskreislauf zurückkehren. Was im Kunststoff-Abfall steckt oder wie Metalle, Papiere, Textilien und andere Stoffe aufbereitet werden, dokumentiert ein vierteiliges RADIOKOLLEG.

Wertvoller Müll – Rohstoffquelle der Zukunft – oe1.ORF.at

Technooptimismus als Falle

Wir lieben Zauber. Auch wenn er unter dem Deckmantel der Wissenschaft daherkommt. Beziehungsweise als großes Versprechen. Als im Dezember ein kalifornisches Labor den Durchbruch bei der Fusionsforschung verkündete, weil bei der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium erstmals weniger Energie investiert als geerntet wurde, jubelte ein Teil des Globus auf. Mit einem Mal schien die Lösung aller Energieprobleme in Sichtweite und die beschwerliche Abkehr vom fossilen Irrweg obsolet, weil man ja nun ohnehin bald auf saubere Fusionsenergie zugreifen würde können.

Mitnichten.

Ein tauglicher Fusionsreaktor ist weiter entfernt als das Überschreiten der 2 Grad-Grenze. Manche glauben wohl tatsächlich an die Lösung der Klimakrise durch technologische Wunder, andere verwenden den Verweis auf den technological fix ganz einfach strategisch, um so an alten Technologien wie der Verbrennung festhalten zu können.

Auch der Verweis auf „grünen Wasserstoff“ ist so eine (Selbst-)Beruhigungspille. Die Erzeugung von Wasserstoff braucht etwa sechsmal mehr Energie als die direkte Nutzung von Sonnenstrom, ist also nicht sehr effizient. In Industrieanlagen, die hohe Temperaturen benötigen, wird er seine Berechtigung haben, aber sicher nicht beim Heizen von Haushalten, oder wie es Günter Pauritsch von der Energieagentur ausdrückte: Es sei nicht notwendig, „ein Gas mit 2000 Grad zu verbrennen, um damit 20 Grad Zimmertemperatur zu erreichen“. Ähnliches gilt für Methan aus erneuerbaren Quellen. Bedarf und Angebot klaffen um ein Vielfaches auseinander.

Bei einer Veranstaltung der Universität für Bodenkultur zählte Michael Narodoslawsky von der TU Graz Wasserstoff zu den „psychologisch netten Lösungen“ und verglich die dahinterliegende Haltung mit ‚Warten auf Godot‘: „Wir sitzen in unserer Hängematte, warten darauf, dass Öl durch Wasserstoff ersetzt wird und müssen uns nicht ändern. Es gibt aber einen Spielverderber, das ist die Effizienz“, so Narodoslawsky.

Auch der Boku-Professor Gernot Stöglehner bezeichnete die Hoffnung auf wundersame technologische Lösungen wie die CO2-Abscheidung aus der Luft als „Irrwege in der Energiewende“.

Jüngst flackern verstärkt auch wieder Geoengineering-Hoffnungen in der öffentlichen Diskussion auf. Wie riskant es ist, künstlich Folgen eines Vulkanausbruchs zu erzeugen und etwa per Flugzeug Schwefelpartikel in die Luft zu blasen, dokumentiert der an der Columbia Business School lehrende österreichische Kimaökonom Gernot Wagner in seinem eben erschienenen Buch „Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?“. Auch in Marc Elsbergs neuestem Thriller „Celsius“ steht das Drehen am Klimarad im Mittelpunkt der Geschichte. Dort bläst China mit einer unheimlichen Flugzeugflotte den „großen Sonnenschirm“ in die Stratosphäre.

Angesichts der vielen internationalen Hinhaltungs- und Verwirrtaktiken ist wohl auch der Kommentar des UNO-Generalsekretärs Antonio Guterres verständlich, wonach die Beschränkung der Erderhitzung auf 1,5 Grad nur mehr auf „wundersame Weise“ erreichbar sei.

Technooptimismus mag ab und an durchaus angebracht sein. Aber als quasi-religiöse Grundhaltung ist er meist nur ein Ablenkungsmanöver, um an überkommenen Geschäftsmodellen und Verfahren festzuhalten (daher auch der Ruf der Autoindustrie nach Wasserstoffantrieb, der sinnvollerweise und aus Energieeffizienzgründen jenen Fahrzeugen vorbehalten sein sollte, die ihn auch wirklich brauchen).

Die Klimakrise benötigt kurz- bis mittelfristige Lösungen, oder wie es Gernot Stögmüller mit Blick auf die tickende Klimauhr ausdrückte: „Was wir jetzt nicht entscheiden, ist 2030 nicht realisiert.“

https://science.apa.at/power-search/4410564532718699370

Ozeane im Fieber

Auswirkungen bis nach Österreich

Noch nie seit dem Messbeginn 1955 enthielten die Ozeane so viel Energie wie im Vorjahr. Seit den 80er Jahren hat sich die Geschwindigkeit ihrer Erhitzung verdreifacht, weil die Meere 90% der überschüssigen Energie aus der Atmosphäre aufnehmen. Durch die Erwärmung durchmischen sich auch kalte und warme Wassermassen nicht mehr so wie in der Vergangenheit. Es kommt zu Schichtbildungen.

Die Meere nehmen auch CO2 aus der Luft auf, was im Wasser wiederum zu einer Versäuerung führt und etwa zum Korallensterben beiträgt.

Die Auswirkungen der wärmeren Meere reicht bis Österreich. Eine höhere Temperatur an der Wasseroberfläche führt zu stärkerer Verdunstung. Dadurch kommt es vermehrt zu Extremwetterereignissen. Im Winter fallen die wärmeren Wassermassen in der Luft allerdings nicht als Schnee zu Boden, sondern verstärkt als Regen.

https://orf.at/stories/3301690/

Unternehmen setzen Klimaziele nicht um

Europa

Die Mehrheit der europäischen Unternehmen hat keine nachvollziehbaren Pläne, wie die Klimaziele erreicht werden sollen. Das belegt eine Analyse des Carbon Disclosure Project (CDP).

Zwar habe rund die Hälfte der europäischen Unternehmen Klimaschutzpläne, die sich am internationalen Pariser Klimaziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad orientieren. Aber nicht einmal fünf Prozent der Firmen könnten nachweisen, wie sie diese Ziele erreichen und umsetzen wollen, so CDP.

Das Carbon Disclosure Project ortet eine große Lücke zwischen dem, was gesagt, und dem, was in den Firmen tatsächlich getan wird. Für seine Analyse hat es die Angaben von Unternehmen ausgewertet, die rund drei Viertel der europäischen Aktienmärkte repräsentieren.

https://orf.at//stories/3305388/

Klimajugendrat 2023

Rund 80 junge Menschen tauschen sich beim Klimajugendrat vom 22. – 24. Februar mit Parlaments-Abgeordneten zu klimapolitischen Themen aus. Zum Auftakt wird der Climate Action Award verliehen, bei dem es 9 Projekte in die Endauswahl geschafft haben, darunter der Climate Walk, das Klimadashboard oder vegane Kochkurse.

Organisiert wird der Klimajugendrat von der Bundesjugendvertretung (BJV) zusammen mit dem Klima- und Energiefonds.

Kurz gemeldet

In Österreich emittieren die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als viermal so viel CO2 wie die ärmsten zehn Prozent. Das ist nur ein Beispiel, wie ungleich Treibhausgasemissionen je nach Einkommen und Vermögen verteilt sind. Betrachtet man die Klimawirksamkeit räumlich, ist vor allem der sub-urbane Raum, also der sog. „Speckgürtel“, besonders klimaschädlich, während der CO2-Ausstoß in Städten am geringsten sei.

https://science.orf.at/stories/3217609/

Hörtipp: Bedrohte Halligen

Die Halligen, das sind winzige Inseln im Wattenmeer der Nordsee; sie ragen nur knapp über den Meeresspiegel hinaus. Von den ursprünglich 100 Inseln sind nur mehr 10 übrig und bewohnt. So malerisch sie aussehen, erfüllen sie auch eine wichtige Funktion für die Küste: sie dienen als Wellenbrecher. Der Klimawandel droht nun auch die letzten verbliebenen Halligen zu verschlingen. Denn mit der Erderhitzung steigt sowohl die Intensität als auch die Zahl der Sturmfluten.  Die DIMENSIONEN schildern in 2 Teilen, wie es mit den Mini-Inseln weitergehen könnte.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Wind und Sonne überholen Gas

Sich Flugreisen leisten zu können, ist zu einem Symbol für bescheidenen Wohlstand geworden. In Wien in den Flieger zu steigen und knapp drei Stunden später in Málaga, fast in Sichtweite von Afrika, auszusteigen, hat auch etwas mit befreiender Entgrenzung zu tun. Gleichwohl ist das Fliegen kein unschuldiger Spaß mehr. Es trägt laut jüngstem IPCC-Bericht mit 3,1 Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß bei. Allerdings dürfte die Klimawirkung weitaus höher sein, da auch Wasserdampf und Stickoxide emittiert werden. So geht der Weltklimarat davon aus, dass der Flugverkehr mit rund 5 Prozent an der Erderwärmung beteiligt ist. Ein enormer Wert auch angesichts dessen, dass nur ein verschwindend kleiner Teil der Erdbevölkerung tatsächlich mit dem Flugzeug unterwegs ist bzw. sich Flüge leisten kann.

Welche Veränderungen es bräuchte, damit die Luftfahrt bis 2050 tatsächlich zu einem Netto-Null-Emittenten wird, das hat eine in dieser Woche veröffentlichte Studie  gezeigt. Demnach könnte man durch eine Dämpfung der Nachfrage 61 Prozent der Emissionen einsparen, 27 Prozent durch eine verbesserte Energieeffizienz. Konkret heißt das, die Subventionen des Luftverkehrs zu beenden, wie Jakob Graichen vom Öko-Institut e.V. in Berlin sagt: „Insbesondere [ein Ende für] die Befreiung von der Kerosinsteuer und Mehrwertsteuer auf internationalen Strecken würde sofort die Emissionen senken. Auch eine Verknappung von Slots an Flughäfen, zum Beispiel durch Nachtflugverbote, die diesen Namen wirklich verdienen, würde den Luftverkehr reduzieren. Ein Verbot von Kurzstreckenflügen ist hilfreich, der allergrößte Teil der Luftverkehrsemissionen stammt allerdings aus der Mittel- und Langstrecke.“

Das deckt sich weitgehend mit den Erkenntnissen des IPCC, der darauf drängt, Langstreckenflüge möglichst zu vermeiden und Kurzstreckenflüge durch den Ausbau des Zugverkehrs überflüssig zu machen. Der Weltklimarat kritisierte im Übrigen in seinem jüngsten Bericht auch, dass der Flugsektor bei seinen Versuchen zum Klimaschutz deutlich hinter anderen Bereichen zurückbleibt.

Sehr gespalten sehen Expert:innen die Chancen für nachhaltige Treibstoffe im Flugverkehr. Erzeugt man sie etwa über Sonnenlicht, bräuchte es „Sonnenkollektoren auf einer Fläche von etwa 40.000 Quadratkilometern, um den derzeitigen Bedarf an Flugkraftstoff zu decken. Das ist enorm, wenn auch viel weniger als die Fläche, die benötigt wird, um den neuen Strombedarf für Heizung und Verkehr zu decken“, wie Anthony Patt, Professor für Klimaschutz und -​anpassung an der ETH Zürich meint.

Unsicher ist auch, wie sich die Kosten für synthetische Kraftstoffe entwickeln werden. Derzeit kosten sie mindestens fünfmal so viel wie fossile Alternativen. „Es ist denkbar, dass sie bis 2035 nur noch doppelt so viel kosten. Die Treibstoffpreise machen etwa 30 Prozent der Flugkosten aus. Eine Verdopplung dieser Kosten würde also bedeuten, dass das Fliegen um 30 Prozent teurer würde als heute, wenn sich sonst nichts ändert“, so Patt. Er hält es allerdings für möglich, dass der klimaneutrale Flugverkehr 2050 nicht teurer ist als heute.

Die Flugindustrie zeigt sich derweil noch wenig engagiert. „Die Definition für nachhaltige Treibstoffe der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO verlangt nur eine Reduktion der Emissionen um zehn Prozent gegenüber fossilem Kerosin – völlig unzureichend mit Blick auf die Ziele für 2050“, kritisiert etwa Jakob Graichen. Deshalb ist für ihn völlig klar: „Von allein wird der Luftverkehr niemals klimaneutral werden. Eine starke Regulierung der Emissionen des Sektors und damit klarer politischer Willen ist unabdingbar.“

Und eine bewusstere Wahl unserer Verkehrsmittel steht wohl auch noch an.

Klimaerwärmung: Wie die Luftfahrt klimafit werden könnte – science.ORF.at

Erstmals mehr Strom aus Erneuerbaren als aus Gas

Energiewende in Europa

Laut Denkfabrik Ember Climate wurden im Vorjahr 22 Prozent des europäischen Stroms aus Solar- oder Windkraft produziert und nur 20 Prozent aus Gas. Damit haben erneuerbare Energieträger das fossile Gas zum ersten Mal bei der Stromerzeugung in der EU überholt. EU-weit konnten so Gaseinkäufe im Wert von zehn Milliarden Euro eingespart werden.

https://www.deutschlandfunk.de/erstmals-mehr-strom-aus-erneuerbaren-als-aus-gas-produziert-100.html

EU verlagert Umweltschäden nach Osteuropa

Konsum-Folgen

Es erinnert ein bisschen an das Floriani-Prinzip, wie die EU mit den schädlichen Umweltfolgen seines hohen Konsums umgeht: Laut einer Studie der University of Birmingham verlagert sie den Treibhausgasausstoß und den Materialverbrauch zu den östlichen Nachbarn, während diese innerhalb der Staatengemeinschaft abnehmen. Auch Brasilien, China und der Nahe Osten seien von dieser Verschiebung der Umweltkosten betroffen, aber am nachteiligsten falle sie für Osteuropa aus. Der wirtschaftliche Mehrwert der Schäden lande hingegen zu 85 Prozent in Europa.

https://orf.at//stories/3302846/

Niedrigere Tempolimits

Umweltschutz

Verkehrsexpert:innen sprechen sich in einem offenen Brief für niedrigere Tempolimits auf Österreichs Straßen aus. Sie plädieren für 30km/h im Ortsgebiet, 80km/h im Freiland und 100km/h auf Autobahnen. Die Limits würden nicht nur Unfälle mit Verletzten und Toten reduzieren, es sei auch „wissenschaftlich zweifelsfrei nachgewiesen“, dass niedrigere Geschwindigkeiten die effektivste Maßnahme zur Reduktion verkehrsbedingter Treibhausgas-Emissionen sind.

Eine Umfrage auf orf.at mit (Stand gestern) rund 50.000 Teilnehmer:innen zeigt, dass etwa die Hälfte eine Geschwindigkeitsreduktion unterstützt. https://oesterreich.orf.at/stories/3192857/

Kurz gemeldet

Eine Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad ist derzeit nicht realistisch. Das sagt der „Hamburg Climate Futures Outlook 2023“. Vor allem Unternehmen würden weltweit zu wenig für den Klimaschutz tun.

Studie: Klimaziel von 1,5 Grad nicht realistisch – science.ORF.at

Mehr Pflanzen in Städten können die Zahl der Hitzetoten reduzieren. Damit die hitzebedingten Todesfälle um ein Drittel zurückgehen, müsste die Bepflanzung laut „The Lancet“-Studie auf 30% der Stadtfläche ausgedehnt werden.

Klimaerwärmung: Bäume reduzieren Hitzetote in Städten – science.ORF.at

Wenn die Emotionen kochen

Wenn Sie in einen frittierten Grashüpfer beißen, dann kracht er ähnlich wie Kartoffelchips – und schmeckt auch nicht viel anders. Neugier brachte mich dazu, Insekten schon vor Jahren in Thailand auf ihre kulinarische Tauglichkeit zu testen. Die Aussicht, dass sie jetzt – nach einer Zulassungswelle diese Woche – in Fertignahrung gemischt werden könnten, regt mich nicht sonderlich auf. Ich esse wenig Fertignahrung. Und Insektenmehl wird mich auch nicht dazu verleiten.

Interessant ist allerdings, wie emotional viele Menschen auf die EU-Zustimmung zu Heimchen und Getreideschimmelkäferlarven als Nahrung reagieren. Nachhaltiger als Rind- oder Schweinefleisch sind sie allemal. Gefüttert müssen allerdings auch sie werden. Was pflanzliche Nahrung noch immer zur besseren Alternative macht. Aber ich verweigere mich hier jedem Fundamentalismus. Und wer möchte, soll ruhig in den Buffalowurm beißen.

Noch weitaus emotionaler ist die Debatte auf einem anderen Feld, das sich vielleicht noch einfacher objektivieren ließe – bei der Frage niedrigerer Tempolimits, um den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu reduzieren. Im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie sind die Emissionen zwar leicht gesunken, zuletzt nehmen sie aber wieder zu. Vor allem liegen sie noch immer um 50 Prozent über dem Niveau von 1990.

Wie eine deutsche Studie zeigt, liegt das Einsparungspotential durch eine Reduzierung des Tempos auf Straßen deutlich höher als bisher angenommen. Demnach könnte Österreich bei einer Senkung der Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 80 km/ h im Freiland und von 130 auf 100 km/h auf Autobahnen 830.000 Tonnen CO2 jährlich einsparen. In Deutschland würde man allein mit der Einführung einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/ h auf Autobahnen 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent einsparen. Hier wie dort gehen ob dieser Ideen die emotionalen Wogen hoch.

Ich bin kein sonderlich begeisterter Autofahrer. Wenn ich mich in den Wagen setzen muss, ist es meist ein notwendiges Übel. Will ich wirklich schnell fahren, nehme ich den Railjet. Mit bis zu 230 km/ h komme ich definitiv schneller an viele Ziele als mit dem Auto. Und steuert man Ziele an, die mit dem öffentlichen Verkehr – das ist noch immer die umweltfreundlichste Alternative, trotz E-Mobilität – nicht gut zu erreichen sind, spricht ja auch nichts gegen entspanntes Autofahren.

Österreichs Emissionen stiegen „erwartungsgemäß“

Bilanz 2021

Im Jahr 2021 emittierte Österreich um 3,6 Millionen Tonnen CO2 mehr als im Jahr zuvor, insgesamt 77,5 Millionen Tonnen. Damit hat sich auch der Pandemieeffekt verflüchtigt. Prognosen zufolge gibt es dennoch Grund zu Optimismus: Für 2022 geht das Umweltbundesamt von einem deutlichen Emissions-Rückgang von fünf Prozent gegenüber 2021 aus.

https://orf.at/stories/3302361/

Schlimme Folgen des Meeresspiegelanstiegs kommen früher als erwartet

Neue Satellitendaten

Bis vor kurzem dachte man, das erst ein mehrere Meter hoher Anstieg des Meeres grobe Probleme für die weltweiten Küstenzonen verursacht. Wie eine niederländische Studie nun zeigt, wird bereits bei einer Erhöhung des Meeresspiegels um zwei Meter mehr als doppelt so viel Landfläche überflutet wie bisher gedacht.

Grund für diese Änderung in den Modellen sind neue, genauere Satellitendaten. Sie zeigen, dass viele Küstenregionen tiefer liegen als angenommen. Demnach würde beispielsweise Bangkok mit seinen zehn Millionen Einwohner:innen entgegen früheren Annahmen bei einem Meeresspiegelanstieg von zwei Metern zum Großteil im Wasser versinken. Insgesamt wird bei diesem Szenario der Lebensraum von 240 Millionen Menschen weltweit überflutet.

Aktive CO2-Entnahme aus Atmosphäre notwendig

Mehr Kohlenstoff-Abscheidung und -Speicherung

Aufforstung ist bisher das häufigste Mittel, um CO2 wieder aus der Luft zu entfernen. Diese konventionelle Methode der Kohlendioxidreduktion wird aber zum Erreichen des 1,5 Grad -Ziels nicht reichen, so ein neuer Bericht von Klimaforscher:innen. Dazu brauche es auch industrielle Methoden der Kohlenstoff-Entnahme und -Speicherung. Laut Analyse müssten wir, abgesehen von einer drastischen Emissions-Reduktion, allein bis 2030 30mal so viel CO2 entnehmen wie bisher.

https://science.orf.at/stories/3217193/

Jugend-Delegierte für COP28 und COP29 gesucht

Die CliMates Austria suchen zwei neue Jugend-Delegierte zwischen 18 und 26 für die nächsten zwei UN-Klimakonferenzen. Wer für nationale und internationale Klimapolitik brennt, kann sich hier bis zum 9. Februar 2023 bewerben. Als Jugenddelegierte:r nimmst du gemeinsam mit der österreichischen Delegation an der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Dezember 2023, und an der COP29 im November 2024 in Tschechien teil. Ziel ist, vor Ort die Stimme der Jugend zu vertreten und die Geschehnisse kritisch zu verfolgen, wie climatesaustria.org schreibt. Das Programm ist zweijährig (!) und wird vom Klimaministerium vollständig finanziert. Gutes Basiswissen bei Klimaschutz und/oder Klimapolitik ist erwünscht

Instagram: https://bit.ly/3IW1s3J

Twitter: https://bit.ly/3XnatHi

LinkedIn: https://bit.ly/3CVxFEa

Kurz gemeldet

Europa leidet schon seit 2018 unter einer anhaltenden Dürre. Dies belegen Satellitendaten, die von der TU Graz ausgewertet wurden. Trotz Überflutungen und anderer Extremwetterereignisse ist der Grundwasserspiegel europaweit seit 5 Jahren problematisch niedrig.

https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/tu-graz-news/einzelansicht/article/satellitendaten-belegen-anhaltend-schwere-duerre-in-europa

Die Klimaerwärmung verändert auch die Insektenwelt. Wie eine österreichische Studie zeigt, ist ein Viertel aller Arten in den letzten 30 Jahren durch neue Arten ersetzt worden. Entgegen früheren Untersuchungen schrumpfte aber die Gesamtanzahl von Insektenpopulationen NICHT.

https://science.orf.at/stories/3217147/

Staub aus Wüstenstürmen und trockenen Landschaften könnte in den letzten Jahren die Erderwärmung gedämpft haben. Das legt einen Analyse von Forscher:innen aus den USA und Europa nahe. Demnach befinden sich 26 Millionen Tonnen Staub in der Atmosphäre, die zum Teil zu einer Beschattung des Planeten führen.

https://orf.at/stories/3301809/

Klimakiller Reichtum

Hörtipp

Stünde allen Menschen auf dem Planeten das gleiche CO2-Budget zur Verfügung, könnte die ärmere Hälfte Chinas ihren Ausstoß sogar noch erhöhen, während ihn jene in den USA drastisch senken müsste. Umweltverschmutzung und klimaschädigendes Verhalten steigen mit dem Reichtum. Die DIMENSIONEN analysieren die sozial ungleiche Lastverteilung in der Klimakrise und diskutieren auch Vorschläge wie eine progressive Besteuerung klimaschädlicher Emissionen.

Klimakiller Reichtum, nachhören im Ö1-Dossier „Nachhaltig Leben“

Klima-Lügen

Diese Woche kam es zu einigen Begriffsverwirrungen. Da wurden Menschen, die Straßen blockierten und sich auf den Asphalt klebten, als „Klima-Terroristen“ bezeichnet. Egal ob man diese Form der Proteste gut findet oder nicht, muss man den Proponent:innen dieses Begriffs attestieren, dass seine Benutzung nur unter großzügiger Umgehung der Großhirnrinde möglich ist. Das Recht zu protestieren, ist durch die Verfassung geschützt. Auch mit Straßenblockaden weiß unser Rechtssystem umzugehen. Zu Verkehrsbehinderungen kommt es auch, wenn in Linz ein Demonstrationszug über die Landstraße zieht oder in Wien über den Ring. Normalerweise sorgen Autofahrer selbst dafür, dass ein Stau entsteht. Sorgen andere dafür, bricht für einige wenige die Welt zusammen. Offenbar ist der selbstgemachte Stau der bessere.

In Deutschland wurde der Begriff „Klima-Terroristen“ vor ein paar Tagen zum Unwort des Jahres 2022 gewählt. Hierzulande vermisse ich diese Sensibilität noch. „Terrorismus“ ist sinngemäß die Verbreitung von Angst und Schrecken. Man könnte nun fragen, wer mehr Angst und Schrecken verbreitet: Leute, die Straßen blockieren, oder jene, die mit dem Aufheizen der Atmosphäre für die Entvölkerung ganzer Weltregionen sorgen werden?

Wie gesagt: ich bin mir über die Effektivität der Proteste der „Letzten Generation“ auch nicht ganz im Klaren. Aber die nun aufkommende Diktion ist beängstigend. Der Wiener FPÖ-Politiker Dominik Nepp postete gar ein Piktogramm, auf dem er das Anpinkeln der Klima-Aktivist:innen propagiert. Das ist zum Fremdschämen. Besonders häufig findet man den Klimaterrorismus-Vorwurf übrigens auf dem der ÖVP nahestehenden Internetportal exxpress.at.

Sein Chefredakteur kritisierte so wie andere diese Woche auch, dass sich zig Wissenschafter:innen in Österreich mit den Anliegen der Klima-Aktivist:innen solidarisierten, darunter etwa der Wissenschafter des Jahres, der Biodiversitätsforscher Franz Essl, oder die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Wissenschaft ist keine Glaubensfrage, sondern ein Erkenntnissystem. Seine besondere Stärke liegt darin, dass es Mechanismen entwickelt hat, um Irrtümer wie verdrehte Zahlenreihen, defekte Messgeräte oder auch Betrug möglichst schnell aus sich heraus zu beseitigen. Religiöse Systeme sind nur dogmatisch, durch Verordnung „von oben“ zu ändern. Das System Wissenschaft hingegen kommt durch Methodik und breiten Konsens zu seinen Erkenntnissen. Wen wundert es also, dass die Wissenschafter:innen ihre Daten ernst nehmen und sich auch persönlich dahinter stellen? Viel beunruhigender wäre es doch, würden sie ihren Studien nicht trauen. Traditionell hat sich die Wissenschaft weitgehend aus der Politik herausgehalten. Aber nun scheint die politische Ignoranz gegenüber ihrer Arbeit so provokant geworden sein, dass sie sich deklariert. Für mich durchaus ein Verzweiflungsakt und ein längst überfälliger Bruch mit überlebten Gepflogenheiten.

Und wer der Klimawissenschaft noch immer nicht vertraut, der möge sich seine Informationen über die Erderhitzung bei der Fossil-Lobby holen: Wie eine brandneue Studie zeigt, berechnete der Erdölkonzern ExxonMobil schon in den 70er-Jahren sehr exakt, wie sich das CO2 in der Atmosphäre auf die planetare Erwärmung auswirken würde. Davon mehr in diesem Newsletter, den ich zusammen mit Juliane Nagiller gestaltet habe.

Moore

Verbündete im Klimaschutz

Als ich zum ersten Mal mit Wissenschaftern zu einer kleinen „Moorexpedition“ aufbrach, wurde ich ausgelacht. Ich bin mit Turnschuhen beim vereinbarten Treffpunkt aufgetaucht. Zum Glück fand sich im Uni-Keller ein Paar Gummistiefel. Mit denen stapfte ich dann stundenlang durchs Moor, völlig fasziniert von den tollen Geräuschen, die entstehen, wenn das Heidekraut nachgibt und der Fuß in der saftigen Nässe des Moors versinkt.

Moore sind unsere besten Verbündeten im Kampf gegen die Erderhitzung. Sie bedecken zwar nur drei Prozent der Landfläche, binden aber etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder der Erde zusammen. Diese Ökosystemleistung erbringen jedoch nur intakte Moore und intakt ist ein Moor dann, wenn es nass ist. Ein Moor besteht aus 90 Prozent Wasser. Man könne sich das kaum vorstellen, aber ein intaktes Moor habe einen höheren Wassergehalt als Milch, erklärte mir der Moorexperte Harald Zechmeister.

90 Prozent der ursprünglichen Moorfläche Österreichs haben wir bereits verloren. Sie wurden durch Gräben entwässert oder als Torfquelle benutzt. Mit verheerenden Klimawirkungen: Wird dem Moor das Wasser entzogen, dringt Sauerstoff ein, der Zersetzungsprozess beginnt und gebundener Kohlenstoff wird in Form von CO2 freigesetzt. Die weltweite Entwässerung von Mooren verursacht deutlich mehr CO2-Emissionen als der globale Flugverkehr, warnte Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung bei der Präsentation des neuen Mooratlas (https://www.boell.de/de/mooratlas) diese Woche.

Auch Österreichs Moore emittieren derzeit viel CO2. Von den 10 Prozent der ursprünglichen Moore, die wir hierzulande noch haben, ist nämlich nur ein Bruchteil intakt. Damit unsere Moore wieder zu unseren Komplizen werden, brauchen sie unsere Unterstützung. Die letzten Moore müssen unter absoluten Schutz gestellt, entwässerte Moore wieder vernässt werden. Dass das funktioniert, zeigen viele regionale Beispiele wie beim Blinklingmoos in Strobl oder beim Rottalmoos im Waldviertel. Diese Beispiele zeigen aber auch, das es für einen erfolgreichen Moorschutz neben einer Finanzierung vor allem Bürgerinnen und Bürger braucht, die sich vor Ort für „ihr Moor“ einsetzen. (Juliane Nagiller)

Klimaprognosen

ExxonMobil wusste schon lange und ziemlich genau Bescheid

Die Strategie ähnelt jener der Tabaklobby: So wie diese damals die Gesundheitsschäden des Rauchens jahrzehntelang heruntergespielt hat, verleugneten auch Ölkonzerne lange die Klimafolgen steigender CO2-Emissionen. Bereits 1977 wurde die Konzernleitung von ExxonMobil vor den Folgen der globalen Erwärmung gewarnt. Wie exakt diese Prognosen waren, die Forscher:innen damals im Auftrag des Mineralölkonzerns erstellten, belegt nun eine neue Analyse, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlich wurde. Schon vor 50 Jahren berechneten die Wissenschafter:innen des Konzerns beispielsweise eine planetare Erhitzung von 0,2 Grad pro Jahrzehnt.

https://science.orf.at/stories/3217020/

Energiewende

Holpriger Ausstieg

Der Erdgaspreis liegt derzeit wieder auf demselben Niveau wie vor der russischen Invasion in der Ukraine. Das ist eher ein Ausreißer und keine Trendumkehr, analysiert Christoph Dolna-Gruber von der Österreichischen Energieagentur. Zwar ist Österreichs Versorgung für die laufende Heizperiode gesichert, langfristig muss Gas aber effizienter genutzt und eingespart werden, um weniger stark von importiertem Erdgas abhängig zu sein. Die weitere Preisentwicklung wird von vielen Unbekannten beeinflusst: von der Gasnachfrage in China, der Entwicklung des Ukraine-Kriegs und der Ausbaugeschwindigkeit erneuerbarer Energien.

https://orf.at/stories/3298743/

Kurz gemeldet:

Maria-Theresien-Straße, Marktplatz und das Klinik-Areal: Eine neue Klimaanalyse zeigt Innsbrucks Hitze-Hotspots, aber auch die Frischluft- und Kaltluftbahnen, die die Stadt kühlen könnten.

https://tirol.orf.at/stories/3189746/

Die Weltmeere waren 2022 so heiß wie noch nie zuvor in der Messgeschichte. Die Ozeane absorbieren rund 90 Prozent der überschüssigen Wärme, die durch Treibhausgase entsteht. Die Hitze im Meer hat verheerende Auswirkungen auf die marine Tier- und Pflanzenwelt.

Studie: 2022 brachte Temperaturrekord in Weltmeeren – news.ORF.at

Warum ist der Diskurs über die Klimakrise elitär?

Hörtipp I

Die Klimakrise ist nicht ganz gerecht. Sie wird just jene am meisten treffen, die sie am wenigsten verursacht haben, die Ärmsten. Paradoxerweise sind aber gerade die finanziell Schwächeren an der Diskussion um die Erderhitzung am wenigsten beteiligt. Der Klimadiskurs scheint fest in der Hand der gebildeten Mittelschicht. Lösungsvorschläge werden vielfach von den in Zukunft am meisten Betroffenen als Bedrohung empfunden. Woher diese Kluft kommt, dieser Frage ist diese Woche das RADIOKOLLEG in einer aufwändigen Reportage von Johanna Hirzberger nachgegangen.

https://oe1.orf.at/player/20230109/705521

Auto behalten. Oder tauschen?

Hörtipp II

Alte Autos gelten als technologisch veraltete Stinker. Aber macht es wirklich Sinn, sie aus Umweltgründen gegen ein neueres Modell zu tauschen? Selbst ein 20 Jahre altes Fahrzeug ist moderner als viele denken. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN hat sich mit pro und contra Altfahrzeug auseinandergesetzt.

https://oe1.orf.at/player/20230110/705596

Erde unter Naturschutz

Einige Tage lang wirkte die COP15 in Kanada so belanglos wie ein 30jähriges Matura-Treffen. Am Montag dieser Woche einigten sich die 196 Staaten in Montreal dann doch auf eine Abschlusserklärung. Bis 2030 sollen mindestens 30% der Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Bislang sind es nur 17 Prozent des Landes und sieben Prozent der Meere.

Zu den 23 im Abschlussdokument vereinbarten Zielen zählt auch, umweltschädliche Subventionen jährlich um 500 Milliarden Dollar zu verringern und das Geld teilweise in Naturschutz zu stecken. Auch die Einführungsrate invasiver Arten sowie das Gesamtrisiko durch Pestizide und gefährliche Chemikalien sollen halbiert werden, wie das Science Media Center schreibt.

Die Montreal-Vereinbarung löst die Aichi-Ziele von 2010 ab. Von den damals in Nagoya vereinbarten 20 Biodiversitäts-Zielen wurde bis heute kein einziges vollständig erfüllt.

Der Wiener Ökologe Franz Essl bewertete die COP15 „vorsichtig positiv“. Bei der Umsetzung der Ziele werden aber vor allem die Länder des globalen Südens Hilfe – und das heißt auch finanzielle Unterstützung – brauchen. Denn gerade in diesen Ländern ist ein Großteil der Biodiversität konzentriert, so Essl. 20 Milliarden Dollar sollen die betroffenen Länder bis 2025 von den Industriestaaten jährlich erhalten. Die Summe liegt deutlich unter den Forderungen der Empfängerstaaten. 

Umweltschutzorganisationen beurteilten die Ergebnisse von Montreal sehr unterschiedlich. Greenpeace nannte das Abschlussdokument einen „faulen Kompromiss“. Der WWF bezeichnete die Abschlusserklärung als „lückenhaftes, aber in wesentlichen Punkten brauchbares Abkommen.“ Der Erfolg stehe und falle „mit dem politischen Willen, dieses Abkommen lückenlos umzusetzen sowie die nötige Finanzierung sicherzustellen“, so der WWF. Denn Sanktionsmechanismen für die Nicht-Umsetzung gibt es keine.

Österreich hat gerade erst seine nationale Biodiversitätsstrategie beschlossen. Dazu gehört etwa, 35 Prozent der Landwirtschaft bis 2030 biologisch zu betreiben und die Rote Liste der gefährdeten Arten um ein Drittel zu reduzieren. Auch das Montreal-Ziel, 30 Prozent der Landfläche unter Schutz zu stellen, ist darin enthalten.

Wie der Weltklimarat IPCC bereits mehrmals in seinen Berichten betont hat, sind Klima- und Artenschutz eng aneinander gebunden. Eine intakte Natur schützt uns auch vor einigen unangenehmen Folgen der Erderhitzung.

Allein die Renaturierung und der Schutz von Wäldern, Mooren oder Mangroven an den Küsten könnten ein Drittel der Treibhausgasreduktion bringen, die wir brauchen, um die Erderwärmung auf zumindest zwei Grad zu begrenzen.

Zumindest eines scheint nicht umstritten: dass wir von einem ökologisch möglichst intakten Planeten alle profitieren.

In diesem Sinne verabschiede ich mich für heuer und wünsche Ihnen mit diesem Newsletter, dem bereits 69.ten, eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2023.

https://orf.at/stories/3298302/

https://science.orf.at/stories/3216671/

Österreich investiert Milliarden klimaschädlich

WIFO-Bericht

4 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr gibt Österreich für klimaschädliche Förderungen aus. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO für die Regierung erhoben. Der allergrößte Teil, rund 61 Prozent, fließt in den Verkehr. Dazu gehören etwa das Dieselprivileg oder die Pendlerpauschale bis hin zu Steuerbefreiungen für Mietwagen oder Taxis.

38 Prozent oder 1,6 Milliarden gehen in Steuerbefreiungen von fossilen Energieträgern für Energieerzeuger, mit rund 28 Millionen werden klimaschädliche Aktivitäten in der Landwirtschaft gefördert.

Schon 2016 lag die Summe bei 4,7 Milliarden Euro, seitdem habe sich wenig geändert, so Kritiker der klima-kontrapoduktiven Förderungen.

https://orf.at/stories/3298566/

Erderhitzung verändert See-Eis

Warme Winter

Auch wenn wir im Dezember Temperaturen unter Null hatten: Die relativ hohen Temperaturen lassen ein anderes Eis entstehen als starke Kälte. Friert ein See bei extremen Minusgraden, entsteht schwarzes Eis. Es ist spiegelglatt, durchsichtig und sehr stabil. Bei höheren Temperaturen gefriert das Wasser zu weißem Eis. Es ist matt und brüchiger. So soll schwarzes Eis zehnmal tragfähiger sein als weißes.

Forscher:innen der schwedischen Universität Uppsala haben im Winter 2021 auf 31 Seen in verschiedenen Ländern das Eis analysiert und festgestellt, dass sich immer mehr weißes Eis bildet. So starben im Februar 2021 zehn Menschen, weil sie auf schwedischen Seen einbrachen – so viel wie nie zuvor.

Am niederösterreichischen Lunzer See gab es zwischen 1905 und 1915 durchschnittlich 100 Eistage pro Winter, in den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt nur mehr 35 Eistage.

https://science.orf.at/stories/3216550/

Tipp

Zu Weihnachten fallen zehn Prozent mehr Abfall an als während des Jahres. Das hat die Wiener MA48 im Jahr 2019 erhoben. Nicht nur die Papier- und Kartonabfälle werden mehr, auch die Lebensmittelabfälle steigen während der Feiertage dramatisch an. Wie man sie vermeiden oder reduzieren kann, dazu hat die Wiener BOKU Tipps zusammengestellt.

Tschechien in der Mobilitäts-Revolution

Hörtipp

Tschechien gehört mit der Slowakei zu den größten Autoherstellern Europas, gemessen an der Einwohnerzahl. Davon zeugen nicht nur die vielen Autozüge, die täglich über die Westbahnstrecke Richtung Deutschland rollen. Tschechien konzentriert sich nach wie vor auf die Herstellung von Verbrennungsmotoren und droht damit den Anschluss an die Elektromobilität zu verlieren. Es gibt zwar erste Anzeichen für eine Änderung dieser Produktions-Philosophie, die Hürden dazu scheinen aber auch von politischer Seite nicht unerheblich, wie das JOURNAL PANORAMA diese Woche dokumentiert.

https://oe1.orf.at/player/20221220/702334

Weniger Schnee

In Obertauern startet heute (2. Dezember) offiziell die Schisaison, auch wenn einige Pisten bereits seit mehr als einer Woche in Betrieb sind. Der Ort in den Salzburger Bergen hat es vergleichsweise gut. Er liegt auf rund 1.660 Metern Seehöhe, die Pisten reichen bis auf 2.300 Meter hinauf.

Schigebiete in mittleren und tiefen Lagen kämpfen schon jetzt mit Schneeproblemen, die sich in Zukunft noch verstärken werden. Die Prognosen dazu liegen längst auf dem Tisch. Auf keine Jahreszeit wirkt sich die Erderhitzung so stark aus wie auf den Winter, schreibt ORF-Meteorologe Daniel Schrott in seinem orf.at-Artikel. In den Niederungen merkt man die Temperaturerhöhungen am stärksten. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG waren die letzten zehn Winter im Tiefland über zwei Grad wärmer als im Mittel 1961 bis 1990.

Als ich im Herbst 2005 in den Wienerwald zog, erlebte ich einen Winter, in dem von November bis März Schnee lag. Kurz verfluchte ich die Entscheidung für den neuen Wohnsitz. Aber es war der letzte strenge Winter der jüngeren Geschichte, wie auch ZAMG-Daten beweisen.

Paradoxerweise trägt auch die sauberere Luft dazu bei, dass mehr Sonnenschein zur Erde kommt und sie stärker erwärmt als noch vor einem halben Jahrhundert. Selbst der Nebel wird aufgrund fehlender Schmutzteilchen in der Luft weniger. Zudem hat sich das Subtropenhoch nach Norden verschoben und die Bewölkung „weggeräumt“. Die Zahl der Eistage – das sind ganztägig Temperaturen unter null – ist im letzten halben Jahrhundert in den Landeshauptstädten um 75 Prozent gesunken.

Schnee wird so in den Niederungen zum Ausnahmefall. Zumindest in höheren Lagen können wir die Schneedecke durch unser Handeln noch beeinflussen. Ohne Treibhausgasreduktion wird die Schneedeckendauer bis zum Ende des Jahrhunderts in 1500 Meter Seehöhe um mehr als 50 Prozent abnehmen. Halten wir das 1,5 Grad-Ziel ein, sind die Auswirkungen weitaus geringer.

Wie das gehen könnte und was hinter der Psychologie der Klimakrise steckt: Dazu finden Sie in diesem Newsletter auch drei Buchtipps, die die Linzer Buchhändlerin Claudia Settele für uns zusammengestellt hat. Vielen Dank dafür!

https://orf.at/stories/3294980/

EU-Lieferkettengesetz

Österreich stimmt nicht mit

Für ein Lieferkettengesetz hat sich in dieser Woche – ohne die Stimme Österreichs, vertreten durch Minister Martin Kocher – der EU-Wettbewerbsfähigkeitsrat ausgesprochen. Es soll garantieren, dass Zulieferer nicht gegen Umwelt- und Klimastandards sowie gegen Menschenrechte verstoßen.

Details des Gesetzes müssen noch verhandelt werden. Die Kommission schlägt unter anderem vor, dass das Gesetz für Firmen mit mehr als 500 Beschäftigten und mindestens 150 Millionen Euro Jahresumsatz gelten soll, bei Unternehmen im Bekleidungs-, Schuh- und

Lebensmittelsektor schon ab einer Größe von 250 Mitarbeiter:innen.

https://www.orf.at/#/stories/3296071/

EU-Regeln für Plastikverpackungen

Mehr Kreislaufwirtschaft

In dieser Woche hat die EU auch vorgeschlagen, die Verpackungsrichtlinie zu überarbeiten. Demnach soll bis 2040 um 15 Prozent weniger Verpackungsmüll anfallen als 2018. Zum Beispiel will die Kommission unnötige Einwegverpackungen verbieten und verbindliche Quoten für die Wiederverwendung festlegen. Es soll aber auch mehr recycelt werden: Bis 2030 müssen laut Vorschlag alle Verpackungen recyclingfähig sein und zwischen 10 und 35 Prozent recyceltes Material enthalten. Einheitliche Etiketten sollen außerdem zeigen, in welcher Mülltonne die Verpackung zu entsorgen ist.

Kurz gemeldet

Österreichs Fichtenwälder sind im Klimastress. Mehr noch als der direkte Temperaturanstieg setzen ihnen die damit verbundenen Extremwetter zu, wie Stürme und Trockenheit.

Wald im Klimastress – ORF Topos

Die Buchhändlerin Claudia Settele (Thalia, Linz-Landstraße) mit ganz persönlichen Tipps für „Klima-Bücher“:

Isabella Uhl-Hädicke: Warum machen wir es nicht einfach? Die Psychologie der Klimakrise. Molden.

Seit vielen Jahren wird die Klimakrise von anderen Krisen überlagert, wie zuletzt von der Corona-Pandemie und ganz aktuell vom Ukraine-Krieg, der zufällig am Erscheinungstag dieses Buches begann. Doch wird Klimaschutz nicht bald ernster genommen, könnte die Klimakrise selbst in Zukunft Auslöser für Kriege sein. Weniger Fleisch essen, bewusster konsumieren, mehr Öffis nutzen, Flugreisen vermeiden, Förderung erneuerbarer Energie, mehr Umweltschutzengagement usw. – eigentlich wissen wir, wie klimafreundlich geht! Aber warum machen wir es dann nicht einfach? Unser Verharren in der Bequemlichkeit und unseren Gewohnheiten ist verlockender als das Erkunden neuer Pfade. Auch die Strategie des Wachrüttelns durch Fakten steigert die Bereitschaft für einen klimafreundlichen Lebensstil zu wenig. Die Gründe dafür werden von der Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke sehr ausführlich erklärt. Sie beschreibt, dass unmittelbar nach einer Konfrontation mit einer existentiellen Bedrohung – wie die Klimakrise definitiv eine ist – Menschen in eine Art Schockstarre verfallen. Sie fühlen sich ohnmächtig und gehen in Abwehrhaltung, um das negative Gefühl zu verdrängen. Dieses Buch bietet reichlich Stoff zum Nachdenken und Debattieren, und es werden auch unterstützende Strategien zur Förderung eines „grünen“ Lebensstils aufgezeigt. Sehr informativ!

Lea Dohm, Mareike Schulze: Klimagefühle. Knaur.

Angst, Wut, Trauer, Verzweiflung, aber auch Hoffnung und Mut. Die Klimakrise verändert nicht nur unsere Umwelt, sie beeinflusst auch die Psyche. Die beiden Autorinnen (Gründerinnen von „psychologists for future“), aber auch viele direkt Betroffene und klimaengagierte Prominente berichten anhand eigener Erfahrungen, wie es ist, mit starken Klimagefühlen umzugehen. Sie machen Hoffnung, dass positive Veränderung möglich ist und Menschen mit ihren Ängsten, Ärger oder Solastalgie – dem Schmerz um den klimabedingten Verlust bzw. Zerstörung der eigenen Heimat – nicht alleine sind. Wer sich zutraut, sich mit der Klimakrise wirklich auseinanderzusetzen, bei der (dem) werden sich die Gefühle überwiegend zum Guten entwickeln. Bestenfalls ergibt sich daraus ein Handeln, das stärker im Einklang mit den eigenen Werten und Grundbedürfnissen ist. Wir alle sind gefordert! Mir persönlich hat das Buch sehr geholfen mit meinen Gefühlen bzgl. der Klimakrise und ihren möglichen Folgen umzugehen. Leicht lesbar, realistisch, ermutigend – große Empfehlung!

Earth For All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Oekom.

Wie kann die überaus wichtige und dringende Transformation unserer (Um)Welt gelingen? –

„Business as usual“ ist keine Option mehr, denn wir befinden uns auf einem katastrophalen Kurs in punkto Klimakrise und ihre Folgen. Der einzige Weg in eine weiterhin lebenswerte Zukunft sind umgehende, entschlossene und v. a. mutige weltweite Regierungsmaßnahmen – für uns Menschen und für unseren Planeten. Wie das funktionieren könnte, wird in diesem wissenschaftlich fundierten, neuen Bericht des Club of Rome mit seinen klaren Botschaften und Lösungsansätzen sehr anschaulich beschrieben. Eine Pflichtlektüre, ganz besonders für alle Regierungs- und Wirtschaftsverantwortlichen!!!

Ökologische Altbausanierung in der Stadt

Hörtipp

Vor allem Altbauten sind bei der Umrüstung von fossilen Energieträgern wie Gas und Heizöl auf nachhaltige Energien eine Herausforderung. Aber auch in Städten wie Wien, wo noch immer 440.000 Gasthermen in Betrieb sind, ist ein Heizen ganz ohne Öl und Gas möglich. Das zeigt die Sendung DIMENSIONEN. Gerhard Bayer von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik schlägt etwa vor, die in der Stadt enthaltene natürliche Wärme „aufzusammeln“. Mittels Solarkollektoren und Abwärmenutzung lassen sich die emissionslosen Wärmequellen anzapfen. Die gewonnene Wärme könnte über Erdsonden im Boden gespeichert werden. Ein Pilotversuch im Wiener Bezirk Hernals liefert erste Erfahrungen.

Neue Wärme in alten Mauern | DI | 29 11 2022 | 19:05 – oe1.ORF.at

Energiewende: Die Stadt als Heizkörper – science.ORF.at

„Es ist alles sehr kompliziert“

Erst diese Woche habe ich wieder von einer Umweltpsychologin gehört, dass Menschen auf Negativszenarien wie jene der Erderhitzung meist mit Schockstarre reagieren. Und sich dann mehr oder weniger argumentativ totstellen. Deshalb suche ich immer nach positiven Berichten und bejahenden Zukunftsszenarien. Manchmal will mir das aber nicht so gelingen, wie ich das gerne hätte. Dabei liegen diese Szenarien ja längst auf dem Tisch. Etwa: Weniger Fleisch essen reduziert die Treibhausgase, reduziert Gesundheitsprobleme, reduziert den Temperaturanstieg und verlängert das Leben. Klimaschutz macht also gesünder.

Nicht immer sind die Zusammenhänge aber so einfach und überschaubar (abgesehen davon, dass es nicht nur individuelle Verhaltensänderungen braucht, sondern vor allem handfeste politische Vorgaben). Das wurde mir ebenfalls diese Woche (wieder) bewusst, als ich einen Vortrag über gesundheitliche Auswirkungen der Erderhitzung nachsah. Hanns Moshammer von MedUni Wien zeigte darin, wie komplex sich unser Experiment mit der Erdtemperatur auf Leben und Sterben auswirkt.

Bei Temperaturen von 32 Grad sterben am selben Tag zum Beispiel 20 Prozent mehr Menschen als sonst üblich, am Tag darauf noch immer 10 Prozent mehr, ab dem 4. Tag kommt es zu einer Untersterblichkeit, wie die Daten von Hanns Moshammer zeigen. Am meisten betroffen sind Menschen, die schon eine Vorerkrankung haben. Vor allem Menschen mit Atemwegserkrankungen scheinen mit Extremtemperaturen am wenigsten umgehen zu können. Auch Menschen „mit schlechterem sozio-ökonomischen Status“ sind gesundheitlich mehr vom Klimawandel betroffen als Begüterte. Und nicht immer ist die „Temperatur an sich“ gefährlich: hohe Temperaturen führen zu schlechterem Schlaf, verminderter Konzentration und aggressiverem Verhalten – alles Dinge, die unsere Gesundheit direkt oder indirekt beeinflussen.

Gleichzeitig hat Moshammer herausgefunden, dass sich Menschen an die steigenden Durchschnittstemperaturen angepasst haben – nicht jedoch an gravierende Ausschläge nach oben oder unten. (Bei extremer Kälte kommt es zum Beispiel zu einer zeitverzögerten Übersterblichkeit.)

Bei Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen wiederum gibt es Hinweise, dass die psychischen Auswirkungen etwa in Folge auch verzögert auftretender Traumatisierungen noch gravierender sind als die physischen.

Für ebenso bedeutend hält Moshammer die Klimafolgen, die aus anderen Weltteilen zu uns überschwappen: So steigt etwa der Gehalt von Aflatoxinen in importierten Lebensmitteln – das sind hitzebeständige Schimmelpilzgifte.

Dinge wie diese erfahren Sie übrigens auf der Webseite von scientists4future. Unter wissen4future informiert das Team von Wissenschafter:innen in Online-Vorträgen und Videos über grundlegende Mechanismen des Klimawandels ebenso wie die Verkehrs- oder Energiewende.

Und um noch ein weiteres positives Projekt zu erwähnen: Klimaministerin Leonore Gewessler plant ein Vernichtungsverbot für neue und neuwertige Waren. Mehr dazu am Beginn dieses Newsletters.

Vernichtungsverbot für Retouren und Ladenhüter geplant

Zu viele Neuwaren werden vernichtet

Nach Schätzungen von Greenpeace werden in Österreich jährlich 4,6 Millionen Kilo ungenutzter Textilien vernichtet. Auch 120.000 Retourenpakete mit Elektrogeräten landen im Müll. Gerade Online-Versandhäuser machen sich häufig nicht die Mühe, die retournierten Waren erneut anzubieten.

Da die Produktion von Kleidung und Elektronik ressourcenintensiv ist, will Umweltministerin Gewessler nächste Woche mit Branchenvertretern Gespräche starten, um ein Vernichtungsverbot für Neuwaren und neuwertige Waren umzusetzen. Es seien allerdings „dicke Bretter, die wir hier bohren“, wie die Ministerin gegenüber der APA bemerkte. In Spanien, Frankreich und Deutschlands gibt es bereits solche Vernichtungsverbote.

Tod durch Feinstaub

Fast eine Viertelmillion Tote in Europa

240.000 Menschen sind in der EU im Vorjahr durch Feinstaub gestorben. Das schätzt die EU-Umweltagentur EEA. Zwar sind die Todesfälle seit 2005 um 45 Prozent zurückgegangen, aber vor allem städtische Bereiche liegen bei den Feinstaubwerten über den Richtwerten der Weltgesundheitsorganisation. Die feinen Partikel verursachen Herz- und Lungenkrankheiten sowie Schlaganfälle.

Positiv: Da die Tendenz seit Jahren nach unten geht, könnte die EU ihr Ziel einer 55- prozentigen Feinstaubreduktion bis 2030 erreichen.

EU-Umweltagentur: 240.000 vorzeitige Todesfälle wegen schlechter Luft – science.ORF.at

Kurz gemeldet:

Da die Winter immer milder und schneeloser werden, verlieren das Schneehuhn und andere Tiere ihre Tarnung. Ein weißes Fell oder Federkleid erfüllt nur auf weißem Untergrund seine Funktion.

Klimaerwärmung: Das Schneehuhn verliert seine Tarnung – science.ORF.at

Was hat die Klimakonferenz in Ägypten gebracht?

Hörtipp

„Enttäuschend!“ Das ist das Wort, das am öftesten zu den Ergebnissen der Klimakonferenz in Ägypten zu hören ist. Weder wurde der Ausstieg aus Öl und Gas fixiert, noch weiß man im Detail, wie der angekündigte Fonds für Klimaschäden in vulnerablen Ländern finanziert werden soll. Auch China als mittlerweile größter Verursacher von Treibhausgasen weltweit hat sich jeglicher Verantwortung entzogen. Im JOURNAL PANORAMA hat u.a. die Klimaforscherin Birgit Bednar-Friedl über die Ergebnisse der COP27 diskutiert.

https://oe1.orf.at/programm/20221121