Autor: Franz Zeller

Empört euch – aber nicht infantil

#65

Empörung kann so groß werden, dass sie einem manchmal den Blick verstellt. Was schlussendlich zu kurzsichtigen Analysen führt. Das ist momentan auch im Umgang mit den musealen Schüttaktionen von Klima-Aktivist:innen zu beobachten. Deshalb lesen Sie heute in der Einleitung zum Ö1 Klima-Newsletter ein Pro und Contra zu den umstrittenen Aktionen, die mit dem Öl-Film auf Klimts „Tod und Leben“ im Leopold-Museum am Dienstag dieser Woche auch unser Land erreicht haben.

Gemälde wie jenes von Klimt sind zwar meist in Privatbesitz, aber dürfen durchaus als Gemeingut bezeichnet werden. Sie gehören in ihrer Essenz allen Menschen.

Viele Regionen dieser Erde sind ebenfalls Privateigentum. Aber auch die Amazonasregion und seine Insekten sind Gemeingut. Sie garantieren dem gesamten Globus Lebensqualität.

Erstaunlicherweise kocht die Empörung bei der Beschädigung eines 180 mal 200 Zentimeter großen Gemäldes weitaus stärker auf als bei der Beschädigung des Planeten. Im Fall der Kunst funktioniert der Rechtsstaat blendend: Jene, die das durch Glas geschützte Bild mit einer ölartigen Flüssigkeit beschmiert haben, werden wegen Sachbeschädigung zur Verantwortung gezogen. Im Fall der nachhaltigen Beschädigung des Planeten gibt es wenige Gesetze mit derart klaren Konsequenzen wie im Fall der Verunstaltung des Klimt-Exponats.

(Den ruinösen Umgang mit unseren Lebensräumen anzuzweifeln, gilt nicht: 99 Prozent der Wissenschafter:innen sind sich diesbezüglich einig. Und: Wissenschaft ist ein Denk- und Lösungsfindungssystem, keine Glaubensfrage.)

Diesen Widerspruch thematisieren auch viele auf Twitter: „Man kann das befremdlich und ungesittet finden. Aber die wahre Unsitte ist es, unsere Lebensgrundlage zu zerstören und dann junge Menschen anzugreifen, die verzweifelt dagegen protestieren. Das kann doch nicht unser Ernst sein“, schreibt etwa der junge Mati Randow, der als Schüler:innenvertreter mit seinen intelligenten Analysen bekannt wurde. (Ähnliches wird wohl für die Uni-Besetzung in Wien gelten.)

Ich mag mich nicht auf die Frage einlassen, warum die Ressentiments gegen (temporäre) Kunstverschandelung weitaus größer sind als gegen die Zerstörung des Planeten; es mag ein Rock’n Roll-Phänomen sein – ähnlich wie die Stockkonservativen in den 50er Jahren die neue Musik der Jungen samt ihrer Mode ablehnten, lehnen sie jetzt die Welt-Analysen der Jungen ab. Aber die Wahrheit ist mit Sicherheit weitaus komplexer.

Wir sollten darüber hinaus zur Kenntnis nehmen, dass es den Vertreter:innen der Letzten Generation nicht um die Beschädigung der Kunstwerke geht. Einer der Klima-Aktivist:innen aus dem Leopold-Museum schreibt fast flehentlich: „Ich bin wirklich sehr sorgfältig vorgegangen um wirklich nichts zu beschädigen. Bitte lasst uns mit unserer Lebensgrundlage ab jetzt auch so sorgfältig umgehen.“

Aber mindestens ebenso wichtig scheint mir die Frage, ob diese Aktionen geeignet sind, mehr positive Aufmerksamkeit für die Klimakrise zu generieren. Und da lautet die Antwortet nach allen verfügbaren Daten: nein! Die Pennsylvania State University dokumentierte nach einer Reihe von Straßenblockaden, Kunst- und Klebeaktionen (natürlich in den USA) die Reaktionen der Bevölkerung. 46% lehnen die „gewaltfreien, disruptiven Klima-Proteste“ ab. Bei vielen “reduzieren sie sogar die Unterstützung für die Lösung der Klimakrise“. Wie infantil diese Reaktion auch sein mag – sie scheint Tatsache zu sein und steht den Zielen der Klimarettungs-Bewegung diametral gegenüber, denn nur bei 13% der Bevölkerung führen die Aktionen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für die Erderhitzung. Ähnliche Zahlen gibt es aus Österreich, erhoben vom Nachrichtenmagazin profil. Demnach liegt die Ablehnung derartiger Proteste hierzulande bei über 50%.

Insofern muss man dem verständnisvollen Direktor des Leopold-Museums, Hans-Peter Wipplinger, Recht geben: „Die Anliegen von Klimaaktivist*innen wie jenen der Letzten Generation sind berechtigt, aber der Angriff auf Kunstwerke ist definitiv die falsche Richtung, um das angepeilte Ziel, die Verhinderung des prognostizierten Klimakollaps, zu verfolgen.“

Ähnliche Analysen gibt es übrigens von vielen Menschen, die die Dringlichkeit der Klimakrise erkannt haben.

Dessen ungeachtet möge die Empörung sich dorthin richten, wo sie ihre Berechtigung hat: auf die Zerstörung dieses Planeten und nicht auf verzweifelte punktuelle Protestaktionen von verzweifelten und mit der Sorge um uns alle angetriebenen Menschen.

Wenig Vertrauen in Klimapolitik

Studie von „Mutter Erde“

Interesse ja, aber wenig Vertrauen in die Politik: so kann man das Verhältnis der Östereicher:innen zur Klimakrise zusammenfassen. Wie die ORF-Initiative „Mutter Erde“ in einer Klimastudie festgestellt hat, sind zwar viele Menschen bereit, sich klimafreundlicher zu verhalten. Der Politik trauen sie allerdings immer weniger zu, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.

Im Vergleich zum Jahr 2020 mit 60 Prozent sehen in diesem Jahr 68 Prozent der Österreicher:innen die heimische Klimapolitik skeptisch. Entsprechend ins Negative haben sich auch die Zukunftserwartungen verändert: Blickten 2020 noch sieben von zehn Personen positiv in die Zukunft, sind es jetzt nur mehr vier.

Gut informiert über den Klimawandel fühlen sich nach eigenen Angaben nur 15 Prozent der Österreicher:innen.

„Mutter Erde“: Vertrauen in Klimapolitik nimmt ab – science.ORF.at

Keine Stockerlplätze im Klimaschutz

Österreich unterdurchschnittlich

Wie im letzten Jahr haben Germanwatch und das NewClimate Institute in ihrer Klimaschutz-Rangliste erneut keine ersten Plätze vergeben, weil auch die besten Staaten nicht genug gegen die Erderhitzung tun. Ganz oben rangiert wie 2021 Dänemark. Danach kommen Schweden und Chile. Österreich als Low Performer konnte sich von Platz 36 auf Platz 32 verbessern und liegt damit im unteren Mittelfeld, weit hinter Indien oder Marokko.

China ist im Ranking auf „sehr schlecht“ abgestürzt.

Klimaschutz-Rangliste: Dänemark vorne, Österreich auf Platz 32 – science.ORF.at

Artenschutz: mangelhaft

Aufholbedarf bei Biodiversitätsmaßnahmen für Österreich

Zum dritten Mal hat der österreichische Biodiversitätsrat bewertet, wie Österreichs Politik beim Thema Artenschutz und beim Verlust biologischer Vielfalt agiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd. In 14 von 19 Punkten sei laut dem 27köpfigen Gremium Stillstand eingekehrt. Eine Biodiversitätsstrategie lasse nach wie vor auf sich warten. Es sei auch nicht gelungen, biodiversitätsfördernder Landnutzung und grüner Infrastruktur mehr Raum zu geben.

Die Biodiversitätsstrategie-2030 der EU sieht den Schutz von 30 Prozent des Landes und von 10 Prozent der terrestrischen Flächen vor. Bis jetzt habe Österreich dieses Ziel nur mangelhaft umgesetzt, so der Biodiversitätsrat.

Im Dezember sollen in Montreal von der Weltpolitik konkrete Ziele zum globalen Artenschutz beschlossen werden.

https://orf.at//stories/3294044/

Kurz gemeldet:

Bis heute Mittag (Freitag, 1200 Uhr) hat die COP27 in Sharm El-Sheik kein Abschlussdokument zustande gebracht. Beobachter:innen befürchten bereits einen Rückschritt hinter die Ziele von Paris 2015.

Klimakonferenz: Kritik an vagem Abschlussentwurf – news.ORF.at

Auf der Artenschutzkonferenz CITES in Panama wurden zum ersten Mal 60 Haiarten unter Schutz gestellt.

news.ORF.at

Gutes Leben im Tiny House

Hörtipp

Überdimensioniert zu bauen, gehört am Land oft zum guten Ton. Das verschlingt vielfach unnötig Geld und Ressourcen, von Energie bis hin zum Landverbrauch. Ein Gegentrend sind Mini-Gebäude, sogenannte „Tiny Houses“. Die Sendung PRAXIS porträtiert eine dreiköpfige Familie aus dem oberösterreichischen Reichraming, die auf 15 Quadratmetern Grundfläche in ihrem selbst gebauten Mini-Haus lebt.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Plus 1,5 Grad schon in neun Jahren

Bei manchen Diskussionen, auch im privaten Umfeld, bin ich fassungslos, dass die Klimakrise noch immer als parteipolitisches Fronten-Hickhack im Stil von Simmering gegen Kapfenberg gesehen wird. Wenn es ein Thema gibt, das die ganze Welt, von Tuvalu bis Reichenau betrifft, dann ist es die Erderhitzung. Und die nimmt keine Rücksicht darauf, ob man grün, blau oder rot wählt.

Deutlich zeigt sich dies auch an den jüngsten Statistiken über die Sterbefälle in Folge der diesjährigen Hitzewellen. Mindestens 15.000 Menschen sind in Europa seit Jahresbeginn an der Hitze gestorben. Das verkündete Hans Kluge von der Weltgesundheitsorganisation WHO erst vor wenigen Tagen. 4.500 Todesfälle entfallen demnach auf Deutschland, fast 4.000 auf Spanien und mehr als 3.200 auf Großbritannien. Die Klimakrise hat also in jedem Fall Kleinstädte beziehungsweise große Gemeinden ausgerottet.

Die Prognosen für die Zukunft nehmen sich ähnlich düster aus. Machen wir auf dem jetzigen Weg weiter, leben wir im Jahr 2100 voraussichtlich mit durchschnittlich drei Grad mehr (in Europa werden es dann eher 5-6 Grad sein). Und bei diesem Szenario rechnet die WHO mit 90.000 Klimatoten pro Jahr auf unserem Kontinent.

Beschränken wir den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad, werden es noch immer 30.000 Menschen jährlich sein, die an den Folgen der Erwärmung sterben. (Wie wahrscheinlich dies ist und wie rasant wir diesen Wert erreichen werden, lesen Sie übrigens im ersten Beitrag dieses Newsletters.)

Gesundheitlich schlägt der Klimawandel auch bei den Allergikern ein. Wie die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie erst vor ein paar Tagen warnte, nehmen Asthma bronchiale und allergischer Schnupfen durch die erhöhten Temperaturen zu. Die Allergiesaison verlängert sich, die Pflanzen blühen heftiger, dadurch kommt es zu einer höheren Zahl von Pollen. Zusätzlich verändert die Luftverschmutzung die Oberfläche der Allergene und macht sie aggressiver, wie schon mehrfach gewarnt wurde.

Als Mensch, der mit Birken ob ihres Blütenstaubs auf Kriegsfuß steht, bin ich naturgemäß wenig begeistert von diesen Aussichten – ebensowenig von den Prognosen weiter unten im Newsletter, den Juliane Nagiller mit mir gestaltet hat.

Warnung vor bis zu 90.000 Hitzetoten jährlich in Europa – news.ORF.at

WHO: Seit Jahresbeginn 15.000 Hitzetote in Europa – news.ORF.at

Weltklimakonferenz: Klimaschutzpläne führen zu drei Grad plus – science.ORF.at

„Kein Anzeichen für einen Rückgang“

Rasanter Verbrauch unseres CO2-Budgets

Rund 40 Milliarden Tonnen CO2 werden dieses Jahr emittiert werden, das zeigt das diesjährige Global Carbon Budget. Damit wird die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf durchschnittlich 417,2 ppm steigen, 51 Prozent über dem vorindustriellen Niveau.

Zunehmen werden nicht nur die Emissionen aus der Ölverbrennung, was vor allem am Wiedererstarken des Flugverkehrs liegt, sondern auch jene aus der Kohleverfeuerung. „Eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt der Nachhaltigkeitsforscher Jan Christoph Minx. Alle wissenschaftlichen Klimaschutzszenarien würden den Kohleausstieg an den Anfang stellen. Denn der Kohleausstieg sollte am leichtesten gelingen und bis 2030 nahezu abgeschlossen sein. Nun sehe man jedoch, dass auch das Einfache schwerfällt, so Minx. Zudem würden hohe Energiepreise die Suche nach neuen Gas- und Ölfeldern befeuern.

Mit sechs Prozent steigen die Emissionen dieses Jahr besonders stark in Indien – ein Land, das seinen Energiebedarf vorwiegend mit Kohle deckt. Indien ist aber auch ein Land, dessen pro Kopf-Emissionen bei nur einem Drittel dessen liegen, was in der EU pro Person ausgestoßen wird.

Sinken werden die Emissionen in China und in der EU – wobei der Rückgang in China auf den dortigen Einbruch der Bauwirtschaft zurückzuführen ist. Betrachtet man alle CO2-Emissionen seit der Industrialisierung, liegt China nur knapp hinter der EU – jedoch mit einem beträchtlichen Abstand zu Spitzenreiter USA – auf Platz drei.

Weltweit ist es dieses Jahr 24 Ländern gelungen, ihre CO2-Emissionen zu senken, obwohl ihre Wirtschaften gewachsen sind, darunter 15 EU-Länder. Diese Reduktionen reichen aber nicht aus, um die Erderwärmung einzudämmen. Nach derzeitigem Stand ist das CO2-Budget für das 1,5 Grad-Ziel bereits in neun Jahren verbraucht. (JN)

www.globalcarbonproject.org/carbonbudget

Zu wenig und falsch deklariert

Fadenscheinige Klima-Hilfsprojekte

Die Frage nach der Finanzierung der Klimafolgen steht im Zentrum der diesjährigen Klimaverhandlungen in Sharm El-Sheikh. Diese Geldfrage wird im Grunde schon seit den 1990er Jahren diskutiert. Bereits 1992 wurde in der UN Framework Convention on Climate Change festgehalten, dass die Industrieländer mehr Geld zur Verfügung stellen, um die Kosten, die in den Entwicklungsländern entstehen, zu decken.

Die Realität sieht jedoch anders aus, wie die Forschung der Pariser Wirtschaftswissenschaftlerin Basak Bayramoglu eindrücklich zeigt. Sie hat gemeinsam mit Kolleg:innen Klima-Hilfsprojekte analysiert, die als solche bei der OECD gemeldet wurden. Rund die Hälfte der analysierten Projekte hatte gar keinen Bezug zu Klimaschutz oder Klimawandelanpassung. Es brauche eine unabhängige Stelle, die die Angaben der Geberländer überprüfe, so die Wissenschaftlerin. Eine Forderung, die ebenso wie jene nach Geld, schon jahrelang gestellt wird. (JN)

https://science.orf.at/stories/3215973/

800 Millionen Arbeitsplätze von Klimawandel betroffen

Chancen durch Energiewende

Klimakrise und Energiewende werden ein Viertel aller Arbeitsplätze weltweit verändern. Das prognostiziert eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Deloitte, die diese Woche bei der COP27 in Sharm El-Sheikh präsentiert wurde. Demnach ist das Arbeitsplatzrisiko im afro-asiatischen Raum am größten. 40% der Beschäftigten arbeiten dort in besonders betroffenen Branchen wie Energiewirtschaft, Bergbau, Industrie, Baugewerbe oder in der Landwirtschaft, die durch Extremwetter sehr gefährdet ist.

Umgekehrt könnte die Bekämpfung der Erderhitzung durch Dekarbonisierung auch Arbeitsplätze schaffen: Laut Deloitte würde die aktive Umgestaltung des Energiesystems bis 2050 mehr als 300 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze bringen, „davon 21 Millionen in Europa, 180 Millionen in Asien-Pazifik, 75 Millionen in Afrika und 26 Millionen in Amerika“, so Deloitte-Klimaexperte Bernhard Lorentz.

Studie: Klimakrise trifft Viertel aller Arbeitsplätze – news.ORF.at

Kurz gemeldet

Die EU hat ihre Klimaziele für 2030 nachgeschärft. So wurde etwa das CO2-Reduktionsziel für Deutschland von 38 Prozent auf 50 Prozent angehoben. Österreich soll den Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 2005 um 48 Prozent senken, statt bisher 36 Prozent.

https://www.orf.at/#/stories/3293015/

Schafnase, Breitarsch, Kronprinz Rudolf

Hörtipp

Fast alle modernen Apfelsorten der letzten 90 Jahre stammen von sechs Stammsorten ab, darunter Golden Delicious, Cox Orange oder James Grieve. Letztendlich sind es diese Züchtungen, die in den Supermarktregalen landen. Sie haben aber aufgrund der nur wenigen „Stamm-Eltern“ zunehmend Vitalitätsprobleme, wie etwa die Anfälligkeit für Schorf bei der beliebten Sorte Topaz.

Tatsächlich gibt es in Österreich rund 1.000 Apfelsorten, die vielfach nicht einmal die Baumbesitzer kennen. Sie tragen so klingende Namen wie Schafnase, Berlepsch, Gravensteiner oder Luisenapfel. Und sie sind es auch geschmacklich wert, wiederentdeckt zu werden.

Die DIMENSIONEN zeigen, wie reglementiert etwa der Anbau der „Clubsorte“ Pink Lady im Vergleich zum „freien“ Obstbau ist.

Schafnase, Breitarsch, Kronprinz Rudolf, 07.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Lesetipp: Arche Noah-Artikel zu modernen und alten Apfelsorten

„Wandel“ oder „Krise“? Klimabildung an Schulen

Hörtipp

In den Lehrplänen ist die Klimakrise ein Randthema. Wieviel Schüler:innen über das Thema erfahren, hängt von den Lehrkräften ab. Dabei bietet fast jeder Gegenstand die Möglichkeit, über das Klima zu reden oder es einzubinden. MOMENT zeigt in einer Reportage aus zwei sehr klimabewussten Schulen im Waldviertel und in Wien, wie dort im Unterricht über die Erderwärmung gesprochen wird.

„Wandel“ oder „Krise“? Klimabildung an Schulen, 08.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Der Rhonegletscher verabschiedet sich

Hörtipp

Seit dem 19. Jahrhundert wird am Schweizerischen Rhonegletscher jedes Jahr eine Eisgrotte in den Gletscher geschlagen. Möglich ist diese Touristenattraktion nur noch, weil das Eis mit Textilplanen vor dem Schmelzen geschützt wird. 

Die Alpengletscher schrumpfen in atemberaubendem Tempo. Wie das JOURNAL PANORAMA zeigt, geht innerhalb eines Monats teilweise ein Meter Eis am Rhonegletscher verloren. Der Gletscherforscher Matthias Huss nennt seine Arbeit dort manchmal „Sterbebegleitung“. Mit den Gletschern verschwindet einerseits ein Wasserspeicher, andererseits werden damit auch Berge instabil, wie etwa das Unglück auf der Marmolata andernorts gezeigt hat.

Der Rhonegletscher verabschiedet sich, 08.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Europa als Klima-Ground Zero

In den Herbstferien packte sich die Familie zusammen und fuhr mit dem Nachtzug nach Paris. Ich mag die ÖBB und ich genieße die Beinfreiheit in den Zügen. In der Realität war in Sachen Komfort noch viel Luft nach oben. Die Liegewagen kamen tief aus dem letzten Jahrhundert. Sie waren sauber, aber recht ausgeschlafen empfing uns der Gare de l’Est nicht.

Das will ich den ÖBB gar nicht zum Vorwurf machen. Die Bestellung moderner Garnituren dauert mehrere Jahre, was jede Erneuerung von vornherein zu einem langwierigen Projekt macht. Bis sich die Mittelstrecke per Bahn etabliert, wird es wohl ebenfalls noch lange Zeit brauchen.

Dazu kommt das alte Preisthema: Per Flugzeug wäre die Reise nach Paris nur halb so teuer gewesen. Nun kann man sich den Mehrpreis schön rechnen, weil man durch die nächtliche Fahrt 1-2 Übernachtungen spart. Trotzdem. Das Problem liegt nicht in den Bahnkosten, sondern in der altbekannten Tatsache, dass Fliegen einfach zu billig ist.

Jeder Flug ist eine Umverteilung von Kosten zu Lasten der Nicht- und Wenigflieger. So beziffert das deutsche Umweltbundesamt die direkten Klimaschäden bei Flügen unter 2000km mit 5 Cent pro Personenkilometer. Auf der Kurzstrecke sind die Schäden noch höher.

Dazu tragen nicht nur die 3,15 Kilogramm CO2 bei, die pro Liter verbranntem Kerosin entstehen. Auch Beiprodukte wie Ruß, Wasserdampf und Stickoxide heizen den Planeten auf. Die Kondensstreifen etwa führen zur Bildung von Cirrus-Wolken, die einerseits Sonnenstrahlen reflektieren (was positiv im Sinne der Kühlung des Planeten wäre), andererseits aber auch die Abstrahlung von Wärme unter ihrem Schirm verhindern. Rechnet man diese Effekte dazu, ist der Erwärmungseffekt des Luftverkehrs etwa dreimal so groß wie bei der alleinigen Betrachtung seiner Kohlendioxid-Emissionen. Und damit ist das Flugzeug das klimaschädlichste Verkehrsmittel pro Personenkilometer.  

Aber es geht hier nicht um Flug-Scham. Und es wäre vermessen, von jedem einzelnen zu fordern, die Welt durch den Verzicht auf Flugreisen zu retten. Große Lösungen können nur politisch sein. Und dazu gehört nicht eine völlig erratische Bevorzugung eines Verkehrsmittels, dessen wahre Kosten sozialisiert werden, sondern eine gesamtgesellschaftliche Betrachtung der Kosten einzelner Transportvarianten samt entsprechender Verteilung von Fördermitteln.

Sehr nett fand ich zum Transportthema übrigens einen Link, auf den ich via @_benjamintd und Twitter stieß: Auf https://www.chronotrains.com/de können Sie sich für jeden Punkt in Europa anzeigen lassen, wieweit Sie es mit der Bahn von dort aus in 5 Stunden schaffen. Damit erhalten Sie auch ein gutes Bild bereits ausgebauter Hochgeschwindigkeitsnetze samt noch existierender „weißer Flecken“ auf der europäischen Bahn-Landkarte.

Europa fiebert

Doppelt so starke Erhitzung wie im globalen Schnitt

Seit 1991 steigen die Temperaturen in Europa pro Dekade um rund 0,5 Grad. Damit erwärmt sich der Kontinent doppelt so schnell wie der Globus als Gesamtheit. Das zeigt der Klimazustandsbericht Europa der Weltwetterorganisation (WMO).

In der Arktis und in höheren nördlichen Breiten führt die Klimakrise zu einer noch stärkeren Erhitzung. Zum „kontinentalen Fieber“ trägt auch die physikalische Tatsache bei, dass sich die Luft über Kontinenten generell stärker erwärmt als über dem Meer.

In Folge der starken Erwärmung haben die Alpengletscher seit 1997 zum Beispiel 30 Meter an Eisdicke verloren, über dem höchsten Punkt Grönlands, auf 3.200 Meter Höhe, regnete es im Sommer 2021 zum ersten Mal. Das Abschmelzen des grönländischen Gletschers trägt maßgeblich zum Ansteigen des Meeresspiegels bei.

Die Arktis erwärmt sich gar dreimal schneller als der globale Durchschnitt. Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK nennt Europa deshalb den „planetaren Ground Zero“ bei den Auswirkungen der Klimakrise.

https://science.orf.at/stories/3215864/

Noch mehr Rekorde

Im Jänner 2022 wurde in der Arktis der stärkste Sturm seit Beginn der Aufzeichnungen beobachtet. Er führte nicht nur zu einer verstärkten Eisschmelze, sondern auch zu 8 Meter hohen Wellen, zu Spitzenwindgeschwindigkeiten und dem tiefsten dort jemals gemessenen atmosphärischen Druck von 932 Millibar.

https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2022JD037161

2021 erreichten die Methan- und CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre neue Höchststände.

Rekordanstieg bei Methan-Emissionen – science.ORF.at

Der Oktober 2022 war der wärmste Oktober der Messgeschichte.

Klimaerwärmung: Wärmster Oktober der Messgeschichte – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Die Zahl der Nebelstunden am Bodensee nimmt ab. Das liegt zum einen an der Erderwärmung, zum anderen aber auch an einer saubereren Luft.

Weniger Nebel am Bodensee – science.ORF.at

Die Macht der Sonne: Erneuerbare Energien im Nahen Osten

Hörtipp

37 Quadratkilometer ist der größte Solarpark Afrikas groß. Er steht mit seinen 6 Millionen Photovoltaikmodulen in Ägypten. Das von politischen Krisen und Menschenrechtsverletzungen gebeutelte Land ist aber nicht das einzige im Nahen Osten, das sich zunehmend um erneuerbare Energien annimmt. Auch Staaten, die bisher Vermögen mit ihren dreckigen fossilen Rohstoffen verdient haben, versuchen sich an nachhaltigen Energieprojekten. Ob das mehr ist als Greenwashing, hat diese Woche das JOURNAL PANORAMA in einer hörenswerten Reportage beleuchtet.

https://oe1.orf.at/player/20221103/697521

Wer die Zeche zahlt

Es war zweifellos das Leseerlebnis dieser Woche: „Global carbon inequality over 1990-2019“. Lukas Chancel listet in diesem „Nature Sustainability“-Artikel auf, wie ungerecht CO2-Emissionen je nach Reichtums-Niveau verteilt sind, national wie global.

Demnach hat die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung 2019 nur 12 Prozent der globalen Treibhausgase verursacht, das reichste Zehntel hingegen fast die Hälfte an CO2 und ihren Äquivalenten (also andere Treibhausgase eingerechnet).

Schlüsselt man die Verteilung nach Regionen auf, sind die Unterschiede ebenso krass: So emittieren die Top-Verdiener in den USA fast 70 Tonnen CO2 pro Person und Jahr, die untere Einkommenshälfte nur rund 10 Tonnen. In Europa stehen rund 30 Tonnen bei den Einkommensstärksten 5 Tonnen bei den finanziell Schwächeren gegenüber.

Der globale Durchschnitt liegt übrigens bei 6 Tonnen. In Österreich verantwortet jeder Mensch im Schnitt 7 Tonnen CO2-Äquivalente. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verursacht hingegen nur etwa 1,4 Tonnen pro Jahr. Anschauliche Grafiken finden Sie im Artikel.

Aber genug der Zahlen. Fast noch interessanter sind die Schlussfolgerungen für die Klimapolitik. Erstens hat ein Großteil der Europäer das 2030er-Ziel des Paris-Abkommens bereits erreicht (6 Tonnen). Vor allem die untere Einkommenshälfte hat die Vorgaben fast zur Gänze erfüllt, so die Berechnungen von Chancel. Deren Emissionen sind seit den 1990er Jahren auf Grund von Lohnverlusten, geringeren Konsummöglichkeiten oder Energieeffizienzmaßnahmen um 25-30 Prozent gefallen.

Ganz anders sieht die Lage bei den Vermögenden aus. Als Beispiel seien die USA oder China genannt. Dort müssten die reichsten 10 Prozent ihren Treibhausgasausstoß um 86 Prozent bzw. 70 Prozent reduzieren, um die Paris-Ziele für 2030 zu erreichen (ein Großteil dieser Emissionen kommt nicht aus dem privaten Konsum, sondern Investitionen).

Wie zieht man also die Hoch-Emittenten zur Verantwortung? Sehr viel Klimapolitik wurde in der Vergangenheit auf Kosten der Ärmeren gemacht, die ohnehin weniger Klimaschäden verursachen, meint Lukas Chancel. Das sei unverhältnismäßig. Eine zukünftige CO2-Bepreisung müsse daher mit Umverteilung gekoppelt sein, da vor allem Einkommensschwächere oft keine Konsumalternativen hätten, während Investoren sehr wohl überlegen könnten, in welche Technologien sie investieren.

Chancel denkt auch an eine Steuer, die mit zunehmenden Emissionen steigt. Dabei treffen sich seine Schlussfolgerungen mit jenen des Club of Rome: den Großteil der „Zeche“ werden die Begüterten zahlen (müssen). Die 1 Prozent Topverdiener:innen des Planeten tragen demnach rund 40 Prozent zu CO2-Steuern bei, die obersten 10 Prozent schultern ingesamt fast drei Viertel der finanziellen Last, so der Plan. 9 von 10 Europäer:innen würden nicht mehr von einer CO2-Steuer getroffen werden, und auch 77% der US-Bevölkerung bliebe die Zusatzbelastung mangels Emissionen erspart.

Momentan folgt die Klimapolitik vielfach noch dem gängigen Trend, die Kosten zu sozialisieren, die Gewinne aus Klimaschäden hingegen zu privatisieren. Wenn wir die Klimakrise bewältigen und die Kluft zwischen Arm und Reich nicht noch weiter vertiefen wollen, werden wir aus diesem Mantra wohl aussteigen müssen.

Klimagerechtigkeit für Afrika

Aufruf von Wissenschafter:innen

In rund 250 Fachjournalen, vom renommierten The Lancet bis zum British Medical Journal, fordern 16 Autor:innen mehr Unterstützung für den Kontinent. Obwohl Afrika kaum zur Klimakrise beigetragen habe, müsse es unverhältnismäßig an ihren Folgen leiden. So habe sich die Zahl der Dürren im letzten halben Jahrhundert verdreifacht.

Das Team von Wissenschafter:innen geht davon aus, dass die Klimakrise bereits rund ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts jener Länder vernichtet hat, die am stärksten von Extremwetter betroffen sind. Das Versprechen der reichen Länder, Afrika mit 100 Milliarden jährlich zu unterstützen, wurde bisher nur zum Teil eingelöst.

250 Fachjournale fordern Klimagerechtigkeit für Afrika – science.ORF.at

Mehr Verlierer als Gewinner

Pflanzensterben und Klimakrise

Der Bestand von mehr als 1.000 Pflanzenarten ist im letzten Jahrhundert geschrumpft, nur rund 700 Arten konnten ihre Populationen vergrößern. Das zeigt die Untersuchung von 7.700 Flächen in Deutschland. Zu den Verlierern zählen vor allem Arten auf Magerwiesen, die durch die intensive Landwirtschaft dezimiert wurden.

Während die Verluste sehr gleichmäßig verteilt seien, gebe es nur punktuelle Gewinner, wie ein Artikel in Nature dokumentiert. In Österreich dürfte die Situation ähnlich sein.

Pflanzenwelt: Wenige Gewinner auf Kosten vieler Verlierer – science.ORF.at

Basiswissen Klimawandel

Gratisbroschüre

Seit Beginn der Industrialisierung hat der Gehalt von Kohlendioxid in der Atmosphäre um rund 50 Prozent zugenommen. Damit ist die Konzentration des Treibhausgases höher als jemals zuvor in den vergangenen 800.000 Jahren (wahrscheinlich sogar 3 Millionen Jahren).

Infos wie diese findet man in einer übersichtlichen Broschüre namens „Was wir heute übers Klima wissen“ auf klimafakten.de, die von renommierten Forschungseinrichtungen ständig aktualisiert wird, zuletzt im September.

Das File mit „Basisfakten zur Klimakrise, die in der Wissenschaft unumstritten sind“, so der Untertitel, ist als pdf gratis downloadbar.

waswiruebersklimawissen-akt202222-09-23web.pdf (klimafakten.de)

Kurz gemeldet

Zum ersten Mal in der Geschichte Alaskas wurde der Schneekrabbenfang im Bering-Meer abgesagt. Die Bestände sind in den letzten vier Jahren von 8 Milliarden auf 1 Milliarde Tiere gefallen. Der Grund ist unbekannt.

https://orf.at/stories/3290033/

Wider die Trittbrettfahrer – Warum es globale Klimapolitik so schwer hat.

Hörtipp 1

Es ist leicht, auf internationalen Meetings globale Klimapolitik zu vereinbaren, wenn sie dann keiner kontrolliert. Und wenn einer vorprescht und wie Europa seine Industrie zwingt, klimafreundlicher zu produzieren, kann durchaus ein Kräfteungleichgewicht entstehen, von dem „dreckige“ Hersteller in anderen Erdteilen profitieren. Spannende DIMENSIONEN über die Schwierigkeit, globale Klimapolitik zu machen.

Wider die Trittbrettfahrer | DI | 18 10 2022 | 19:05 – oe1.ORF.at

Wirtschaft ohne Wachstum?

Hörtipp 2

Ob Klimaschutz und Wirtschaftswachstum kompatibel sind, wird seit dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ diskutiert. Die einen verweisen auf „grünes“ Wachstum, andere betonen, dass es bisher nicht gelungen sei, Ressourcenverbrauch und Wachstum voneinander zu entkoppeln. Ob eine Wirtschaft ohne Wachstum möglich ist, darüber streiten zwei Wirtschaftsforscher in den DIMENSIONEN.DISKUSSIONEN.

https://oe1.orf.at/programm/20221020/695017/Gruenes-Wachstum

Hitze und Schatten

Manchmal gebiert die Verzweiflung wahrlich monströse Ideen. Eine möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Bekanntermaßen erwärmen sich die Polarregionen weitaus schneller als der Rest der Erde. Die Antarktis war heuer im März um 35 Grad wärmer als sonst üblich, auch wenn minus 18 Grad noch lange nicht beschaulich klingen. Ein Team hat deshalb überlegt, wie man diese Erwärmung samt dem Abschmelzen riesiger Eismassen wie der Westantarktis oder Grönlands stoppen könnte. Das Ergebnis: Man versprüht jenseits der 60. Breitengrade Schwefeldioxid in 13km Höhe. Nach einer chemischen Umwandlung wirkt dieses Geoengineering wie ein riesiger Sonnenschirm. Dazu sind allerdings 175.000 Flüge jährlich nötig, mit Flugzeugen, die noch nicht existieren. Die großen Flieger würden dann halbjährlich zwischen den Polregionen wechseln. 125 Stück der neuen Tankflugzeuge müsste man für das Projekt bauen.

Die Idee ist auch nach Meinung seiner Erfinder:innen sehr hypothetisch und ein absolutes Notfallprojekt für die Schublade, so heise. Es dokumentiert aber auch eine zunehmende Fassungslosigkeit über die Tatsache, dass zu wenig unternommen wird, um die Erhitzung des Planeten zu stoppen.

Viele wähnen die planetare Fieberkurve noch in der Zukunft. Florida spürt sie hingegen schon unmittelbar in der Geldtasche. Dort hat der Hurrikan „Ian“ enorme Verwüstungen angerichtet. Und die Erderhitzung spielt auch hier mit: sie erhöht die Wahrscheinlichkeit derartiger Sturmereignisse. Die Schäden durch „Ian“ werden auf 40 Milliarden Dollar geschätzt. Wie orf.at schreibt, ziehen sich viele Versicherer aus Hochrisikoregionen wie dem Süden Floridas zurück und wollen Liegenschaften dort nicht mehr versichern. Gleichzeitig wurden bereits 400.000 Versicherungsnehmern gekündigt, die kaum eine Chance haben, Ersatz zu finden.

Auch wenn einige der Probleme ihre Ursachen außerhalb der Klimakrise haben, zeigt sich doch, wie schnell die Folgen der steigenden Temperaturen an uns heranrücken. Oder, wie es der Meteorologe Andreas Jäger ausdrückt: „Die Klimakrise steht nicht vor der Haustür, sie sitzt schon mitten in unserem Wohnzimmer.“

Milliardenprogramm für klimafreundliche Industrie

Klimaschutz

Mit 5,7 Milliarden Euro wird Österreich Industriebetriebe bei der Umstellung auf eine energieneutrale und klimafreundliche Produktion unterstützten. Das haben Vizekanzler Werner Kogler, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler diese Woche zugesichert. Die Gelder fließen bis 2030. Der Großteil dient zur Transformation der Industrie, ein Teil unterstützt aber auch Energieeffizienz- und Umweltmaßnahmen.

Klimaförderprogramm: 5,7 Milliarden Euro für die Industrie | Ö1 Mittagsjournal, 11.10. | Ö1 | ORF-Radiothek

Hitzewellen werden einige Gebiete der Erde unbewohnbar machen

Klimakrise

Wenn der Klimawandel so weiter geht wie bisher, werden die Sahelzone, Regionen rund um das Horn von Afrika und Teile Süd- und Südwestasiens unbewohnbar werden, weil sie „die physikalischen und sozialen Grenzen des Menschen überschreiten“. Davor warnten UNO und Rotes Kreuz diese Woche in Genf.

Die Wissenschaft prognostiziert, dass die Zahl der Toten durch extreme Hitze bis Ende des Jahrhunderts ebenso so hoch sein werde wie die der Krebstoten.

Hitzewellen werden ganze Regionen unbewohnbar machen – news.ORF.at

Extreme Dürre alle 20 Jahre

Europa

Die Hitze verschont auch Europa nicht. In West- und Mitteleuropa sind Dürren wie jene im heurigen Sommer drei bis viermal wahrscheinlicher geworden. Nach Daten der Initiative World Weather Attribution muss Europa zum jetzigen Stand der Erderhitzung alle 20 Jahre mit einer derartigen Trockenheit rechnen. Da aber kein Stopp des Temperaturanstiegs in Sicht ist, werden Dürren noch weitaus häufiger werden.

https://science.orf.at/stories/3215463/

Bebauung und Versiegelung haben großen Einfluss auf Stadttemperaturen

Landnutzung

Wandelt man Acker- in Industriefläche um, führt dies zu einem durchschnittlichen Anstieg von 12 Sommertagen, also Tagen mit einer Temperatur über 25 Grad. Diese Daten liefert das Projekt Lucretia der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG. Dahinter steckt die einfache Gleichung, dass dicht bebaute Bereiche wärmer sind, kühle Stadtteile hingegen viel Wasser- und Grünflächen besitzen. Insofern wäre die Hitzebelastung in der Stadt durch Planung gut steuerbar. „Grob gesagt können massive Änderungen der Bebauung die Zahl der Sommertage um ungefähr 20 bis 80 Prozent erhöhen oder senken,“ so die Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise.

https://science.orf.at/stories/3215503/

Wildtierbestände sinken drastisch

Artensterben

Bei mehr als 31.000 wildlebenden Wildtierpopulationen sind die Bestände im Zeitraum von 50 Jahren im Schnitt um 69 Prozent gesunken. Das zeigt der Living Planet Report 2022 auf. Die Autor:innen haben dafür 5.200 Wildtierarten – von Säugetieren über Fische bis zu Reptilien – ausgewertet.

Wie auch der jüngste IPCC-Bericht betont hat, schützt ein gesundes Ökosystem auch vor vielen Folgen des Klimawandels. Umgekehrt heizt der Verlust an biologischer Vielfalt die Klimakrise noch an.

https://science.orf.at/stories/3215535/

Kurz gemeldet

Vom Aussterben bedroht sind auch die Schwebfliegen. Etwa ein Drittel der 890 Arten gilt als sehr gefährdet.  Schwebfliegen sind sowohl als Bestäuber sehr wichtig, sie kontrollieren aber auch landwirtschaftliche Schädlinge wie Blattläuse.

Bestäuber: Schwebfliegen vom Aussterben bedroht – science.ORF.at

Tipp:

Am 15. Oktober ist „International Repair Day“. In Österreich gibt es etwa 150 Reparaturinitiativen, die sich dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen verschrieben haben. Oft ist bei Geräten wie Kaffeemaschinen oder Haartrocknern nur ein einfacher und billiger Bauteil zu ersetzen, um sie wieder funktionstüchtig zu machen. Das passiert etwa in Repair Cafés quer durch das Land. Viele Initiativen suchen noch freiwillige Helfer:innen.

Reparatur-Cafés und Initiativen – Repanet

Krisen nicht gegeneinander ausspielen

Mit dem ersten Oktober sind die Spritpreise um durchschnittlich 8 Cent pro Liter gestiegen. Seit Monatsbeginn hat der Kohlendioxidausstoß in Österreich – auch abseits des Emissionshandels für große Betriebe – einen Preis, nämlich 30 Euro pro Tonne. Bedenkt man, dass wir vor kurzem noch deutlich mehr als zwei Euro für Treibstoffe bezahlt haben, wirkt diese Erhöhung nachgerade verschwindend klein. Dennoch wurde die Einführung der CO2-Steuer aufgrund der Teuerung und der Energiekrise um drei Monate verschoben. Und auch wegen des Oktobertermins gab es eine Reihe von Protesten. Angesichts der vielen Krisen solle man die „Klimasteuer“ hintanstellen, so vielfach die Begründung.

Für viele Lobby-Gruppen ist das Ausspielen der Krisen gegeneinander ein beliebter rhetorischer Kunstgriff. Die Priorisierung der einen Krise gegenüber einer anderen dient vielleicht Partikularinteressen, geht jedoch völlig an allen intelligenten Lösungsansätzen vorbei. Biodiversitätskrise, Energie- und Klimakrise sind miteinander verwoben. Wir können sie nur systemisch und miteinander lösen, nicht eine nach der anderen. Krisen-Auslöser ist in allen Fällen die übermäßige Ausbeutung der Natur und das Abfackeln des Planeten mit fossilen Energieträgern. Es gebe weder Zeit noch Ressourcen dafür, die Krisen nacheinander zu lösen, meinte etwa der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck auf einem G7-Gipfel.

Dem Faktum, dass die Ukraine-Krise die Welternährung gefährdet, steht auf der anderen Seite die Tatsache entgegen, dass 30 Prozent der Lebensmittel weggeworfen werden und jedes zweite Getreidekorn im Futtertrog landet, um ineffizient in Fleisch verwandelt zu werden. Dieser Widerspruch ist durchaus lösbar, ohne Einbußen in der Lebensqualität und sogar mit finanziellen Vorteilen für alle.

Natur- und Klimaschutz müssen integraler Bestandteil aller Wertschöpfungsketten werden. Und das geht nur, wenn wir Krisen nicht gegeneinander ausspielen.

Städte erhitzen sich schneller als ländliche Gebiete

Erderhitzung

Städte erwärmen sich fast um ein Drittel stärker als das Umland. Das zeigt die Auswertung der Oberflächentemperaturen von rund 2.000 Städten im Zeitraum 2001 bis 2019. Mehr Grün in der Stadt kann den Temperaturanstieg allerdings mildern.

Im weltweiten Schnitt steigt die Tagestemperatur in Städten um 0,56 Grad pro Jahrzehnt, am Land nur um 0,4 Grad. Wobei es in Städten umso heißer wird, je stärker sie verdichtet sind, was vor allem in asiatischen Metropolen zunehmend zum Problem wird. So liegt dort der Temperaturanstieg über 10 Jahre bei 0,71 Grad.

Temperaturanstieg in Städten größer als auf dem Land – news.ORF.at

Australien will Artensterben stoppen

Maßnahmenplan für Biodiversität

Mit einem Aktionsplan möchte die australische Regierung seine Flora und Fauna besser schützen. Im Zentrum der Schutzbestrebungen stehen 20 Regionen und 110 Arten. Dazu zählen etwa Koalas und Wombats, Opossums oder der Rotschwanz-Rabenkakadu samt 30 Pflanzenarten. Australien sei der weltweite Spitzenreiter beim Aussterben von Säugetieren, so die australische Umweltministerin.

Australien will Artensterben stoppen – news.ORF.at

Kurz gemeldet

Ein Achtel aller Vogelarten weltweit ist vom Aussterben bedroht. Das zeigt Birdlife in seinem alle vier Jahre erscheinenden Bericht „State of the World’s Birds“. Bei fast der Hälfte aller Vogelarten geht der Bestand demnach zurück.

Bericht: Eine von acht Vogelarten vom Aussterben bedroht – science.ORF.at

Grönland hat heuer den wärmsten September seit 1979 erlebt. Im langjährigen Schnitt war es in diesem Monat um mehr als acht Grad wärmer als üblich.

Grönland: Temperaturspitzen im September – news.ORF.at

Hörtipps

Hochgebirge im Klimawandel

Schon seit Jahren taut der Gipfel des Sonnblick auf. Das Gestein musste teuer stabilisiert werden. Erst im Juli stürzte ein Teil der Südtiroler Marmolata auf Wanderer. Das sind die sichtbaren Zeichen des Klimawandels im Hochgebirge. Vieles passiert langsamer und unmerklich, wie die DIMENSIONEN dokumentiert haben.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/klima

Klimainnovation: Bildung, Wirtschaft, Wohnen, Soziales

Manchmal braucht es nur wenig, um Nachbarschaften, Grätzel oder Gemeinden lebenswerter zu machen: eine gemeinsame Begrünung kann ebenso dazu beitragen wie Outdoor-Möbel, die auch jene nutzen können, die keinen eigenen Balkon haben. In den Bundesländern wiederum schließen sich Menschen zu Energiegemeinschaften zusammen oder gründen eine soziale Landwirtschaft.

Das RADIOKOLLEG präsentiert diese Woche klimainnovative Projekte aus den verschiedensten Lebensbereichen – von Bildung bis Soziales. Sie entstanden als zivilgesellschaftliche Initiativen und wurden für das Ö1-Projekt „Reparatur der Zukunft“ eingereicht.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Weiter wie bisher oder radikale Wende

Wie versprochen, setze ich heute mit den Szenarien fort, die der Club of Rome im neuesten Bericht „Earth for All“ für unser Leben in den kommenden Jahrzehnten zeichnet. Dafür hat das Forschungsteam sein Simulationsmodell World3, das schon bei „Die Grenzen des Wachstums“ zum Einsatz kam, mit bekannten Daten aus der Vergangenheit gefüttert und die Treffsicherheit der Resultate überprüft.

Die Genauigkeit der Vorhersagen war erschreckend. „Diese weitgehende Übereinstimmung zwischen Modell und Realität sollte bei uns die Alarmglocken läuten lassen“, wie es im Bericht heißt. Einzelne Szenarien deuten sogar auf einen Kollaps im 21. Jahrhundert hin, etwa BAU (business as usual), wenn wir nichts ändern.

Die Autor:innen des „Survivalguide für unseren Planeten“ beschränken sich aber auf zwei andere Pfade, die unsere Gesellschaft wählen kann: too little too late, also halbherzige Änderungen unserer Ökonomie, oder ein Riesenschritt (giant leap).

Too little too late beschreibt „den gegenwärtigen Kurs, bei dem Gesellschaften große Reden über Nachhaltigkeit schwingen, sich tatsächlich aber nur irgendwie durchlavieren“. Hier schwindet das soziale Vertrauen, und die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich zerreißt die Gesellschaft. Der non-kollaborative Kampf um den eigenen Vorteil ruiniert die Natur und ihre lebenserhaltenden Systeme.

Die Simulation zeigt bis 2050 ein verlangsamtes Wachstum von Bevölkerung und Weltwirtschaft, eine geringere Erwerbsquote samt schwindendem Vertrauen in die Regierungen, sowie einen massiven Verlust von Flora und Fauna, gepaart mit einer „anhaltenden Armut im Süden und einer destabilisierenden Ungleichheit im Norden“. Gleichwohl hat sich einiges bis 2050 zum Besseren verändert. In Asien werden Kohlekraftwerke geschlossen, Wind- und Sonnenenergie ausgebaut. Aber die Temperaturen steigen trotz sinkender CO2-Emissionen noch immer. Zonen, „in denen die Außentemperatur das für Menschen erträgliche Maß bei Weitem übersteigt“, werden mehr.

Vor allem wegen der Fleischproduktion ist der Agrarsektor „nach wie vor hauptverantwortlich für Treibhausgasemissionen und für den Verlust der Biodiversität“.

Zudem prognostiziert der Bericht in diesem Szenario eine Zunahme von Klimamigration und globalen Pandemien. „All dies befördert den Aufstieg von Populisten und autokratischen Führern, die eine stabile Regierungsführung und die Werte der Demokratie zu unterminieren drohen.“

Das kommt einem auch im Krisen-Jahr 2022 bekannt vor.

Giant Leap hingegen bedeutet eine völlige Neuausrichtung unseres Zusammenlebens, in dem Ungleichheit reduziert und das Energiesystem und der Umgang mit Ressourcen auf völlig neue Beine gestellt und dekarbonisiert wird. Dem zugrunde liegt die Erfahrung, dass „gerechte Gesellschaften besser funktionieren als ungerechte.“ Deshalb propagiert „Earth for All“ eine „Wohlergehensökonomie“, in der „den reichsten 10 Prozent nicht mehr als 40 Prozent des jeweiligen Nationaleinkommens zusteht.“ (Zum Vergleich: In Österreich besitzt 1 Prozent der Bevölkerung rund 40 Prozent des Vermögens).

Wohlstand für alle entsteht durch die Bewirtschaftung der globalen Gemeingüter. Private Investoren können also die Natur nicht mehr nach Lust und Laune ausbeuten und monetarisieren, weil sie im Besitz aller ist. Die Nutzung von Ressourcen fließt in Bürgerfonds, die wiederum das Bildungs- und Gesundheitswesen oder ein Grundeinkommen finanzieren. 

Die reichsten Länder sind in giant leap bis 2050 völlig emissionsfrei, China und Indien bis 2060.

Die Ausweitung landwirtschaftlich genutzter Flächen wird schon 2030 gestoppt (dazu weiter unten eine aktuelle Studie).

Durch die globale Ausweitung des Wohlstands leben 2050 neun Milliarden Menschen auf dem Planeten, eine Milliarde weniger als im too little too late-Szenario.

Zur Veranschaulichung verfolgt der „Überlebensratgeber“ die fiktiven Lebensgeschichten von vier Frauen aus reichen wie armen Weltgegenden, von Los Angeles bis Dhaka (in Bangladesch), und zwar über das Jahr 2050 hinaus. Egal ob begütert oder in den Slums aufgewachsen: ihr Lebensglück, ihre Gesundheit und Bildung oder ihre Lebenschancen werden von too little too late ebenso massiv beeinflusst wie von giant leap.

Wenn Sie wissen wollen, wie die 2020 geborenen Frauen dieses Jahrhundert durchleben, je nachdem, wie unsere Gesellschaften sich entscheiden, dann sei Ihnen „Earth for All“ ans Herz gelegt.

Ihr

Franz Zeller

„Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten.“ Oekom Verlag 2022.

Natur-Gesetz

PIK fordert „Carbon Law for Nature”

Der Landsektor, inklusive Land- und Forstwirtschaft, emittiert derzeit jährlich 12 Milliarden Tonnen Treibhausgase. Eine Veränderung der Landnutzung ist deshalb unerlässlich, wenn wir die Erderhitzung bei 1,5 Grad eindämmen wollen. Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK hat berechnet, dass die Emissionen aus dem Sektor dafür bis 2030 auf netto-null sinken müssen. Laut dem berechneten „Carbon Law for Nature“ soll die Landnutzung bis 2050 zu einer Kohlenstoffsenke werden und dann 10 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen.

„Selbst wenn Energie und Industrie ihre Klimaschutzziele erreichen, werden wir ohne dringende Maßnahmen im Landsektor nicht in der Lage sein, die Erwärmung zu begrenzen“, sagt Johan Rockström, Direktor des PIK.

Im nächsten Jahrzehnt hängen 80% des Klimaschutzpotentials im Landsektor davon ab, ob es gelingt, Landwirtschaft und Ernährung umzugestalten bzw. die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Die Natur als Schlüssel für eine klimasichere Zukunft: Neue Exponential Roadmap-Initiative für natürliche Klimalösungen — Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (pik-potsdam.de)

Fleisch

Lebensmittel- und Klimakrise

Würden wir weniger Fleisch essen, könnte der Planet eine Milliarde mehr Menschen ernähren. Wie eine Studie der finnischen Universität Aalto zeigt, verbraucht die Nutztierhaltung derzeit ein Drittel der weltweiten Getreideproduktion, ein Viertel des gefangenen Fisches und große Mengen Pflanzenöle und Hülsenfrüchte.

Dabei gäbe es selbst für die Fleischerzeugung eine Menge ungenutzter Ressourcen, etwa Zuckerrübenschnitzel, Getreidekleie, Treber oder Ernterückstände wie Samen und Schalen. Fischmehl könnte statt aus dem gesamten Fisch aus Fischnebenprodukten kommen.

Das Forschungsteam räumt aber ein, dass unter einer Aufwertung dieser Nebenprodukte auch die Qualität des Futters und die Produktivität leiden könnte. Gleichzeitig sinken der Treibhausgasausstoß und der Düngemittelbedarf, so die Studie.

Lebensmittelkrise: Umverteilung könnte eine Milliarde ernähren – science.ORF.at

Kurz gemeldet:

Noch nie seit Aufzeichnungsbeginn sind die Alpengletscher so schnell geschmolzen wie im Sommer 2022, dem viertwärmsten Sommer der Messgeschichte. Das zeigen Daten aus Österreich und der Schweiz.

Klimaerwärmung: Alpengletscher schmelzen in Rekordtempo – science.ORF.at

Wie Kollege Daniel Schrott dokumentiert hat, liegt der Neusiedlersee noch immer 51cm unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Differenz entspricht 160 Millionen Kubikmeter Wasser.

https://twitter.com/DanielSchrott/status/1572676780225630208?s=20&t=nubv1_MkiJs5I1NCoPBc8w

Durch die Trockenheit im Frühjahr und Sommer wurden heuer 20 Prozent weniger Getreide geerntet. Besonders betroffen sind Weizen, Mais und Gerste, aber auch Sojabohnen und Zuckerrüben haben unter dem Wassermangel gelitten.

Klimaerwärmung: Trockenheit verringert Ernte – science.ORF.at

Die Klimakrise ist eine soziale Krise

Ich lasse mich gern überraschen. Manchmal sind Überraschungen aber auch ernüchternd. Jüngst kam ich im Freundeskreis via visualcapitalistmit einer Karte in Berührung, die für alle Länder das Überflutungsrisiko ausweist. Österreich ist nach den Niederlanden das meistgefährdete Land in Europa. Es liegt, was das Überschwemmungs-Risiko betrifft, auf Platz 18 weltweit. Ist es in den Niederlanden der steigende Meeresspiegel, kommen die Fluten in Österreich potentiell von den Flüssen.

Global gesehen liegen die Länder mit den meisten Betroffenen in Asien. So sind allein in China 395 Millionen durch Hochwässer gefährdet, in Indien 390 Millionen. In Vietnam und Bangladesch ist die absolute Zahl der Gefährdeten kleiner, dafür lebt aber ein großer Teil der Bevölkerung in gefährdeten Regionen (Vietnam 46%, Bangladesch 58%). Wie stark die Verbindung zwischen der Klimakrise und den massiven Überschwemmungen in Pakistan ist, hat gerade erst eine Berechnung des Netzwerks World Weather Attribution gezeigt.

Die Karte auf visualcapitalist beruht auf einer Nature-Studie, deren Autor:innen mehrfach auf den Zusammenhang zwischen Überschwemmungsrisiko und Armut hinweisen.

Und genau diesem Zusammenhang zwischen ökonomischer Stellung und Klimakrise widmet sich auch der neue Club of Rome-Bericht, den ich an dieser Stelle schon angesprochen habe.

„Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten“ verlangt fünf „außerordentliche Kehrtwenden“, um der Klimakrise zu begegnen:

  • die Beendigung der Armut
  • die Beseitigung der eklatanten Ungleichheit
  • Empowerment der Frauen
  • den Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems
  • den Übergang zum Einsatz sauberer Energie

So radikal die Ideen klingen mögen: sie haben nichts Umstürzlerisches und lassen sich innerhalb des existierenden Wirtschaftssystems verwirklichen. Die Autor:innen verweisen explizit auf die Notwendigkeit, dass die Lösungen für die globale Mittelschicht „akzeptabel, fair und erschwinglich sein müssen“, um nicht auf heftigen Widerstand zu stoßen. So dürfe die bereits eingeleitete Energiewende auch nicht historische Ungerechtigkeiten perpetuieren, weil sie dadurch die Kluft zwischen Arm und Reich nur noch größer machen und Gesellschaften weiter destabilisieren würde.

Der Aufwand für das neue Miteinander ist nach den Berechnungen des Thinktanks gering: Nur 2-4 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts müssten für eine resilientere Zivilisation und eine nachhaltige Energie- und Nahrungsversorgung aufgewendet werden. Der Markt allein wird diesen Übergang allerdings nicht bewerkstelligen, wie es im Buch heißt. Stattdessen brauche es aktivere Regierungen als bisher.

Und die werden auch die destabilisierende Kluft zwischen Arm und Reich schließen müssen, denn: „Die Umverteilung des Wohlstands ist nicht verhandelbar. Langfristige wirtschaftliche Ungleichheit in Verbindung mit kurzfristigen Wirtschaftskrisen … trägt zu wirtschaftlicher Angst, Misstrauen und politischer Dysfunktion bei.“ Und so sollen nach Meinung des Club of Rome auf die reichsten 10 Prozent der Welt nicht mehr als 40 Prozent des Nationaleinkommens entfallen, auch weil eklatante Ungleichheiten und die damit verbundene ökonomische Machtkonzentration nicht zu langfristigen, nachhaltigen Entscheidungen führen, sondern im Gegenteil die Demokratie gefährden.

Die radikale Kehrtwende müsse allerdings bis 2050 geschehen. Und um niemanden zurückzulassen, schlagen die Autor:innen (zum Club of Rome gehören u.a. Maja Göpel oder Hans J. Schellnhuber) einen Bürgerfonds vor, der die Bevölkerungen „vor unvermeidlichen wirtschaftlichen Disruptionen“ schützt. Gespeist wird dieser Fond u.a. aus dem Privatsektor, der für die Nutzung nationaler und globaler Gemeingüter bezahlen muss – „für die Entnahme von Ressourcen, die unter dem gemeinsamen Schutz aller in der Gesellschaft stehen. Hierzu zählen fossile Brennstoffe, Land, Süßwasser, die Meere, die Mineralien, die Atmosphäre, aber auch Daten und Wissen.“ Die Einnahmen aus dem Bürgerfonds werden gleichmäßig an die Bürger:innen ausgeschüttet.

Im Grunde greift der Club of Rome bei diesen ökonomischen Vorschlägen auf eine breitere Definition des Gemeinguts zurück. Erst vor einer Woche wurde ich von der Künstlerin Giulia Foscari wieder daran erinnert, die die bedrohte Antarktis als Gemeingut bezeichnete, weil sie für das Wohl des Planeten und der globalen Bevölkerung unerlässlich ist.

„Earth for All“ unterlegt diese Vorschläge mit zwei Klimakrisen-Szenarien: so weitermachen wie bisher (Business as usual) und die radikale Kehrtwende (Giant Leap). Diese Szenarien wurden mit einem Programm simuliert, das schon den „Grenzen des Wachstums“ Daten lieferte und in den vergangenen Jahren weiter optimiert wurde. Welche spektakulären Vorhersagen der Club of Rome auf Basis dieser Simulationen macht, schreibe ich Ihnen nächste Woche.

Ihr

Franz Zeller

„Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten.“ Oekom Verlag 2022.

EU gegen Abholzung

Importverbot für waldschädigende Waren

Palmöl, Soja, Kakao, Kaffee, Fleisch oder Leder sollen in Zukunft nur mehr importiert werden dürfen, wenn dafür keine Wälder abgeholzt oder verbrannt werden. Dafür hat das EU-Parlament in dieser Woche gestimmt. Der Beschluss muss allerdings noch mit den EU-Staaten ausverhandelt werden, die sich ein weniger strenges Importverbot wünschen.

Abholzung ist derzeit für rund 11 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich.

Gegen Abholzung: EU-Parlament stimmt für Importverbot – news.ORF.at

Baumsterben

Wälder durch Klimakrise gefährdet

In Mitteleuropa, dem Westen Nordamerikas und dem östlichen Amazonas sind Wälder aufgrund der Fieberkurve des Planeten besonders vom Absterben bedroht. Das zeigt eine interaktive Karte, die in Science veröffentlicht wurde. In den betroffenen Regionen könnten viele Baumarten verschwinden. Damit kann der Wald nicht mehr seine Funktion als Kohlenstoffspeicher erfüllen.  „Aktuell ist im globalen Waldbestand ungefähr genauso viel Kohlenstoff gespeichert, wie in der Atmosphäre. Der Wald nimmt jedes Jahr circa zehn bis zwanzig Prozent der von Menschen verursachten CO2-Emissionen gleich wieder auf“, sagt der Ökologe Rupert Seidl. Nach Aussagen des Forschers der TU München hat sich das Baumsterben allein in Mitteleuropa in den vergangenen 35 Jahren verdoppelt.

Klimarisikokarte: Wo Wälder weltweit besonders gefährdet sind – science.ORF.at

Der Öko-Stups

Hörtipp 1

Längst beschäftigt sich ein eigener Wissenschaftszweig mit der Frage, wie man Menschen dazu bringt, ihr Verhalten zu ändern. Das ist gerade auch in unserem Umgang mit Energie oder Müll notwendig. Beim Abfall hat das „nudging“, also die intelligente Verhaltenslenkung, in Österreich recht gut funktioniert. Beim Glassammeln etwa liegen wir mit 80 Prozent Recyclingquote 10 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Unterwegs sind Menschen in Österreich hingegen sehr nachlässig beim richtigen Entsorgen von Müll, wie die DIMENSIONEN anlässlich des World Cleanup Day am 17. September dokumentieren.

https://oe1.orf.at/player/20220914/691158

Jetzt aber wirklich: Energiesparen!

Hörtipp 2

Verhaltensaufforderungen zum Energiesparen funktionieren. Katastrophenkommunikation scheint hingegen keine gute Wahl, wenn man Menschen die Klimakrise nahebringen will. Die Überzeugten fühlen sich zwar bestätigt, aber die Unsicheren reagieren mit Verdrängung, sagt die Verhaltensökonomin Katharina Gangl. PUNKT EINS hat in dieser Woche beleuchtet, wie Energiesparen gelingen kann und wo gerade in der energieintensiven Heizsaison die größten Hebel liegen.

https://oe1.orf.at/player/20220914/691140

Viel Wasser, wenig Wasser

Dieser Sommer war eine Zeitmaschine. Sie hat uns zwar nur ein paar Jahre in die Zukunft transportiert, aber dabei gezeigt, mit welchen Temperaturen und Dürren wir bald regelmäßig zu rechnen haben. „Der Sommer 2022 ist erneut ein Warnzeichen dafür, dass extremere Sommer bereits zur Regel geworden sind“, meint Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Sie sind gekennzeichnet durch häufigere Hitzewellen jenseits der 35°C-Marke und anhaltende Phasen ohne flächendeckenden Regen. Stattdessen lokal begrenzter Sturzregen, der Monatsmengen überschreiten kann und dann eher abfließt als versickert. Eine Entwicklung, die sich seit Jahrzehnten immer stärker auch in Messdaten abzeichnet und weit über die Sommermonate hinaus reicht.“

Auch Satellitendaten zeigen deutlich, dass in vielen Teilen Europas weniger Wasser im Boden und im Grundwasser gespeichert ist. Das hat einerseits mit fallenden und unregelmäßiger werdenden Niederschlägen zu tun, andererseits mit der stark steigenden Verdunstung durch höhere Temperaturen.

Und diese Temperaturen fordern direkt wie indirekt Opfer. In Deutschland starben laut einer Helmholtz-Studie zwischen 2018 und 2020 rund 20.000 Menschen an der Hitze, doppelt so viele wie im Straßenverkehr.

Auch Alexander Orlik von der ZAMG bestätigt, dass 2022 den Trend zu immer heißeren Sommern fortsetzt. So waren die Monate Juni, Juli und August um 1,6 Grad wärmer als im Schnitt der Jahre 1991 bis 2020. Vergleich man sie mit dem Mittel der Jahre 1960 bis 1990, weichen die Temperaturen sogar um 3,4 Grad ab.

Spannendes ist vom „Club of Rome“ zu erwarten. In ein paar Tagen erscheint sein Bericht „Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten“. 50 Jahre nach seinem legendären Report „Grenzen des Wachstums“ plädiert der Club of Rome darin für eine radikale Umverteilung des Reichtums, da ansonsten die Klimakrise nicht zu bewältigen sei. So viel kann man zumindest Vorab-Informationen zum Buch entnehmen. Sobald ich die 250 Seiten gelesen habe, werden Sie an dieser Stelle mehr über den „Survivalguide“ und die Verbindung von sozialen und klimatischen Problemen erfahren.

Ihr

Franz Zeller

Bilanz: Hitzesommer bot Blick in die Zukunft – news.ORF.at

Erderhitzung bedroht Trinkwasser

Grundwasser durch Verschmutzung gefährdet

Durch die höheren Temperaturen schwindet das Grundwasser. Zusätzlich gelangt mehr Schmutz aus Bächen und Flüssen in das Grundwasserreservoir. Das berichtet ein deutsch-österreichisches Forscherteam. Bislang speiste das Grundwasser Seen und andere Oberflächengewässer. Weil aber der Grundwasserspiegel weltweit sinkt – u.a. durch überzogene Wasserentnahmen für die Landwirtschaft, fehlt nun der Gegendruck, und es kommt verstärkt Fließwasser in den Untergrund. 

Wie Christian Griebler von der Universität Wien meint, wird dadurch das Grundwasser zunehmend mit Resten von Medikamenten, Haushaltschemikalien, künstlichen Süßstoffen und anderen Schadstoffen angereichert.

Helfen würde etwa, industriell wie privat Wasser zu sparen und damit vor allem in gefährdeten Gebieten im Osten und Südosten Österreichs das Grundwasser zu entlasten. Meteorologen sagen etwa für das Weinviertel, das Burgenland oder die Südsteiermark in Zukunft weniger Niederschläge vorher.

Mehr verschmutztes Flusswasser im Trinkwasser – science.ORF.at

Verschätzt

Meeresspiegelanstieg durch Grönlandeis höher als gedacht

Auch bei den Prognosen für den Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen Grönlands hat der Weltklimarat IPCC zu defensiv geschätzt und muss jetzt nach oben korrigieren. Allein die bisherige Erwärmung wird zu einem Verlust der Eismasse von 3,3 Prozent führen. Das bedeutet voraussichtlich schon bis Ende dieses Jahrhunderts einen um mindestens 27,4 Zentimeter höheren Meeresspiegel. Das zeigt eine Studie in „Nature Climate Change“.

Noch 2021 publizierte das IPCC eine Berechnung, wonach selbst bei einem anhaltend hohen CO2-Ausstoß bis 2100„nur“ mit einem Meeresspiegelanstieg von 18 Zentimetern zu rechnen sei.

Meeresspiegelanstieg durch Grönland-Eis unvermeidlich – science.ORF.at

Kein Fortschritt in österr. Verkehrspolitik

Ernüchternde Studie

In zehn Ländern ist es gelungen, die Emissionen aus dem Verkehr zwischen 1995 und 2018 um bis zu 26 Prozent zu senken. In Österreich stieg der Schadstoff-Ausstoß in diesem Zeitraum sogar noch (via Der Standard).

Welche Faktoren zu einer klimafreundlichen Verkehrswende geführt haben, listet eine in Nature Energy erschienene Studie auf. Demnach verteuerten alle erfolgreichen Länder die Kosten des Autofahrens, indem sie entweder die Treibstoffpreise erhöhten, Maut verlangten und Energie insgesamt verteuerten (z.B. durch CO2-Bepreisung) oder indem sie Anreize schufen, um auf Elektro- bzw. emissionsärmere Autos umzusteigen. Meist war ein Bündel von verkehrspolitischen Maßnahmen für die Emissionsreduktionen verantwortlich.

Weltweit stößt der Verkehr rund ein Viertel der klimaschädlichen Gase aus.

https://www.derstandard.at/story/2000138448665/studie-stellt-oesterreichischer-verkehrspolitik-schlechtes-zeugnis-aus

Kurz gemeldet

Die Temperatur in der Arktis stieg in den vergangen 40 Jahren viermal so schnell wie im globalen Schnitt. Das bedeutet 0,75 Grad mehr pro Jahrzehnt.

Temperatur in Arktis steigt viermal so schnell – science.ORF.at

Würde man Gebäude in Zukunft zu 90% aus Holz bauen, könnte man gegenüber den sehr CO2-intensiven Baustoffen Beton und Stahl bis Ende des Jahrhunderts 106 Gigatonnen Kohlendioxid einsparen. In der Realität wird das aber nur bedingt möglich sein, da man für dieses Extremszenario die Baumkulturen um 3,6 Millionen Hektar pro Jahr ausweiten müsste – im Vergleich zu 2 Millionen Hektar derzeit.

Baumaterial: Weniger Emissionen durch Häuser aus Holz – science.ORF.at

Die Bio-Wein-Bewegung

Hör-Tipp 1

Vor zwei Jahrzehnten wurden Winzerinnen und Winzer noch belächelt, wenn sie Wein biologisch herstellten. Mittlerweile hat sich eine ansehnliche Bio-Wein-Szene etabliert, die auch bei Verkostungen reüssiert, wie das RADIOKOLLEG diese Woche dokumentiert. Studien zufolge werden ökologisch hergestellte Weine im Vergleich zu konventionellen als geschmacklich besser und hochwertiger eingestuft.

Aber auch die Bio-Wein-Szene teilt sich in unterschiedliche Lager: Während man im bio-organischen Landbau auf sehr viel Fachwissen über Pflanzenschutz und Bodenbewirtschaftung setzt, bezieht der bio-dynamische Ansatz auch durchaus umstrittene Theorien wie jene des Anthroposophen Rudolph Steiner mit ein.

https://oe1.orf.at/artikel/696821/Die-Bio-Wein-Bewegung

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie

100% erneuerbare Energien

Hörtipp 2

Wie wir zur Gänze aus fossilen Energien aussteigen können, wurde lange Zeit gar nicht beforscht. Die DIMENSIONEN haben mit Christian Breyer gesprochen und erfahren, warum diese gesellschaftliche und ökologische Vision jahrzehntelang überhaupt nicht auf der wissenschaftlichen Agenda stand.

https://oe1.orf.at/player/20220901/688379

Wenn der Asphalt kocht

Mittlerweile ist es so gut wie offiziell, dass die Vorhersagen der Klimaforscher:innen nicht richtig waren – aber nicht so, wie wir uns das vielleicht wünschen würden. So gut wie jeder IPCC-Bericht hat unterschätzt, mit welcher Geschwindigkeit sich die Erde erhitzt. Wie in diesem Newsletter schon erwähnt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass wir die 1,5-Grad-Schwelle der globalen Durchschnittstemperatur schon bis 2026 überschreiten werden, und nicht erst bis 2040. Vor sieben Jahren war dies noch undenkbar, auch in großen Teilen der Wissenschaftsgemeinde.

Umso paradoxer wirkt es, dass sich in dieser Woche quer durch Europa ein Teil der großen CO2-Schleudern, namentlich der Transportsektor, selbst lahmlegte: Da konnten plötzlich Flugzeuge auf dem Londoner Luton-Airport nicht mehr landen, weil in der englischen Hitzewelle mit rund 40 Grad die Oberfläche des Runways schmolz.

In Norditalien wiederum führten Waldbrände in Folge der Dürre zur Sperre von Autobahnen. Und in den Niederlanden musste man Straßen und Brücken mit Streusalz und Wasser kühlen, damit sie nicht wegfließen.

Dürren werden in Zukunft zum europäischen Wettergeschehen gehören. Rund die Hälfte des Kontinents leidet schon derzeit an Trockenheit. Länder wie Spanien, Portugal, Frankreich, Italien oder Rumänien müssen mit Ernterückgängen rechnen.

Umso irritierender ist ein Video, das diese Woche dank @leseerlaubnis in meinen Twitter-Feed gespült wurde: Es zeigt den deutschen Journalisten Hoimar von Ditfurt, wie er bereits 1978 auf Basis der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre die Erderhitzung erklärt und bis 2050 mit 2 – 3 Grad mehr rechnet. Recht viel haben wir bisher nicht getan, um diese Prognose kraft Dekarbonisierung zu widerlegen.

Wenn Sie also eine Minute zwanzig Zeit haben, dann schauen Sie sich das an.

Ihr

Franz Zeller

https://orf.at/stories/3276942/

Dürre heizt Energiekrise an

Weniger Strom

In vielen Teilen Europas sind seit dem Winter die Niederschläge ausgeblieben. Das macht auch den Wasserkraftwerken zu schaffen. In Portugal liefern sie um zwei Drittel weniger Energie als sonst üblich. Zum Ausgleich wurde mehr Erdgas in Gaskraftwerken verheizt. Ähnlich ist die Situation in Spanien und in Italien: Dort ging die Energiegewinnung aus Wasserkraft bis Ende Juni um die Hälfte zurück. In Frankreich wiederum fehlt Kühlwasser für Atomkraftwerke. Einige AKWs dürfen nun Wasser über Ausnahmegenehmigungen wärmer als sonst üblich in die Flüsse einleiten und gefährden damit das ökologische Gleichgewicht von Flora und Fauna.

Fehlender Strom: Hitze und Dürre befeuern Energiekrise – news.ORF.at

Mediterrane Bäume für die Alpen

Ökologie

Ungarische Eichen und italienische Tannen könnten in Zukunft die Fichte und andere heimische Baumarten ablösen. Die Kiefer etwa kommt mit den zunehmenden Trockenheitsphasen schlecht zurecht. Deshalb erprobt das Bundesforschungszentrum für Wald neue hitzeresistente Baumarten, u.a. aus dem Mittelmeerraum.

https://noe.orf.at/stories/3165230/

Erhitzung raubt Erdbeeren den Duft

Insekten und Ökologie

Bei einer durchschnittlichen Temperatursteigerung von 5 Grad verlieren Erdbeeren ihren Duft. Damit werden sie auch von Insekten nicht mehr gefunden und bestäubt. Das hat der brasilianische Insektenforscher Guaraci Duran Cordeiro in Kooperation mit dem Salzburger Pflanzenökologen Stefan Dötterl herausgefunden. Sie untersuchten, wie Buchweizen, Raps und Erdbeere auf Westliche Honigbiene, Dunkle Erdhummel und Rote Mauerbiene wirken, wenn die Temperaturen steigen. Am besten vertrug der Raps die Erwärmung.

https://science.orf.at/stories/3214152/

Antarktische Biomasse in Gefahr

Biodiversität

Die Erwärmung setzt auch dem antarktischen Bakterium Pseudoalteormonas haloplanktis zu. Es verträgt zwar Temperaturen zwischen minus 2,5 und 29 Grad, zeigt aber schon bei 20 Grad Zeichen von Hitzestress. Insgesamt kann es seine Überlebensgrenze nur um 1 Grad nach oben verschieben, ab 30 Grad ist Schluss.

Kälteangepasste Bakterien wie P. haloplanktis machen den größten Teil der Biomasse auf der Erde aus und stehen in der Nahrungskette ganz unten. Sterben sie aus oder reduziert sich ihr Bestand stark, leiden auch Säugetiere wie die Wale dramatisch.

https://science.orf.at/stories/3214131/

Earth Overshoot Day

Tipp

Am 28. Juli haben wir jene Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr hergibt. Danach leben wir sozusagen auf Schulden – vor allem zu Lasten unserer Kinder. Seit 1971 errechnet das „Global Footprint Network“ den Earth Overshoot Day. Damals fiel dieser Tag noch auf den 25. Dezember. Das bedeutete, dass der Planet nur 6 Tage auf Pump lebte. Heute sind es mehr als 5 Monate.

Österreichs Overshoot Day war übrigens schon am 6. April. Die ökologische Geldbörse wäre damit, umgerechnet auf einen Monat, schon etwa am 10. leer.

Kurz gemeldet

Auf der Suche nach technischen Lösungen für die CO2-Speicherung, haben Forscher:innen ein vielversprechendes Bakterienenzym entdeckt. Es stammt aus einer Mikrobe, die 1981 in Zentralafrika gefunden wurde.

https://science.orf.at/stories/3214226/

In Australien ist die Zahl der bedrohten Arten in den letzten fünf Jahren um acht Prozent gestiegen. Von den 400 Säugetierarten des Landes leben 320 ausschließlich auf dem Kontinent, etwa Wombats oder eierlegende Schnabeltiere.

Bericht: Australiens Umwelt leidet – science.ORF.at

Der Autoverkehr von morgen

Hörtipp

Wie sich die deutsche Agentur für Erneuerbare Energien die automobile Zukunft vorstellt, hat sie kürzlich bei einer Tour durch das Ruhrgebiet gezeigt. Die Ideen reichen von der durchaus umstrittenen Beimischung von Biodiesel zu fossilen Kraftstoffen bis zu riesigen Schnellladestationen. Die DIMENSIONEN haben aufgezeichnet, was heute in Sachen Autoverkehr erprobt wird, und die Projekte von unabhängigen Expert:innen einordnen lassen.

https://oe1.orf.at/player/20220718/685641